
Mit dem Medikationsplan alle Medikamente im Griff - So geht’s!

Das Wichtigste in Kürze
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Übersicht und Sicherheit: Ein Medikationsplan hilft, alle Medikamente, Dosierungen und Einnahmezeiten strukturiert im Blick zu behalten.
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Pflegeunterstützung: Besonders bei der Pflege Angehöriger kann der Plan Verwechslungen oder vergessene Einnahmen verhindern.
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Vorgeschrieben und kostenfrei: Anspruch auf einen Medikationsplan besteht für Patienten mit mindestens drei verordneten Medikamenten.
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Flexibel nutzbar: Der Plan kann analog oder digital geführt werden, je nach Vorlieben und Alltagssituation.
So gehen Sie vor
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Anspruch prüfen
Klären Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie oder Ihr Angehöriger Anspruch auf einen Medikationsplan haben (mindestens drei Medikamente notwendig). -
Medikationsplan anfordern
Bitten Sie den behandelnden Arzt oder Apotheker um die Erstellung des Plans – dies ist gesetzlich geregelt und kostenlos. -
Plan richtig verstehen
Lassen Sie sich die Struktur und Inhalte des Plans erklären: Medikamentennamen, Dosierung, Einnahmezeiten und Hinweise. -
Plan regelmäßig aktualisieren
Passen Sie den Plan an, sobald sich die Medikation ändert. Auch kleine Änderungen sollten zeitnah eingepflegt werden. -
Digitalen Plan nutzen (optional)
Erwägen Sie eine digitale Lösung, um Erinnerungsfunktionen oder die Verfügbarkeit des Plans auf mobilen Geräten zu nutzen. Lassen Sie sich dazu von Experten beraten.
Inhalt dieser Seite
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Das Wichtigste in Kürze
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So gehen Sie vor
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Das Problem der richtigen Medikamenteneinnahme
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Was ist im Medikationsplan hinterlegt?
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Vorteile des Medikamentenplans
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Nachteile des Medikamentenplans
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Dosierhilfen und Tablettenspender für die Medikamente
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Wer aktualisiert den Medikationsplan
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Medikationsplan auf Versichertenkarte
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Häufige Fragen zum Medikationsplan
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Neueste Ratgeber
Das Problem der richtigen Medikamenteneinnahme
Wissen Sie, welches Ihrer Medikamente eventuell Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit Ihren anderen Medikamenten hat? Haben Sie schon einen aktuellen Medikationsplan?
Je mehr Medikamente ein kranker Mensch nehmen muss, umso schwieriger ist es den Überblick über die richtige Einnahme der Medikamente zu behalten.
Seit 2016 haben gesetzlich versicherte Patienten die mindestens 3 Medikamente nehmen müssen das Anrecht, dass der behandelnde Arzt einen bundeseinheitlichen Medikationsplan für sie erstellt und entsprechend aktualisiert.
Doch was bringt dieser Medikamentenplan?
Viele ältere und pflegebedürftige Menschen wissen nicht mehr genau, in welcher Menge sie die ihnen verordneten Medikamente einnehmen müssen.
Es ist keine Seltenheit, dass ältere Menschen mehr als 5 Medikamente täglich einnehmen. Da ist es fast unmöglich, den Überblick zu behalten. Die Risiken:
- Oft wird zu wenig oder zu viel von einem bestimmten Medikament eingenommen.
- Die Medikamente werden zur falschen Tageszeit eingenommen.
- Die verordneten Medikamente werden gar nicht eingenommen, weil die Verpackung aufgebraucht ist und keine neuen Medikamente besorgt wurden.
- Um richtig zu wirken, müssen manche Medikamente unbedingt eine gewisse Zeit vor der Mahlzeit, die anderen zum oder nach dem Essen eingenommen werden.
- Oftmals werden frei verkäufliche Medikamente eingenommen, von denen der Arzt nichts weiß.
- Wenn mehrere Ärzte Medikamente verordnen, kann es vorkommen, dass sich die Medikamente untereinander nicht vertragen oder die Wirkung aufheben.
- Leben mehrere Personen im Haushalt, kann es zu Verwechslungen der Medikamente kommen.
