Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Familienjournalistin
Aktualisiert am 29.04.2025
55 mal angesehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Blindenhund begleitet blinde Menschen oder Personen mit einer starken Sehbeeinträchtigung durch den Alltag, er gibt Sicherheit und ist eine emotionale Stütze.

  • Die Hunde werden über viele Monate speziell ausgebildet und hören dann auf etwa 40 Hörzeichen.

  • Der Blindenhund und der Besitzer sind über viele Jahre ein eingespieltes Team, wenn der Hund in Rente geht, wird er zum gewöhnlichen Haustier.

  • Die Versorgung mit einem Blindenhund kostet viele Tausend Euro, die Krankenkasse kann die Anschaffung finanzieren, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

So gehen Sie vor

  • Bedarf klären: Mit Augenarzt und Krankenkasse klären, ob Anspruch auf einen Blindenhund besteht.

  • Anbieter finden: Seriöse Ausbildungsstätten für Blindenführhunde recherchieren und vergleichen.

  • Beratung und Auswahl: Persönliche Beratungsgespräche führen und geeigneten Hund auswählen.

  • Ausbildung durchlaufen: An einem intensiven Führhundtraining teilnehmen, um das Teamwork zu erlernen.

  • Langfristige Betreuung sichern: Regelmäßige Nachschulungen und tierärztliche Versorgung einplanen.

Zwischen Blindenhunden und ihren Besitzern herrscht blindes Vertrauen, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Die speziell geschulten Tiere unterstützen sehbehinderte Menschen tatkräftig im Alltag – sie verleihen ihnen ein Gefühl von Sicherheit und geben Betroffenen ein Stück Selbstständigkeit zurück. Doch was haben Blindenhunde für Aufgaben, woher weiß ein Blindenhund zum Beispiel, wo er hin muss, und wie ist die Kostenübernahme geregelt? Mein Ratgeber informiert Sie umfassend und gibt Ihnen Tipps zur Beantragung.

Was ist ein Blindenhund?

Blindenhunde, konkreter Blindenführhunde, sind speziell ausgebildete Tiere, die erstaunlich sozialkompetent und intelligent sind. Wenn ihre Ausbildung abgeschlossen ist, bewegen sich Besitzer mit ihnen sicher im öffentlichen Raum und knüpfen einfacher soziale Kontakte. Dank des Hundes benötigen blinde oder hochgradig sehbehinderte Personen für viele Tätigkeiten keine menschliche Unterstützung mehr. Für Besitzer ist der Hund aber in der Regel mehr als nur eine Alltagshilfe: Er ist ein Freund, auf den immer Verlass ist und der auch emotional begleitet. Gerade weil einem der Begleiter so ans Herz wächst, stellt sich die Frage, wem der Blindenhund eigentlich gehört. Da ein Blindenhund kein Haustier im engeren Sinne ist, sondern ein Assistenzhund, gibt es grundsätzlich zwei Arten von Besitzverhältnissen: Es ist denkbar, dass der Blindenhund künftig Ihrem Angehörigen gehört oder ihm leihweise von einer Führhundeschule überlassen wird.

Wie erkennt man einen Blindenhund?

Bestimmt haben Sie auch schon einmal davon gehört, dass man Blindenhunde nicht streicheln darf. Das gilt natürlich nicht grundsätzlich, sondern vor allem für den Fall, dass Hund und Besitzer gerade bei der Arbeit sind. Wenn Hunde ihre Person beispielsweise über eine Ampel führen, ist höchste Konzentration gefragt. Damit der Blindenhund die an ihn gerichtete Aufgabe erfüllen kann, ist es wichtig, ihn nicht abzulenken – ansprechen oder anfassen ist nun tabu. Der Hund erhält eine spezielle Ausstattung, die signalisiert, dass er im Einsatz ist. Dazu gehört meist eine gelbe Decke, die auf dem Rücken des Hundes liegt, sowie ein Brust- und Führgeschirr mit einem Griff – darauf ist ein Logo für zertifizierte Assistenzhunde befestigt. Auch wenn es für Sie den Anschein hat, dass der Blindenhund außer Dienst ist, sollten Sie den Besitzer zuvor fragen, ob das Streicheln gewünscht ist, so vermeiden Sie Irritationen bei Mensch und Tier.

