Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Familienjournalistin
Aktualisiert am 08.04.2025
152 mal angesehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes fasst in der Kategorie 7 verschiedene Blindenhilfsmittel zusammen.

  • Die Blindenhilfsmittel vereinfachen die Orientierung, die Kommunikation und die Teilhabe.

  • Blindenhilfsmittel sind meist teuer – sie können mehrere Tausend Euro kosten.

  • Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für bestimmte Hilfsmittel, wenn eine medizinische Begründung vorliegt.

So gehen Sie vor

  • Für ein Blindenhilfsmittel auf Kassenkosten, vereinbaren Sie zunächst einen Termin bei einem Augenarzt.

  • Nachdem der Mediziner Ihr Familienmitglied untersucht hat, kann er eine ärztliche Verordnung ausstellen.

  • Bitten Sie gemeinsam mit Ihrem Angehörigen bei der Krankenkasse um eine Kostenübernahme – legen Sie die ärztliche Verordnung bei.

  • Bei Bewilligung händigt der Leistungserbringer Ihrem Familienmitglied das Blindenhilfsmittel aus.

Erkrankungen und Unfälle können dazu führen, dass Menschen ihr Augenlicht verlieren oder die Sehkraft nachlässt. Einige Personen sind bereits von Geburt an blind oder stark sehbehindert. Im Alltag stoßen Betroffene auf viele Barrieren. Schließlich ist die Welt vornehmlich auf den Sehsinn ausgerichtet. Eine Orientierung mittels Ampelfarben oder Straßenschildern ist für Personen mit einer beeinträchtigten Sehkraft beispielsweise kaum bis gar nicht möglich. Verschiedene Hilfsmittel bieten Unterstützung im Alltag. Ich erkläre Ihnen, welche Hilfsmittel es für Blinde gibt und was Blinde beantragen können.

Was versteht man unter Blindenhilfsmitteln?

Im allgemeinen Sprachgebrauch sind Hilfsmittel Produkte, die Menschen in Alltagssituationen unterstützen – so kann eine Küchenmaschine ebenso ein Hilfsmittel sein wie eine Pfanne. Im Sinne der Krankenkasse ist der Begriff viel enger gefasst. Hier müssen Hilfsmittel den Erfolg der Krankenbehandlung sichern, einer drohenden Behinderung vorbeugen oder eine solche ausgleichen. Blindenhilfsmittel gleichen in der Regel eine Behinderung aus, zumindest teilweise. Das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes führt verschiedene Blindenhilfsmittel auf. Sie sind anders, als die Bezeichnung nahelegt, nicht nur für blinde Menschen, sondern auch für Personen mit einer ausgeprägten Sehbehinderung gedacht. Sie begleiten Betroffene in verschiedenen Lebensbereichen. Definitionsgemäß handelt es sich dabei aber nicht um Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens, wie eben Küchenutensilien.

Welche Hilfsmittel gibt es für Blinde und Sehbehinderte?

Genauso wie bei anderen körperlichen Einschränkungen variiert der Unterstützungsbedarf bei Sehproblemen von Person zu Person. Entscheidend ist etwa, ob Ihr Angehöriger noch eine Restsehschärfe hat und welche Aufgaben er im Alltag bewältigen möchte oder muss. Ist Ihr Familienmitglied bettlägerig, ist ein Blindenlangstock womöglich nicht das richtige Hilfsmittel, eine Braille-Tastatur zum Schreiben in Blindenschrift aber womöglich schon. Doch welche Hilfsmittel gibt es für blinde Menschen im Alltag eigentlich?

Eine Liste über Hilfsmittel für Blinde:

