
Gerade bei Menschen bei denen die Alltagskompetenz sinkt, bzw. durch körperliche und/oder geistige Einschränkungen nicht mehr wie gewohnt am Leben teilnehmen können, stellen wir häufig einen schnelleren Abbau der körperlichen Mobilität und der geistigen Leistungsfähigkeit fest.
Das Wichtigste im Überblick
Bis vor ca. 10-15 Jahren haben wir noch angenommen, dass das Gehirn ein „starres System ist“, doch wissenschaftliche Studien belegen, dass das Gehirn bis ins hohe Alter trainiert werden kann.
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“
ist damit ein nicht ganz zutreffendes Sprichwort und somit für „faule“ Ausreden nicht mehr ganz geeignet.
Das Gehirn entwickelt sich ein Leben lang weiter
Man kann also bis ins hohe Alter trainieren, um körperlich und geistig fit zu bleiben. Heute wissen wir, dass Nervenzellen bis ins hohe Alter dazu stimuliert werden können (Neurogenese & Neuroplastizität), sich neu zu vernetzen und sogar nachzuwachsen. Wie erfolgreich dieser Aufbau- und Erhaltungsprozess im Körper wirkt, hängt maßgeblich von der geistigen und körperlichen Verfassung des einzelnen Menschen ab.
Fast ein Jeder weiß heute, dass körperliches Training und „geistige Aktivität“ wichtig für das Wohlbefinden sind und entscheidend zur körperlichen und geistigen Gesundheit beitragen.
Kombination aus Gehirn- und Körpertraining
Kombiniertes geistiges und körperliches Training fördert die geistige Gesundheit mehr als ein rein körperliches Training. Dies konnten Bewegungswissenschaftler der ETH Zürich in einer aktuellen Studie mit Menschen über 70 Jahren nachweisen.
Gemeinsam mit seinen Forschungskollegen unter der Leitung von Privatdozent Eling de Bruin, konnte Patrick Eggenberger, Doktorand am Institut für Bewegungswissenschaften und Sport der ETH Zürich, in einer kürzlich publizierten Studie nachweisen, dass ältere Menschen, die Körper und Geist simultan trainieren, bessere kognitive Leistungen erbringen. Neben der körperlichen Fitness verbesserten die Senioren also auch ihre geistigen Fähigkeiten und konnten dadurch den oben genannten «leichten kognitiven Beeinträchtigungen» vorbeugen – und zwar auch noch Monate, nachdem sie mit dem gezielten Training aufgehört haben.
Was kann ich zu Hause tun?
Gymnastikkurse, Ergo- oder Physiotherapien besuchen ist das eine, aber auch zu Hause kann man täglich mit kleinen Dingen immer wieder die körperliche und geistige Fitness trainieren.
Die geistige Fitness
Es ist besonders wichtig, bei der alltäglichen Pflege auch das geistige und körperliche Wohlbefinden zu fördern. Soziale Begegnungen, leichte Aktivitäten im Rahmen der Möglichkeiten und Impulse für den Geist sind dafür unerlässlich.
Soziale Kontakte gehören bei älteren Menschen sicherlich zu den wichtigsten Aspekten; ein kleiner anregender Plausch, in die alltäglichen Entscheidungen eingebunden sein oder ein Kartenspiel mit dem Enkel helfen, eine aktivere Teilnahme am Leben zu fördern. Zusätzliche kognitive Übungen können die Leistungsfähigkeit in den folgenden Bereichen fördern: Gedächtnis, Flexibilität, Aufmerksamkeit und Kreativität.
Die körperliche Mobilität
Körperlich mobil sein bedeutet natürlich auch mehr Selbstbestimmtheit. Das fängt schon bei dem Aufstehen vom Stuhl oder Bett an. Wenn wir die Kraft, Ausdauer, Mobilität und Balance mit leichten Übungen trainieren, fällt uns nicht nur das Aufstehen leichter, wir fühlen uns sicherer in unseren Bewegungen und trauen uns dadurch mehr zu. Der Spaziergang, der vielleicht immer Überwindung gekostet hat, kann damit zu einer freudigen Abwechslung des Alltages werden.
Doch selbst wenn aus medizinischen Gründen einige körperliche Aktivitäten nicht mehr möglich sein sollten, können immer noch einzelne Körperregionen mobilisiert werden. Angebote für Seniorensport gibt es fast in jeder Gegend. Ist das zu aufwändig oder schlicht nicht mehr in den Alltag einzubauen, gibt es auch die Möglichkeit leichte körperliche Übungen zu Hause einfach zu zweit umzusetzen.
PRAXIS-TIPP: Biografie-orientierte Gespräche
Es ist nicht immer einfach, die richtigen bzw. überhaupt Themen zu finden, um ein anregendes Gespräch zu führen. Versuchen Sie es mal mit:
„Mama, erzähl doch mal….“ oder mit „Opa, wie war das damals…“
Häufig lassen sich spannende Themen in der Biografie eines Menschen finden, die zu sehr anregenden Gesprächen führen können. Das kann sowohl motivierend für den Erzähler als auch sehr unterhaltsam für den Zuhörer sein.
Mehr zu diesem Thema finden Sie auch in unserem Beitrag: Biografiearbeit in der häuslichen Pflege. Definition, Durchführung, Vorteile.
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Quelle Bildmaterial: Fotolia #108525944 © Robert Kneschke
Gemeinsam mit seiner Frau betreut Otto Beier seit 2012 seine pflegebedürftigen Eltern und Schwiegereltern. Er gibt Insider-Tipps für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen und schreibt als Pflegender – direkt von der Front – über seine Erfahrungen mit dem Pflegedschungel.
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