Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Pflegejournalistin
Aktualisiert am 28.05.2025
935 mal angesehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Grad der Behinderung (GdB) bei Mukoviszidose: Der GdB hängt von der Schwere der Erkrankung, den Auswirkungen auf die Lungenfunktion und anderen betroffenen Organen ab. Ein GdB von 50 oder mehr ist bei schwerwiegenden Einschränkungen möglich.

  • Vorteile und Leistungen: Mit einem anerkannten GdB erhalten Betroffene steuerliche Vergünstigungen, Nachteilsausgleiche, besonderen Kündigungsschutz und ggf. einen Schwerbehindertenausweis.

  • Relevanz der Anerkennung: Die Einstufung als Behinderung erleichtert den Zugang zu Hilfsmitteln, Therapien und sozialen Leistungen, die den Alltag erleichtern.

So gehen Sie vor

  • Symptome und Einschränkungen dokumentieren: Führen Sie ein Tagebuch, in dem Sie Beschwerden wie Atemnot, Infekte oder Verdauungsprobleme sowie deren Einfluss auf den Alltag festhalten.

  • Medizinische Unterlagen sammeln: Bitten Sie Ihren behandelnden Arzt (z. B. Pneumologe) um Berichte, die die Diagnose und den Schweregrad der Mukoviszidose belegen.

  • Antrag auf GdB stellen: Reichen Sie den Antrag beim zuständigen Versorgungsamt ein. Fügen Sie alle ärztlichen Berichte und Dokumentationen bei.

  • Bescheid prüfen: Nach Erhalt des Bescheids prüfen Sie, ob der festgelegte GdB angemessen ist. Falls nicht, können Sie Widerspruch einlegen.

  • Leistungen nutzen: Beantragen Sie mit dem anerkannten GdB steuerliche Erleichterungen, Mobilitäts- oder Pflegehilfen und informieren Sie sich über weitere Nachteilsausgleiche.

Hat man bei Mukoviszidose eine Behinderung?

Bei Mukoviszidose handelt es sich um eine angeborene Stoffwechselerkrankung. Sie zählt zu den sogenannten „orphan disease“, also zu den seltenen Erkrankungen – hierzulande sind etwa 8000 Menschen von Mukoviszidose betroffen. Dort wo die körpereigenen Drüsen normalerweise flüssigen Schleim bilden, entsteht bei einer Mukoviszidose ein zäher, klebriger Schleim, der die Drüsen verstopft. Typische Symptome wie ständiger Husten, Atemnot, Infekte und Bauchschmerzen belasten den Alltag stark – Betroffene erhalten daher auf Antrag oft einen Pflegegrad. Mit einem Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose können Patienten darüber hinaus einen Nachteilsausgleich erfahren.

Ich erkläre Ihnen, unter welchen Umständen Ihr Angehöriger bei Mukoviszidose einen Grad der Behinderung erhält und wie die Beantragung reibungslos klappt.

Lassen Sie uns in einem ersten Schritt zunächst klären, was definitionsgemäß eine Behinderung darstellt. Den entsprechenden Hinweis liefert uns § 2 Abs. 1 SGB IX. Demnach sind Menschen mit Behinderung Personen, die Beeinträchtigungen mit Blick auf ihren Körper, ihre Seele, ihren Geist oder ihre Sinne haben und durch Barrieren nicht gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben können, und zwar länger als sechs Monate. Der Gesundheitszustand weicht dabei von jenem ab, der in diesem Lebensalter typisch ist. Bei Mukoviszidose gibt es eine Veränderung im sogenannten Mukoviszidose-Gen, dem CFTR-Gen. Derzeit sind mehr als 2000 verschiedene Mutationen im CFTR-Gen bekannt, die mit unterschiedlichen Funktionseinschränkungen einhergehen. Grundsätzlich gilt Mukoviszidose als Behinderung. Die Ausprägung und der Verlauf entscheiden darüber, welcher Grad der Behinderung (GdB) bei Mukoviszidose vorliegt – typischerweise beträgt dieser zwischen 20 und 100 Prozent.

Welche Formen von Mukoviszidose gibt es?