  • Blindenhunde: Ein Blindenhund ist ein treuer Gefährte und obendrein ein Hilfsmittel, auch wenn das komisch klingt. Das Tier ist so ausgebildet, dass es Menschen mit wenig oder ohne Augenlicht zuverlässig führt – das ist insbesondere im dichten Straßenverkehr eine unvergleichliche Hilfe.
  • Blindenstöcke: Der auch als Langstock bezeichnete Blindenstock unterstützt die taktile Orientierung – Ihr Angehöriger tastet damit den Boden nach Hindernissen und Höhenunterschieden ab. Die Hilfsmittel gibt es in verschiedenen Ausführungen. Einige sind einteilig, andere faltbar und ausziehbar. Mittlerweile stehen Betroffenen sogar elektronische Blindenstöcke zur Verfügung – sie ermitteln Hindernisse mit Ultraschall oder Laser.
  • Q&M-Training: Hierbei handelt es sich um spezielle Schulungen zur Förderung der Orientierung und Mobilität. Q&M-Schulungen sind also kein Hilfsmittel zum Anfassen, sondern vielmehr Leistungen zur Rehabilitation. Das Training ist beispielsweise eine Voraussetzung für den Erhalt eines Blindenhundes und erleichtert das Führen eines Blindenlangstocks.
  • Braillezeile: Auch Menschen mit starken Seheinschränkungen und blinde Personen möchten an der digitalen Welt teilhaben. Das ermöglicht unter anderem eine Braillezeile, die digitale Texte in Blindenschrift ausgibt. Bei dem elektromechanischen Gerät ertastet Ihr Angehöriger kleine stiftförmige Erhebungen und liest damit.
  • Braille-Tastatur: Auf den ersten Blick hat eine Braille-Tastatur kaum etwas mit einer gewöhnlichen Tastatur gemeinsam. Doch beide verfolgen dasselbe Ziel: Digitalen Text zu erzeugen. Das klappt bei der Braille-Tastatur mit Blindenschrift. Sie gehört zu den technischen Hilfsmitteln für Blinde und wird einfach per Kabel oder Bluetooth mit dem Computer verbunden.
  • Daisy-Player: Mit einem Daisy-Player kann Ihr Familienmitglied Dateien im technischen Standard Daisy abspielen. Blinde und sehbehinderte Menschen nutzen das Gerät vor allem für Hörmaterial. Die sogenannten Daisy-Bücher haben gegenüber normalen Hörspielen einen entscheidenden Vorteil: Ihr Angehöriger kann hier nach Lust und Laune navigieren, und zwar durch Kapitel, Abschnitte oder Seiten.
  • Braille-Schreibmaschine und -Drucker: Blindenschrift kann in ein digitales Format umgewandelt werden. Zudem können Sie in Blindenschrift geschriebene Briefe und Magazine in den Händen halten. Möglich machen das spezielle Braille-Schreibmaschinen und -Drucker – sie bringen die tastbaren Punkte auf Blindenschriftpapier.
  • Vorlesegeräte: Welche Lesehilfen gibt es für Blinde? Diese Frage beschäftigt Betroffene ebenso wie pflegende Angehörige. Die gute Nachricht: Hersteller haben Vorlesegeräte entwickelt, die einfach anzuwenden und effektiv sind. Die Hilfsmittel erkennen den Text mithilfe eines Scanners oder einer Kamera. Danach liest eine synthetische Stimme die kürzeren oder längeren Texte vor. Die Geräte gibt es für Blinde als kompaktes Gerät im Haushalt oder als mobile Version. Besonders beliebt ist hier der OrCam-Reader zur Befestigung an der Brille.
Icon

Gut zu wissen!

Im Zusammenhang mit Blindenhilfsmittel lesen Sie oft den Begriff „Braille“. Damit ist die Brailleschrift, auch Blindenschrift gemeint. Sie setzt sich aus tastbaren Punkten zusammen. Doch was sind dann Braille-Geräte? Das sind Produkte, mit denen Ihr Angehöriger beispielsweise Blindenschrift drucken, prägen oder digitale Zeichen lesen kann.

Diesen Nutzen haben Blindenhilfsmittel im Pflegealltag

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Ihrem Angehörigen möglichst wenig Hürden begegnen, und dass trotz körperlicher Einschränkungen. Wäre das nicht schön? Er müsste weniger um Unterstützung bitten und könnte besser teilhaben. Auch Sie würden dadurch Entlastung erfahren. Immer mit dabei: Das gute Gefühl, dass Ihr Familienmitglied die Aufgaben selbst bewältigen kann. Hilfsmittel für Blinde können genau dazu im Alltag beitragen. Lassen Sie uns den Nutzen einmal zusammenfassen:

  • Blindenhilfsmittel verbessern die Mobilität und Orientierung – Blindenstöcke weisen beispielsweise auf Hindernisse hin und Blindenhunde führen Betroffene gezielt.
  • Blindenhilfsmittel erleichtern den Zugang zu Informationen – dafür sorgen etwa Daisy-Player.
  • Blindenhilfsmittel machen unabhängiger – Vorlesegeräte können etwa Text wiedergeben.
  • Blindenhilfsmittel unterstützen die soziale Teilhabe – die digitale Umgebung schafft Verbindungen, mit Braille-Tastatur und Braille-Zeile kann auch Ihr Angehöriger gut interagieren.

