Therapiehund-Einsatz von der Kita bis ins Pflegeheim

Ein Interview zum Thema tiergestützte Arbeit mit Sandra Richter von Perroactivo

Hannes – Therapiehund aus Leidenschaft

Wie sind Sie eigentlich auf den (Therapie)-Hund gekommen?

Pflege-durch-Angehoerige.de: Frau Richter, schön dass Sie Zeit für ein Interview gefunden haben. Sie arbeiten mit Ihrem Therapiehund Hannes in verschiedenen Einrichtungen für Groß und Klein, also von der Kita bis zum Pflegeheim.

Wie sind Sie eigentlich auf den (Therapie)-Hund gekommen?

Sandra Richter: Einer meiner langjährigen Träume war es, einen Hund zum Therapiehund auszubilden und das Tier bei meiner Arbeit als Physiotherapeutin einzusetzen. Diese Idee hat nach und nach Form angenommen. Nach reiflicher Überlegung, welcher Hund geeignet sein könnte, wo ich die Ausbildung mit ihm durchlaufen möchte und dann das Absolvieren zahlreicher Prüfungen, arbeiten Hannes und ich nun Seite an Seite.

Hannes ist ein dreijähriger Flat Coated Retriever Rüde, der seit seinem Welpenalter bei mir lebt.

Ausbildung zum Therapiehund

Pflege-durch-Angehoerige.de: Wann haben Sie begonnen, Hannes zum Therapiehund ausbilden zu lassen?

Sandra Richter: Hannes war von Anfang an mit im Einsatz. Das bedeutete zunächst, kurze Einheiten, die lediglich dazu dienten, ihn an bestimmte Situationen im Zusammenhang mit Patienten, deren Eigenarten und diverse Hilfsmittel zu gewöhnen. Hannes hat dadurch frühzeitig gelernt, keine Scheu vor Rollstühlen, Gehilfen, Beatmungsmaschinen und Menschen zu haben, die ungewohnte Lautäußerungen von sich geben.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Die Ausbildung zum Therapiehund ist ja nun eine ganz spezielle Ausbildung. Können Sie uns mehr dazu sagen?


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Sandra Richter: Nach der Grundausbildung in einer ortsansässigen Hundeschule haben wir bei Social Dogs die Therapiehunde-Team Ausbildung durchlaufen. Hier liegen auch einige Unterschiede, die zu beachten sind.Es gibt die Möglichkeit, als Besuchs-, Team oder Therapiehund-Team zu agieren.

Ein Besuchshund-Team besteht aus einem speziell ausgebildeten Hund und dessen Hundehalter, der in diesem Falle keine Fachausbildung im medizinischen, pädagogischen oder therapeutischen Bereich absolviert hat.Beim Therapiehund-Team hat der Hund eine Spezialausbildung und der Halter eine Fachausbildung in einem der genannten Bereiche.

Die Spezialausbildung zum Besuchshunde-Team durchlaufen Hund und Halter in der Regel gemeinsam. Allerdings ist das abhängig vom Ausbildungskonzept. Sicherlich gibt es auch andere Ansätze und Möglichkeiten.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Macht es Sinn, auch als nicht ausgebildetes Team mit einem Hund in ein Pflegeheim zu gehen?

Sandra Richter: Im Gegensatz zu ausgebildeten Teams kommt es immer häufiger vor, dass Privatleute mit ihren Tieren in Einrichtungen gehen, um den Bewohnern Gutes zu tun. In einigen Fällen mag das zutreffen. Bedenken sehe ich jedoch darin, ob über mögliche Komplikationen hinreichend nachgedacht wurde.

In den Ausbildungen wird speziell darauf geachtet, ob und für welche Einsatzbereiche der Hund geeignet ist. Die Halter werden geschult zu erkennen, wann ein Hund mit einer Situation überfordert ist. Die Halter lernen, Stresssymptome wahrzunehmen und somit mögliche Konflikte zu vermeiden.Weiterhin wird vermittelt, wie eine Einheit gestaltet werden kann, damit Teilnehmer und Hund Freude daran haben.


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Wie können Förderungen bzw. Lerneffekte erzielt werden. Es soll ja nicht ausschließlich ein Streicheln des Hundes stattfinden. Es wird geschult, wie geschickt Pausenzeiten für das Tier eingebaut werden können, ohne die Einheit zu stören.Leider werden diese Aspekte häufig nicht bedacht, wenn Halter und Hund einfach losziehen.

Es ist aber auch sehr verführerisch, wenn der Hund nichts tut und es scheint, als hätte er viel Freude daran, sich streicheln zu lassen und zu allen Menschen Kontakt aufzunehmen. Vorsicht bitte, manchmal scheint das wirklich nur so und der Halter interpretiert das Verhalten seines Tieres nicht richtig.Ich möchte es gar nicht verteufeln, dass Besuche mit Tieren in Einrichtungen stattfinden.