Es gibt verschiedene Formen von Mukoviszidose, die unterschiedliche Organe wie den Verdauungstrakt oder die Leber betreffen. Vielleicht haben Sie schon einmal von dem ICD-Code gehört. Mit ihm können Mediziner Diagnosen vereinheitlichen und darstellen. Ihr Angehöriger kann bei Mukoviszidose, auch als Zystische Fibrose bezeichnet, folgende Diagnoseschlüssel erhalten:

  • E84.0 Zystische Fibrose mit Lungenmanifestationen
  • E84.1 Zystische Fibrose mit Darmmanifestationen
  • E84.8 Zystische Fibrose mit sonstigen Manifestationen
  • E84.9 Zystische Fibrose, nicht näher bezeichnet

Der ICD-Code weist dann beispielsweise darauf hin, dass sich die Mukoviszidose vor allem in der Lunge oder dem Darm „abspielt“.

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Übersicht über den Grad der Behinderung bei Mukoviszidose

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Was ist ein Grad der Behinderung (GdB) bei Mukoviszidose?

Der Grad der Behinderung, abgekürzt GdB, drückt die Schwere einer Behinderung aus, in dem Fall bei einer vorliegenden Mukoviszidose. Er spiegelt das Ausmaß der körperlichen, seelischen, geistigen oder sozialen Auswirkungen aufgrund einer krankheitsbedingten Funktionsbeeinträchtigung wider. Der Grad der Behinderung bewegt sich zwischen 20 und 100 – er geht stets in Zehnerschritten höher.

Wie viel Prozent Behinderung bekommt man bei Mukoviszidose?

Haben Sie schon einmal jemanden sagen hören: „Ich habe einen Grad der Behinderung von 70 %“? Genau genommen ist diese Aussage falsch, denn der Grad der Behinderung wird nicht in Prozent angegeben. Korrekt würde es heißen: „Ich habe einen Grad der Behinderung von 70.“8 Ungeachtet dessen ist bei einer Mukoviszidose ein Grad der Behinderung zwischen 20 und 100 möglich. Die Höhe des GdB orientiert sich an der Schwere der Erkrankung und an den Auswirkungen im Alltag. Bei einer Mukoviszidose sind die körperlichen Beeinträchtigungen infolge der Erkrankung entscheidend. Das Kriterium, dass die Einschränkungen länger als sechs Monate bestehen müssen, erfüllen Patienten mit Mukoviszidose meistens, da die Erkrankung unheilbar ist.

GDB-Tabelle – Mukoviszidose

Mukoviszidose e.V. weist in einer Informationsbroschüre darauf hin, dass es verschiedene Anhaltspunkte für die Festsetzung des GdB bei Mukoviszidose gibt. Die Einzelheiten können Sie der unten stehenden Tabelle entnehmen.

Tabelle 1: Grad der Behinderung bei Mukoviszidose. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: leitfaden_schwerbehinderung.pdf (muko.info)

Die obige Tabelle wird nicht allen Umständen gerecht, die bei Mukoviszidose vorliegen können. Ihr Angehöriger kann beispielsweise unter Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Leberzirrhose leiden – diese müssen zusätzlich zur Grunderkrankung berücksichtigt werden.

Merkzeichen bei Schwerbehinderung – Mukoviszidose

Auf dem Schwerbehindertenausweis Ihres Familienmitglieds können Sie unterschiedliche Buchstabenkürzel, die sogenannten Merkzeichen, entdecken. So gibt es beispielsweise ein Merkzeichen für Gehörlosigkeit, für eine erhebliche Beeinträchtigung der Bewegungsfähigkeit oder zur Mitnahme einer Begleitperson. Je nach Schwere und Ausprägung der Mukoviszidose können Merkzeichen infrage kommen. Zum Beispiel kann Ihr Angehöriger das Merkzeichen „G“ als Eintrag erhalten, wenn die Lungenfunktion permanent eingeschränkt ist und so in eine deutliche Gehbehinderung mündet.