Wenn Medikamente falsch eingenommen werden, kann das lebensbedrohlich, im schlimmsten Fall sogar tödlich sein. Der Umgang mit Medikamenten muss also gut geplant und in sichere Hände übergeben werden. Zur Sicherheit der Patienten und zur Information der Angehörigen gibt es deshalb den Medikationsplan.
Was ist im Medikationsplan hinterlegt?
Neben den üblichen persönlichen Daten wie Name und Geburtsdatum enthält der Medikamentenplan noch folgende Angaben:
- Name des Wirkstoffes,
- Name des Medikamentes,
- Stärke des Wirkstoffes,
- Form des Medikamentes (Tablette, Lösung usw.),
- Uhrzeit der Einnahme (morgens, mittags, abends, nachts),
- Einheiten / Menge pro Einnahme,
- Hinweise (hier vermerkt der Arzt, ob das Medikament zum Beispiel VOR dem Essen eingenommen werden muss),
- Grund (Einfache Erklärung, für welche Beschwerden das Medikament verabreicht wurde – zum Beispiel wegen Diabetes, Stimmungsschwankungen, Schmerzen usw.),
- Ferner wird hinterlegt, ob es sich um eine zeitlich begrenzte Medikamentengabe handelt.
- Auch Medikamente die nur bei Bedarf (zum Beispiel bei Schmerzen) eingenommen werden bzw. frei verkäufliche Medikamente sollten im Plan vermerkt sein.
Vorteile des Medikamentenplans
Der neue Medikationsplan soll dem Patienten mehr Sicherheit geben und hat folgende Vorteile:
- Der Hausarzt, die Fachärzte, Kliniken und Apotheker sehen auf einen Blick, welche Medikamente in welcher Dosis für den Patienten verordnet wurden.
- Auch die pflegenden Angehörigen haben einen Überblick über die verabreichten Medikamente sowie der entsprechenden Dosierung.
- Werden die Patienten bei einem Arzt gefragt, welche Medikamente eingenommen werden, kommt es schnell vor, dass ihnen nicht alle Medikamente einfallen und so nur einen Teil der verordneten Medikamente tatsächlich dem Arzt mitteilen. Das führt zwangsweise zu einer ungewollten Falschinformation des Arztes.
- Da auch vermerkt ist, für welche Krankheit das Medikament ist, können sowohl der Patient als auch die pflegenden Angehörigen selbst prüfen, ob die Krankheit noch behandlungsbedürftig ist und das Medikament mit Rücksprache mit dem Arzt evtl. abgesetzt werden kann.
- Je mehr Medikamente benötigt werden, desto schwieriger ist es sich zu behalten, wann welche Medikamente in welcher Menge eingenommen werden müssen. Vor allem bei älteren Menschen die mehrere Medikamente nehmen müssen, ist der Anteil der falschen Medikamenteneinnahme sehr hoch. Der Medikationsplan gibt hier einen schnellen Überblick und Fehleinnahmen können damit vermieden – oder zumindest reduziert – werden. So manche Krankenhauseinweisung wurde notwendig aufgrund von falscher Medikamenteneinnahme.
- Wenn keine ausreichenden Daten vorliegen, welche Medikamente genommen werden, kann es zu Doppelmedikationen kommen. Verschreiben Ärzte Medikamente mit dem gleichen Wirkstoff aber anderem Namen, ist es für den Patienten selten möglich nachzuvollziehen, ob er diesen Wirkstoff bereits verabreicht bekommt. Mit dem patientenbezogenen Medikationsplan kann dies vermieden werden.
- Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten können besser ausgeschlossen werden. Apotheker kennen noch am besten die Wechsel- und Nebenwirkungen von Medikamenten. Wird dem Apotheker der Plan vorgelegt, kann er prüfen, ob die verordneten Medikamente zusammenpassen.
- Bei einer Notaufnahme im Krankenhaus oder einer Notfallambulanz hat der Notarzt sofort den Überblick, welche Medikamente der Patient einnimmt und ist nicht auf die Sprechzeiten des behandelnden Hausarztes angewiesen, um von dort einen Medikamentenplan zu erhalten.
- Auch nach der Entlassung aus einer Klinik müssen die Medikamente neu geprüft und gelistet werden. So mancher Patient weiß, welche Medikamente er vor dem Krankenhausaufenthalt genommen hat und setzt diese Medikation weiter fort, unabhängig davon, ob durch das Krankenhaus die Medikamente umgestellt/angepasst wurden.