Was sind die Vor- und Nachteile von Blindenhilfsmitteln?

Wer etwas selbst bewirkt, gewinnt an Selbstbewusstsein. Das kennen Sie bereits vom Konzept der aktivierenden Pflege, bei dem Sie Ihr Familienmitglied in Pflegetätigkeiten einbinden. Blindenhilfsmittel steigern die Lebensqualität. Schließlich fühlt sich Ihr Angehöriger damit unabhängiger und selbstwirksamer. Außerdem tragen die Hilfsmittel zum Unfallschutz bei – Blindenstöcke oder Blindenhunde minimieren beispielsweise das Sturzrisiko. Doch es gibt auch Nachteile. Die speziellen Produkte sind recht teuer, wenn sie auf eigene Kosten angeschafft werden. Außerdem muss Ihr Angehöriger erst lernen, damit umzugehen – insbesondere bei technologischen Geräten kann das dauern. Anfangs ist der Aufwand im Pflegealltag womöglich also ein wenig höher, später sind aber viele Menschen fit im Umgang mit den Hilfsmitteln.

Blindenhilfsmittel: Funktion und Aufbau

Wie Sie sich denken können, gleicht ein Blindenhilfsmittel kaum einem anderen. Das liegt daran, dass die Produkte meist unterschiedliche Ansatzpunkte haben. Folgende Tabelle gibt Ihnen mehr Informationen zur Funktion und zum Aufbau der Hilfsmittel.

Newsletter

Newsletter

Aktuelle Infos, neue Artikel, kostenlose Downloads.

Welches Blindenhilfsmittel ist das richtige für meinen Angehörigen?

Sehende Menschen haben anfangs meist keine Vorstellung davon, wie sich sehbehinderte und blinde Menschen im Alltag zurechtfinden können. Zudem gibt es keine pauschale Hilfsmittelausstattung, die sich für jeden gleich gut eignet. Hier kommt es auf die individuellen Bedürfnisse an. Um das richtige Blindenhilfsmittel für Ihren Angehörigen zu finden, können Sie sich an einen Rehaberater wenden. Weitere Informationen finden Sie beim Bundesverband der Rehalehrer:innen.

Soviel Budget müssen Sie für Blindenhilfsmittel einplanen

Blindenhilfsmittel kosten unterschiedlich viel. Der Preis ist abhängig von dem Herstellungsaufwand und dem Leistungsumfang. So kommt es, dass ein über mehrere Jahre ausgebildeter Blindenführhund deutlich teurer als ein einfacher Blindenstock ist. Mit folgenden Preisspannen können Sie rechnen, wenn Sie das Hilfsmittel aus eigener Tasche bezahlen:

  • Blindenstock: 30 bis 1.500 Euro
  • Blindenhund: 20.000 bis 30.000 Euro
  • Braille-Tastatur: 100 bis 1.000 Euro
  • Braille-Zeile: 3.000 bis 7.000 Euro
  • Vorlesegerät: 3.000 bis 4.500 Euro
  • Braille-Schreibmaschine/-Drucker: 800 bis 4.000 Euro
  • Daisy-Player: 300 bis 700 Euro

Welche Hilfsmittel zahlt die Krankenkasse für Blinde?

Die Krankenkasse zahlt Hilfsmittel für Blinde dann, wenn sie medizinisch nötig sind. Eine hinreichende medizinische Begründung ist eine Blindheit oder hochgradige Sehbehinderung. Doch was bedeutet das genau? Hier gibt es feste Vorgaben. Eine hochgradige Sehbehinderung liegt dann vor, wenn jemand auf dem besseren Auge maximal fünf Prozent sieht. Blinde sehen hingegen nicht mehr als zwei Prozent auf dem guten Auge. Grundsätzlich kommt die Krankenkasse für alle Hilfsmittel, die im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes stehen, auf. Dazu zählen unter anderem Blindenstöcke, Blindenhunde, Braille-Tastaturen, Braille-Zeilen, Vorlesegeräte, Braille-Schreibmaschinen/-Drucker und Daisy-Player. Stimmt der Kostenträger der Kostenübernahme zu, bezahlt Ihr Angehöriger lediglich den Eigenanteil von maximal zehn Euro pro Hilfsmittel – es sei denn, es liegt eine Zuzahlungsbefreiung vor.

Mehr Sicherheit durch einen kostenfreien Hausnotruf

Welche weiteren Hilfsmittel können Blinden den Alltag erleichtern?