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Welche Vorteile und Leistungen hat man bei einer Behinderung bei Mukoviszidose

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Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose

Ist Ihr Angehöriger an Mukoviszidose erkrankt, macht es durchaus Sinn, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Die Behörde bewilligt diesen, wenn Ihr Familienmitglied mindestens einen GdB von 50 besitzt. Ich habe schon öfter von Patienten gehört, die aus falscher Zurückhaltung heraus von einer Beantragung abgesehen haben oder weil sie glaubten, dass sie keine „Chance“ hätten. An dieser Stelle möchte ich Sie dazu ermutigen, sich näher mit den Voraussetzungen und den Vorteilen, die bei einem zugestandenen GdB vorgesehen sind, zu beschäftigen. Wichtig für Mukoviszidose-Patienten: Es gibt die Möglichkeit, den Grad der Behinderung anzupassen – das geschieht mit Blick auf den aktuellen Gesundheitszustand.

Warum braucht man einen Behindertenausweis bei Mukoviszidose?

Ihr Familienmitglied braucht nicht zwangsläufig einen Grad der Behinderung, es gibt auch keinerlei Verpflichtung zu einer Beantragung. Sollte sich Ihr Angehöriger allerdings gegen einen Antrag entscheiden, verzichtet er damit auf die Möglichkeit, Nachteilsausgleiche zu beanspruchen. Zu den Vorteilen gehören beispielsweise vergünstigte Fahrpreise für öffentliche Verkehrsmittel oder Steuererleichterungen.

Was bringt ein Behindertenausweis bei Mukoviszidose?

Ein Schwerbehindertenausweis steht Ihrem Angehörigen ab einem Grad der Behinderung von 50 zu, der bei Mukoviszidose nicht unüblich ist. Neben einem Steuervorteil ist für Betroffene vor allem der Zusatzurlaub interessant. Erwerbstätige mit einer fünftägigen Arbeitswoche erhalten fünf Tage mehr Urlaub. Außerdem können Inhaber eines Behindertenausweises zwei Jahre früher in Rente gehen und profitieren von vergünstigten Eintrittspreisen, unter anderem bei öffentlichen Einrichtungen.

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Was bringt mir der jeweilige Grad der Behinderung bei Mukoviszidose?

Der Umfang der Nachteilsausgleiche richtet sich maßgeblich nach der Höhe des GdB. Generell gilt: So mehr Einschränkungen Ihr Angehöriger besitzt, desto umfangreicher sind die Unterstützungsleistungen. Sie möchten mehr erfahren? Dann werfen Sie einen Blick in meine unten stehende Tabelle. Achtung: Alle Nachteilsausgleiche, die angeführt sind, gelten auch für die höheren Grade. Die Tabelle umfasst nicht alle Nachteilsausgleiche.

Tabelle 2: Nachteilsausgleiche bei einem Grad der Behinderung. Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: nachteilsausgleiche-gdb.pdf (betanet.de)LStH 2024 – § 33b – Pauschbeträge für Menschen mit… (bundesfinanzministerium.de)

Welche Nachteile bringt ein Behindertenausweis bei Mukoviszidose?

Die Nachteile bei einem Schwerbehindertenausweis fallen erwartungsgemäß übersichtlich aus, sollten aber dennoch bei der Entscheidung, ob Ihr Familienmitglied einen Behindertenausweis beantragt, mit einfließen. Wenn Ihr Angehöriger noch arbeiteten kann, ist es durchaus möglich, dass die Jobsuche schwieriger ist. Nicht jeder Arbeitgeber hat die Option, den Arbeitsplatz behindertengerecht zu gestalten. Manche Menschen fühlen sich aufgrund einer bestätigten Schwerbehinderung in ihrer Selbstwirksamkeit eingeschränkt, manchmal kommt es auch zu Stigmatisierungen. Nicht zuletzt muss Ihr Angehöriger bereit sein, den Schwerbehindertenausweis vorzulegen, wenn er von Nachteilsausgleichen profitieren möchte – das bedeutet aber auch, dass fremde Menschen hier eine Dateneinsicht erhalten.

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Voraussetzungen für die Anerkennung einer Behinderung bei Mukoviszidose

Wann kann man bei Mukoviszidose einen Behindertenausweis beantragen?

Kommt es im Zuge der Mukoviszidose zu Funktionseinschränkungen, ist es in jedem Fall sinnvoll, einen Grad der Behinderung zu beantragen. Es gibt keinen festen Zeitpunkt, zu dem die Beantragung stattfinden muss, stattdessen können Sie mit Ihrem Angehörigen gemeinsam besprechen, wann die Zeit reif ist.