Welche Fähigkeiten und Aufgaben haben Blindenhunde?

Wenn Blindenhunde ihre Ausbildung abschließen, reagieren sie auf etwa 40 Hörzeichen, im Laufe ihres Lebens lernen sie ständig dazu und können ihren „Befehlsschatz“ auf bis zu 70 Hörzeichen erweitern. Besitzer können auf festgelegte deutsche, englische oder italienische Kommandos zurückgreifen – italienische Kommandos haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, denn sie fallen knapp und prägnant aus. Außerdem reagieren andere Hunde nicht darauf, somit ist klar, dass der Auftrag an den Blindenhund geht.

Was können Blindenhunde alles? Einige Beispiele:

  • Die speziell trainierten Hunde können rechts von links unterscheiden.
  • Blindenhunde machen auf Befehl Eingänge, Zebrastreifen, Briefkästen oder Ampeln ausfindig.
  • Die Tiere warnen vor Gefahren wie Treppen oder einem Abgrund – in dem Fall können sie sich weigern, weiterzugehen.
  • Ein Blindenhund kann Menschen sicher die Treppe herabbegleiten.
  • Die Tiere suchen auf Kommando einen freien Sitzplatz, zum Beispiel in Bus und Bahn.
  • Das alles wird mit Hörzeichen wie „Passare“ (Straße überqueren), „Such Zebra“, „Vai“ (weitergehen) oder „Such Ausgang“ möglich.

Wie Blindenhunde im Alltag helfen, ist also sehr unterschiedlich, wie ein Blindenhund arbeitet, allerdings nicht. Mit den antrainierten Kommandos weiß der Hund genau, wohin sein Besitzer möchte.

Blindenhund: Historie und Ausbildung im Überblick

Wir schreiben das Jahr 1916: In Oldenburg öffnet die erste Blindenhundschule der Welt ihre Türen. Im Oktober desselben Jahres nimmt Paul Feyen, der im Krieg sein Augenlicht verlor, den ersten Führhund entgegen. Tatsächlich wurden damals Hunde vor allem Kriegsblinden vermittelt. Es gibt aber Überlieferungen aus dem Mittelalter, die darauf schließen lassen, dass auch Bettler tierische Unterstützung erhielten. Die Anzahl der Blindenhunde für die zivile Bevölkerung und für Kriegsblinde hat mit der Zeit stark nachgelassen: Von anfangs 5.000, etwa um das Jahr 1928, sind es heute nur noch ca. 2.000. Nur ein Grund sind die strengen Genehmigungsverfahren. Wie ein Hund zum Blindenhund wird, darüber bestimmen die Ausbildungsinhalte, die stufenweise aufgebaut sind. Zunächst lernt der Hund, das Geschirr zu tragen und Personen damit zu führen. Dann werden dem Vierbeiner Kommandos beigebracht. Besonders einschlägig wird das Verhalten im Straßenverkehr trainiert, zum Beispiel, an Bordsteinkanten stehen zu bleiben oder mit einem Sprung auf Hindernisse aufmerksam zu machen. Im zweiten Ausbildungsschritt wird das Zusammenspiel zwischen Hund und zukünftigem Besitzer geschult, erst am Ausbildungsort, dann im heimischen Umfeld. In der Abschlussprüfung wird festgestellt, ob der Hund alle Kommandos beherrscht und ob Tier sowie Mensch als Team funktionieren. Doch wie lange dauert die Ausbildung zum Blindenhund? Hier können Sie mit etwa 6 bis 12 Monaten rechnen.

Kann man jeden Hund zum Blindenhund ausbilden?

Langjährige Beobachtungen und Erfahrungen haben gezeigt, welche Hunde sich als Blindenhund eignen. Hier kommt es vor allem auf das Wesen der Fellnasen an. Meine Tabelle gibt Ihnen einen groben Überblick.

Welche Eigenschaften muss ein Blindenhund haben?

Wie alt Blindenhunde werden, darüber bestimmt übrigens maßgeblich die Hunderasse. Die tierischen Begleiter arbeiten aber in der Regel nicht bis zum Lebensende, nach etwa 7 bis 10 Jahren treten sie in den wohlverdienten Ruhestand ein.