Um Ihren Angehörigen bestmöglich im Alltag zu unterstützen, können Sie sich mit weiteren Hilfsmitteln beschäftigen. Da wären etwa Hindernismelder, die Ihr Angehöriger umhängen, am Blindenlangstock befestigen oder in der Hand halten kann. Außerdem gibt es mechanische Schreibhilfen wie Gittertafeln oder Punktschriftkorrekturstifte. Interessant sind womöglich auch Farberkennungsgeräte, die mithilfe einer Messsonde die Objektfarbe erkennen. All diese Hilfsmittel werden ebenfalls von der Krankenkasse übernommen. Daneben existieren weitere Gerätschaften für das alltägliche Leben. Im Handel sind unter anderem schnurlose, sprechende Telefone für Blinde erhältlich. Zudem gibt es Utensilien, mit denen Sehbehinderte ein Kochfeld bedienen können, sogenannte Kochfeldprofis.

Tipps für den Blindenhilfsmittel-Kauf online und offline

Sie möchten ein Produkt im Blindenhilfsmittel-Shop oder Blindenhilfsmittel-Katalog erwerben? Dann sollten Sie unbedingt einige Tipps beachten – so kommen Sie günstiger und besser beim Einkauf davon.

  • Stecken Sie genau die Bedürfnisse Ihres Angehörigen ab – was möchte er mit dem Produkt erreichen, wobei braucht er Hilfe?
  • Vergleichen Sie das „Können“ verschiedener Produkte – am besten machen Sie das gemeinsam mit Ihrem Angehörigen.
  • Machen Sie einen Preischeck – mehrere Anbieter können verschiedene Preise aufrufen.

Wenn Sie das Hilfsmittel auf eigene Kosten gekauft haben und es zu Hause angekommen ist, lesen Sie zusammen mit Ihrem Familienmitglied aufmerksam die Bedienungsanleitung. Nur Mut: Viele Menschen beherrschen die Anwendung der Blindenhilfsmittel im Handumdrehen.

Häufige Fragen zu Blindenhilfsmitteln

Wie viele Blinde können Braille?

Was für Sehende die Schwarzschrift ist, ist bei Blinden die Brailleschrift. Etwa zehn Prozent von ihnen beherrscht sie.

Kann ein Blinder das Internet nutzen?
Womit bewegen sich blinde Menschen fort?
Welches Gerät wird von Blinden zum Lesen genutzt?
Wie erkennen Blinde Farben?
Helpful Article
War dieser Artikel hilfreich?

Neueste Ratgeber

Hilfsmittel-Zuzahlung im Sanitätshaus ✔️ Alles, was Sie wissen müssen
10.12.2024

Hilfsmittel-Zuzahlung im Sanitätshaus ✔️ Alles, was Sie wissen müssen

Wann ist eine Zuzahlung nötig? Erfahren Sie, welche Kosten bei Hilfsmitteln anfallen, wann Sie befreit werden ...
Views 566 mal angesehen
Sitzhilfen ▷ Hilfsmittel zum Sitzen für Menschen mit Behinderungen, Rückenproblemen und Senioren
11.12.2024

Sitzhilfen ▷ Hilfsmittel zum Sitzen für Menschen mit Behinderungen, Rückenproblemen und Senioren

Ob für Senioren, Menschen mit Behinderungen oder bei Rückenproblemen – spezielle Sitzhilfen sorgen für mehr St...
Views 617 mal angesehen
Stromausfall: Gefahren für Menschen mit elektrischen Hilfsmitteln ▷ Lösungen & Tipps
12.12.2024

Stromausfall: Gefahren für Menschen mit elektrischen Hilfsmitteln ▷ Lösungen & Tipps

Ein plötzlicher Stromausfall kann für Menschen mit elektrischen Hilfsmitteln riskant sein. Erfahren Sie, welch...
Views 596 mal angesehen
Nach oben scrollen

Pflege & Betreuung

Menü schließen

Barrierefreies Leben

Menü schließen

Leistung für Pflegende

Menü schließen

Pflegemagazin

Tochter pflegt Vater im Rollstuhl

Menü schließen

Planen Sie Ihre Pflegereise

Pflege beginnt zu Hause und ist für alle Beteiligten ein neuer Lebensabschnitt. Planen sie mit uns Ihre Pflegereise.

Pflegereise starten

Unser Angebot

Menü schließen
Menü schließen
Pflegereise starten
Cookie Consent mit Real Cookie Banner