Antrag für einen Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose

Wie beantrage ich einen Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose?

Was sich zunächst kompliziert anhört, ist in der Regel sehr einfach. Wenden Sie sich für den Antrag oder bei Fragen an das zuständige Versorgungsamt. Alternativ können Sie den Antrag auch auf der entsprechenden Webseite downloaden. Halten Sie hier Aussicht nach dem Formular „Feststellung einer Behinderung“. Noch einfacher geht es auf der Webseite einfachteilhaben.de – hier können Sie sich das passende Formular heraussuchen.

Welche Unterlagen brauche ich, um einen Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose zu beantragen?

Die gute Nachricht: Sie müssen dem Versorgungsamt normalerweise keine Unterlagen zur Verfügung stellen. In der Regel ist es so, dass sich das Versorgungsamt direkt an die zuständigen Ärzte wendet, die Sie im Antrag angeführt haben. Die Mediziner werden dann gebeten, Krankheitsberichte zu übermitteln.

Wie funktioniert die Feststellung bzw. Einstufung der Behinderung bei Mukoviszidose?

Nachdem das Versorgungsamt die medizinischen Unterlagen erhalten hat, werden diese eingehend besichtigt und beurteilt. Hierbei stehen verschiedene Fragen im Vordergrund, wie zum Beispiel: Wie lange besteht die Mukoviszidose bereits? Mit welchen Beschwerden und Einschränkungen muss sich der Patient im Alltag auseinandersetzen? Welche Organe sind betroffen? Wie gelingt es dem Betroffenen, sich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen?

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Wie lange ist ein Behinderungsgrad bei Mukoviszidose gültig?

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Wie lange gilt die Schwerbehinderung bei Mukoviszidose?

Das Versorgungsamt stellt einen Schwerbehindertenausweis in der Regel zunächst für fünf Jahre aus. Es gibt jedoch eine wichtige Regelung, die vor allem Mukoviszidose-Patienten betrifft. Ist nämlich keine Änderung der Art und Schwere der vorliegenden Behinderung zu erwarten, kann die Befristung gänzlich aufgehoben werden. Ihr Angehöriger hat das Recht, einen sogenannten Verschlimmerungsantrag zu stellen. Das Ziel ist hierbei, neue gesundheitliche Entwicklungen mit einfließen zu lassen und so einen höheren Grad der Behinderung bei Mukoviszidose zu erreichen. Wann Sie mit Ihrem Angehörigen den Verschlimmerungsantrag stellen, obliegt Ihnen – allerdings sollten mindestens sechs Monate seit dem letzten Antrag vergangen sein.

Kann der Grad der Behinderung bei Mukoviszidose aberkannt werden?

Prinzipiell ist es möglich, dass Menschen den Grad der Behinderung auch wieder „verlieren“. Das passiert dann, wenn sich die Funktionseinschränkungen durch eine Behandlung derart verbessert haben, dass ein GdB nicht mehr angezeigt ist. Bei der Mukoviszidose ist die Wahrscheinlichkeit dafür aber sehr gering. Schließlich leiden Betroffene in der Regel dauerhaft unter den Folgen der Erkrankung, eine Heilung gibt es hier nicht.

Welchen GdB hat man bei Mukoviszidose nach Heilungsbewährung?

Auch wenn die Erkrankung Mukoviszidose nicht heilbar ist, kann mit Blick auf den GdB die sogenannte Heilungsbewährung greifen. Sie steht mit einem an eine Behandlung anschließenden Zeitraum in Verbindung, in dem eine Besserung oder Heilung überprüft wird. Das kann bei Mukoviszidose beispielsweise nach einer Lungentransplantation erfolgen. Die Heilungsbewährung beträgt dabei in der Regel zwei Jahre. Während dieses Zeitraums gilt ein Grad der Behinderung von 100, auch danach rutscht der GdB in der Regel nicht unter 70.

Wann bekommt man bei Mukoviszidose einen Schwerbehindertenausweis unbefristet?

Stellt der Mediziner Ihres Angehörigen fest, dass die durch die Mukoviszidose ausgelösten Beeinträchtigungen von permanenter Dauer sind, kann das Versorgungsamt den Schwerbehindertenausweis unbefristet ausstellen.