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Nachteile des Medikamentenplans
- Im Moment wird der Medikamentenplan nur in Papierform ausgegeben. Es muss also immer daran gedacht werden, dass der Plan beim Arztbesuch mitgenommen und auch bei der Apotheke vorgelegt wird. Ab 2018 soll der Medikamentenplan auf der Gesundheitskarte gespeichert werden.
- Wenn der Medikationsplan nicht ständig aktualisiert oder keine Medikationsanalyse durchgeführt wird, ist er nutzlos. Hier muß ein Zusammenspiel zwischen Patient, pflegenden Angehörigen und behandelnden Ärzten stattfinden, um den Plan immer aktuell zu halten.
- Auch rezeptfreie, frei verkäufliche Medikamente können durchaus Neben- bzw. Wechselwirkungen haben. Werden diese nicht genauso gelistet wie die rezeptpflichtigen Medikamente, können sich auch hier Gefahrenquellen in Bezug auf Wechselwirkungen auftun.
- Ob eine Auflistung aller Medikamente erfolgen soll, entscheidet der Patient. Wünscht der Patient, dass ein bestimmtes Medikament im Plan nicht eingetragen wird, fehlen mitbehandelnden Ärzten womöglich wichtige Informationen.
- Es kommt vor, dass Krankenhäuser die Medikation ändern, vermerken das aber nicht im Medikamentenplan. Die nachbehandelnden Ärzte sind dann auch nicht ausreichend informiert.
Dosierhilfen und Tablettenspender für die Medikamente
Wer viele Medikamente gleichzeitig nehmen muss, kann auch auf Tablettenspender und Erinnerungshilfen zurückgreifen. Damit ist es für die Betroffenen leichter, sich im täglichen Tabletten-Dschungel zurecht zu finden. Denn eine falsche Einnahme der Medikamente kann schwere Folgen haben. Tablettenspender gibt es in einfacher Form bis hin zu sehr ausgereiften und gut durchdachten Spendern. Alternativ zu den Tablettenspendern ist es auch möglich, die Tabletten schon von der Apotheke verblistert geliefert zu bekommen. Sie können dann die einzelnen Blisterpackungen, in denen die Medikamente nach Einnahmezeitpunkt einzeln verpackt sind, auch ganz einfach mit auf Reisen, zum Besuch bei Freunden usw. mitnehmen. Mehr dazu hier: Nie wieder Tabletten selbst richten – Kostenloser Tabletten-Sortierservice
Mittlerweile gibt es schon Apps fürs Handy, die den Patienten an die regelmäßige Einnahme seiner Medikamente erinnert. Eine weitere Möglichkeit sind Tablettenspender mit eingebauter Erinnerungsfunktion.
Wer sich die Medikamente nicht mehr selbst zusammenstellen kann, hat die Möglichkeit, dass der Pflegedienst die Medikamente richtet. Dazu benötigen Sie eine ärztliche Verordnung für das Herrichten der Medikamente.
Wer aktualisiert den Medikationsplan
Im Moment sind das der Hausarzt, Fachärzte, Krankenhäuser und die Apotheken. Die Apotheke darf jedoch nicht im gleichen Umfang wie der Arzt Änderungen am Medikamentenplan durchführen.
Ändert sich die Medikation, muss das auf dem Medikationsplan vermerkt werden. Spätestens einmal im Jahr sollte eine Überprüfung und eventuelle Aktualisierung durchgeführt werden.
Medikationsplan auf Versichertenkarte
Wenn Sie den Medikamentenplan nicht auf Papier möchten, können Sie mit Ihrem Arzt die Medikamente auch auf Ihrer Gesundheitskarte/Versichertenkarte speichern. Dazu benötigen Sie einen PIN von Ihrer Krankenkasse, um Daten auf die Karte einpflegen zu können.
Aber auch auf der elektronischen Variante muss folgendes beachtet werden:
- Bekommen Sie neue Medikamente oder fällt ein Medikament weg, muss das aktualisiert werden.