Mir ist es lediglich wichtig, darauf hinzuweisen, einen Besuch gut zu durchdenken. Der Schutz des Tieres und des Menschen sollte an erster Stelle stehen.

Einsatz des Therapiehundes

Pflege-durch-Angehoerige.de: In welchen Einrichtungen arbeiten Sie mit Hannes?

Sandra Richter: Hannes´ Hauptarbeitsfeld sind Therapieeinheiten mit Kindern. Hier wirkt er wie ein Türöffner und ich habe häufig einen schnelleren Zugang zu den Patienten.

Außerdem erledigen Kinder die von ihnen geforderten Übungen viel lieber und intensiver, wenn sie diese für oder mit Hannes durchführen.Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass alle rufen „Hannes ist da! Hallo Hannes!“, wenn wir um die Ecke biegen. Ich bin da häufig nur noch Nebensache.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Ist Hannes eigentlich immer „einsatzbereit“?

Sandra Richter: Es kann immer einmal vorkommen, dass der Hund an einem Tag nicht einsatzfähig ist und die Therapie trotzdem stattfinden muss. Deshalb achte ich darauf, dass das Tier ein Assistent ist und in der Therapie verzichtbar bleibt.

Was bewirkt ein Therapiehund?

Pflege-durch-Angehoerige.de: Frau Richter, was glauben Sie, ist das Besondere an Hannes?

Sandra Richter: Beeindruckend an Hannes ist, dass er ein Gespür für den Menschen hat, mit dem er gerade arbeitet. So passt er sein eigenes Temperament dem Teilnehmer an. Wenn wir z.B. bei Kindern mit schweren körperlichen und geistigen Defiziten sind, bewegt er sich langsamer oder legt sich direkt zu ihnen, wenn er die Erlaubnis bekommt.

Durch den Körperkontakt zu Hannes und seine gleichmäßigen Atemzüge entspannen sich die Patienten. Ihr häufig sehr hoher Muskeltonus wird weniger und sie lassen sich besser durchbewegen. Auch die Berührungen durch die Hundeschnauze oder Pfote führt in vielen Fällen dazu, dass die Patienten lockerer werden. Das erleichtert mir meine physiotherapeutische Arbeit.

Nach Aussagen der Pflegekräfte und Angehörigen, hält der entspannte Zustand auch nach dem Hundebesuch noch längere Zeit des Tages an.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Welche Veränderungen treten bei den Patienten nach dem „Hausbesuch“ von Hannes auf?

Sandra Richter: Der Gemütszustand der Teilnehmer oder Patienten ändert sich meist durch den Einsatz des Hundes. Die Konzentrationsfähigkeit ist gesteigert und die Motivation, mitzuarbeiten, ist stärker. Und sie wirken oft einfach fröhlicher beim Anblick des Hundes.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Sind diese Veränderungen bei älteren Menschen anders als zum Beispiel bei Kindern?

Sandra Richter: Das alles ist nicht abhängig von der Altersklasse der Teilnehmer. Ein Besuch im Seniorenheim ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Pflegekräfte und Betreuer haben mir ca. 15 Senioren in den Aufenthaltsraum gebracht und in einer Runde platziert.

Ein Teil der Gruppe litt an Demenz, einige waren geistig noch sehr fit. Körperliche Einschränkungen unterschiedlichster Art hatten alle.Hannes ist zur Begrüßung zu jedem hingegangen. Im Anschluss hat er kleine Buchstabensäckchen zu den Senioren getragen. Es wurden dann Wörter gesucht, die mit den jeweiligen Buchstaben anfingen.

Alle, sogar die Bewohner mit starken geistigen Defiziten, haben sich mit ihren Möglichkeiten beteiligt. Wir hatten den Eindruck, sie irgendwie aufgeweckt zu haben. Dieser Nachmittag hat mir einmal mehr gezeigt, dass der Zugang und die Motivation, die durch ein Tier geschaffen werden können, sehr hoch sind.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Frau Richter, wir sind schon fast am Ende mit unserem Interview. Eine letzte Frage noch. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Sandra Richter: Ich würde mir wünschen, dass die tiergestützte Arbeit in seriöser und gut durchdachter Weise viel mehr in Seniorenheimen und anderen Betreuungseinrichtungen zum Einsatz kommt und die positive Wirkung, die von einem Tier ausgehen kann, mehr Menschen zu Gute kommt.Ich kann nur hoffen, dass sich viel mehr Leitungen von Einrichtungen und ihre Träger über die tiergestützte Arbeit informieren und einen Versuch wagen werden.

Pflege-durch-Angehoerige.de: Vielen Dank für die umfangreichen Einblicke in Ihre Arbeit. Bleibt mir nur übrig Ihnen zu wünschen, dass tatsächlich viel mehr Einrichtungen in Zukunft die Tiertherapie in den Betreuungsalltag mit integrieren. Ihnen noch einen schönen Tag

Kontaktadresse: Sandra Richter www.perroactivo.de


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