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Schwerbehinderung bei Mukoviszidose im Überblick

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Wann hat man eine Schwerbehinderung?

Erinnern Sie sich noch an die von mir eingangs erwähnte Definition zum Thema Behinderung? Kurz zur Auffrischung: Bei schwerbehinderten Menschen fällt auf, dass die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben beeinträchtigt ist. Laut § 2 SGB IX (Sozialgesetzbuch 9) wird eine Person dann als schwerbehindert bezeichnet, wenn ein Grad der Behinderung von 50 oder mehr vorliegt und naheliegt, dass die vom Lebensalter abweichenden Einschränkungen (geistig, körperlich oder seelisch) länger als sechs Monate anhalten, was die gesellschaftliche Teilhabe einschränkt.

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Wussten Sie schon?

Ab wann gibt es einen Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose?

Einen Schwerbehindertenausweis erhält Ihr Angehöriger nur dann, wenn der Grad der Behinderung mindestens bei 50 liegt. Befindet sich Ihr Familienmitglied in einem frühen Stadium der Mukoviszidose, kann der Grad der Behinderung zwischen 20 und 40 betragen, dann gibt es den Feststellungsbescheid und keinen Schwerbehindertenausweis.

Wo wird der Schwerbehindertenausweis bei Mukoviszidose beantragt?

Interessiert sich Ihr Angehöriger für einen Schwerbehindertenausweis, ist das Versorgungsamt in der Regel der richtige Ansprechpartner. In manchen Bundesländern können auch andere Behörden die notwendige Zuständigkeit haben, darüber setzt Sie das Versorgungsamt aber in Kenntnis. Rechnen Sie damit, dass die Beantragungsdauer einige Zeit in Anspruch nimmt. Nehmen Sie bei Bedarf das Recht in Anspruch, sich bei der zuständigen Behörde nach dem Bearbeitungsstand zu erkundigen. Wichtig zu wissen: Steuerliche Vorteile erhält Ihr Angehöriger rückwirkend ab Antragseingang, auf einem Behindertenparkplatz darf er aber nur dann parken, wenn er aktuell über einen Schwerbehindertenausweis verfügt.

Wer hilft beim Beantragen eines Schwerbehindertenausweises bei Mukoviszidose?

Pflegende Angehörige, Sozialdienstmitarbeiter der Krankenkasse, beim Pflegedienst oder im Krankenhaus – sie alle können dabei helfen, die nötigen Formulare zur Feststellung der Schwerbehinderteneigenschaft auszufüllen. Außerdem gibt es Ausfüllhilfen im Internet, zum Beispiel von der Lebenshilfe Münster. Sich hier Unterstützung zu holen, kann durchaus sinnvoll sein, denn so passieren beim Ausfüllen keine Fehler.

Muss bei einer Mukoviszidose zwingend ein Schwerbehindertenausweis beantragt werden?

Nein, unabhängig davon, ob die Mukoviszidose aktuell gering oder stark ausgeprägt ist, kann niemand Ihren Angehörigen dazu zwingen, einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Diese Entscheidung können Sie mit Ihrem Angehörigen ganz alleine fällen. Wägen Sie aber unbedingt die Vorteile und Nachteile miteinander ab.

Was tun, wenn ein Schwerbehindertenausweis wegen Mukoviszidose abgelehnt wurde?

Da es sich bei einer Mukoviszidose um eine unheilbare Erkrankung handelt, die zu umfangreichen Funktionseinschränkungen führen kann, müssen Sie sich in der Regel keine Sorgen machen, dass der Antrag abgelehnt wird. Sollte das dennoch der Fall sein, können Sie innerhalb der entsprechenden Frist einen Widerspruch einlegen – Hinweise auf die gültige Frist entnehmen Sie am besten dem Ablehnungsschreiben.

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Mein Tipp!

Holen Sie sich für einen begründeten Widerspruch tatkräftige Unterstützung durch Sozialdienste oder die Krankenkasse.