- Ein Arzt kann nur auf den Medikamentenplan zurückgreifen, wenn er Ihre Einwilligung hat. Sie geben Ihr Einverständnis, indem Sie die Karte mittels Ihres PINs freischalten. Daraus ergibt sich auch, dass Angehörige Ihre PIN vielleicht wissen sollten, falls Sie als Notfall behandelt werden müssen.
Gesetzestext
Der Gesetzestext zum Medikationsplan ist im § 31a des SGB V verankert. Der Medikationsplan ist Bestandteil des E-Health-Gesetzes.
Fazit
Ein Medikamentenplan ist nur so gut, wie der Patient selbst darauf bedacht ist, dass dieser auch bei jeder neuen Verordnung aktualisiert wird. Und dies nicht nur bei Medikamenten die der Arzt verschreibt, sondern auch bei frei verkäuflichen Medikamenten.
Häufige Fragen zum Medikationsplan
Ein Medikationsplan ist ein Überblick über alle Medikamente, die ein Patient regelmäßig einnimmt. Er enthält wichtige Informationen wie den Namen der Medikamente, Dosierung, Zeitpunkt der Einnahme und mögliche Hinweise, zum Beispiel ob das Medikament vor oder nach dem Essen einzunehmen ist.
Seit 2016 haben alle gesetzlich versicherten Patienten, die regelmäßig mindestens 3 Medikamente einnehmen, Anspruch auf einen bundeseinheitlichen Medikationsplan. Dieser wird vom Hausarzt oder einem behandelnden Arzt erstellt und regelmäßig aktualisiert.
Ein Medikationsplan bietet mehrere Vorteile:
Sicherstellung der richtigen Medikamenteneinnahme.
Vermeidung von Wechselwirkungen und Doppelmedikationen.
Übersicht für alle beteiligten Ärzte, Pflegepersonen und Apotheker.
Reduziert das Risiko von Fehleinnahmen, die zu gesundheitlichen Problemen führen können.
Der Medikationsplan enthält:
Name und Wirkstoff des Medikaments.
Dosierung (Menge und Stärke).
Form des Medikaments (z.B. Tablette, Tropfen).
Zeitpunkt der Einnahme (morgens, mittags, abends, nach Bedarf).
Hinweise zur Einnahme (z.B. vor oder nach dem Essen).
Den Grund der Verschreibung des Medikaments (z.B. für Bluthochdruck).
Der Medikationsplan sollte bei jeder Änderung der Medikation aktualisiert werden. Dies kann durch den Hausarzt, Fachärzte oder in Krankenhäusern erfolgen. Es wird empfohlen, den Plan mindestens einmal im Jahr zu überprüfen.
Wenn der Plan nicht regelmäßig aktualisiert wird, steigt das Risiko für Fehleinnahmen oder gefährliche Wechselwirkungen zwischen neuen und bestehenden Medikamenten. Der Medikationsplan ist nur dann nützlich, wenn er immer auf dem neuesten Stand ist.
Auch rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel oder Vitamine sollten im Medikationsplan aufgeführt werden. Diese können Wechselwirkungen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten haben, und es ist wichtig, dass der Arzt und Apotheker darüber informiert sind.
Ja, im Notfall kann der Medikationsplan dem Notarzt oder dem Krankenhaus sofort zeigen, welche Medikamente der Patient einnimmt. Das erleichtert die Behandlung und verhindert Fehlmedikationen.
Seit 2018 ist es möglich, den Medikationsplan elektronisch auf der Gesundheitskarte zu speichern. Dafür benötigen Sie eine PIN von Ihrer Krankenkasse. Der elektronische Plan hat den Vorteil, dass er von Ärzten oder Apotheken schneller eingesehen und aktualisiert werden kann.
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0 Kommentare zu „Mit dem Medikationsplan alle Medikamente im Griff ✔️ So geht’s!“
Vielen Dank für die ausführlichen Informationen zum Medikationsplan – seine Vorteile sind in der Tat zahlreich! Für besonders gravierend halte ich die Gefahr einer Doppelmedikation. In der Vergangenheit hatte ich einige Zeit aus eigenem Versehen zwei Medikamente mit der gleichen Wirkung genommen, was mich besonders müde und unproduktiv gemacht hatte. Zum Glück hat ein Facharzt diesen Fehler bei einer Behandlung gesehen, sodass ich keine gesundheitlichen Schäden davon trage.