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Wie hoch ist die Rente bei Behinderung bei Mukoviszidose  

Rente für Menschen mit einer Schwerbehinderung und Mukoviszidose

Unter gewissen Voraussetzungen ist es möglich, dass Ihr Angehöriger mit einer Schwerbehinderung früher in Rente gehen kann. Das ist bei Mukoviszidose in einigen Fällen durchaus angezeigt, denn Betroffene können durch die körperlichen und psychischen Folgen der Multiorgan-Krankheit nicht mehr in der Lage sein, zu arbeiten. Ein Rentenberater kann Sie darüber aufklären, welche Möglichkeiten es gibt und mit welchen Abzügen Ihr Familienmitglied womöglich rechnen muss.

Grundsätzlich gibt es bei einer Mukoviszidose folgende Optionen der Berentung:

  • Reguläre Altersrente
  • Altersrente für Schwerbehinderte mit 2 Jahren Abzug
  • Vorgezogene Altersrente
  • Erwerbsminderungsrente (voll oder teilweise)

Bekommen Mukoviszidose-Patienten mehr Rente bei einer Schwerbehinderung?

Nein, bei einer Schwerbehinderung steht Mukoviszidose-Patienten nicht mehr Rente als anderen Menschen zu. Allerdings haben sie die Möglichkeit, durch die Inanspruchnahme des Nachteilsausgleichs zwei Jahre früher in Rente zu gehen.

Neues Rentenpaket für Schwerbehinderte (auch bei Mukoviszidose) 2023 – Tabelle

Finanzielle Unterstützung bei Behinderung durch Mukoviszidose 

Welche finanziellen Unterstützungen gibt es bei Mukoviszidose?

Eine Mukoviszidose bedeutet für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige in der Regel, dass im Alltag mehr Geld ausgeben. Regelmäßige Fahrten zu Medizinern, Zuzahlungen zu Medikamenten oder Behandlungen oder Pflegekosten sind nur wenige Beispiele. Mit folgenden Möglichkeiten können Sie zusätzlich zu den Nachteilsausgleichen im Rahmen des Schwerbehindertenausweises Unterstützung erfahren.

  • Zuzahlungsbefreiung prüfen: Bei chronisch Kranken, wie Mukoviszidose-Patienten, liegt die persönliche Belastungsgrenze bei einem Prozent der Bruttoeinnahmen zum Lebensunterhalt. Ist die individuelle Belastungsgrenze erreicht, kann sich Ihr Angehöriger von der Zuzahlung für Medikamente, Hilfsmittel und Co. befreien lassen. Nähere Auskünfte erhalten Sie bei der zuständigen Krankenkasse.
  • Pflegeleistungen beantragen: Ist Ihr Familienmitglied in seiner Selbstständigkeit eingeschränkt, beispielsweise durch eine verringerte Lungenkapazität, wenden Sie sich bestenfalls an die Pflegekasse. Mit einem Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung kann Ihr Angehöriger einen Pflegegrad erhalten. Mit diesem wiederum stehen ihm Leistungen wie das Pflegegeld oder Pflegesachleistungen zur Verfügung.
  • Zuschüsse für den Wohnungsumbau erhalten: Eine Mukoviszidose kann dazu führen, dass Ihr Familienmitglied im Alltag stark eingeschränkt ist – womöglich macht dann eine Anpassung der häuslichen Umgebung Sinn. Mit Zuschüssen und Fördergeldern für den barrierearmen Wohnungsbau erhalten Sie die nötige Finanzspritze für beispielsweise den Rückbau von Türschwellen.
  • Gesundheitskosten-Soforthilfe in Betracht ziehen: Der Mukoviszidose e.V. hilft Menschen mit Mukoviszidose und einem geringen Einkommen bei den Arzneimittelzuzahlungen. Konkret kann Ihr Familienmitglied einen Kostenzuschuss in Höhe von 70 Euro erhalten. Nähere Informationen zu der Gesundheitskosten-Soforthilfe finden Sie hier.
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Häufige Fragen zum Thema Behinderung bei Mukoviszidose

Zählt Mukoviszidose als Behinderung?
Welchen Grad der Behinderung erhalten Mukoviszidose-Patienten?
Wann wird Menschen mit Mukoviszidose ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt?
Wo können Mukoviszidose-Patienten einen Schwerbehindertenausweis beantragen?
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