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Blindenhund: Kosten und Voraussetzungen für die Kostenübernahme

Wer erfährt, was ein Blindenhund kostet, ist zunächst verdutzt, denn die finanziellen Aufwendungen für die tierische Unterstützung sind sehr hoch. Hier müssen Sie mit etwa 20.000 bis 30.000 Euro rechnen. Der Grund für den hohen Preis sind die Ausbildungskosten. Damit Menschen dem Hund ihr Leib und Leben anvertrauen können, muss dieser zunächst viel lernen, das ist mit Zeit und Kosten verbunden. Grundsätzlich können Blindenhunde von der Krankenkasse bezahlt werden. Dafür müssen Sie oder Ihr Angehöriger bestimmte Voraussetzungen erfüllen.

Checkliste

Wann zahlt die Krankenkasse einen Blindenhund?

  • Die Sehkraft beträgt unter 5 % – damit liegt eine schwere Sehbeeinträchtigung oder Blindheit vor.

  • Die körperliche und psychische Gesundheit lässt das Führen eines Blindenhundes zu.

  • Erfolgreiche Teilnahme am Orientierungs- und Mobilitätstraining.

  • Abgesehen von einer möglichen Kostenübernahme seitens der Krankenkasse, müssen künftige Besitzer ausreichend Platz und gegebenenfalls eine Zustimmung vom Vermieter besitzen.

Hilfsmittelliste

Dies ist eine Subline für die Hilfsmittelliste.

  • Inhalt für Eintrag #1

  • Inhalt für Eintrag #2

  • Inhalt für Eintrag #3

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Wie beantrage ich einen Blindenhund?

Damit Personen einen Blindenhund zur Seite gestellt bekommen, müssen sie zuvor verschiedene Schritte durchlaufen. Ich gebe Ihnen im Folgenden einen 7-Schritte- Plan an die Hand. Ausführliche Informationen können Sie bei der Krankenkasse oder bei einer Blindenhundeschule erfragen.

  1. Lassen Sie beim Versorgungsamt eine hochgradige Sehbehinderung feststellen.
  2. Machen Sie einen Termin bei einem Facharzt für Augenheilkunde – dieser stellt Ihnen bei Bedarf eine Verordnung für einen Blindenlangstock und für ein Orientierungs- und Mobilitätstraining, kurz O&M, aus.
  3. Buchen Sie bei einem Rehabilitationslehrer das Orientierungs- und Mobilitätstraining – Adressen finden Sie beispielsweise hier.
  4. Statten Sie dem Augenarzt erneut einen Besuch ab und bitten Sie um die Ausstellung einer Verordnung für einen Blindenführhund.
  5. Erkundigen Sie sich bei Blindenführhundschulen über die preisliche Gestaltung und lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag ausstellen.
  6. Senden Sie den Antrag gemeinsam mit dem Kostenvoranschlag und der Hilfsmittelverordnung zur Krankenkasse.

Warten Sie auf den Bescheid des Kostenträgers.

"Es mag zunächst ungewöhnlich oder regelrecht herabwürdigend klingen, aber Blindenhunde zählen gesetzlich zu den Hilfsmitteln. Im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes werden sie in der Kategorie 7 „Blindenhilfsmittel“ aufgeführt. Diese Betrachtung ermöglicht es Ihnen, die tierische Unterstützung auf Kassenleistung zu erhalten, eine Garantie gibt es dafür aber nicht. Prüfen Sie bei einer Ablehnung unbedingt, ob es sich lohnt, Widerspruch zu erheben."

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort

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Tipps für den Alltag mit Blindenhunden

Der Alltag mit einem Blindenhund ist ein anderer als mit einem gewöhnlichen Hund. Hier geht vor allem der Hund auf den Besitzer ein und weniger umgekehrt. Wer bisher noch keine Berührungspunkte mit Blindenhunden hat, fragt sich natürlich, wie das Zusammenleben klappt. Lassen Sie uns gemeinsam einen Blick auf die häufigsten Fragen werfen – ganz nebenbei erhalten Sie noch ein paar Tipps für den Alltag.

  • Können Blindenhunde mit anderen Hunden zusammenleben?

Ein Blindenhund benötigt soziale Kontakte, entweder auf der Hundespielwiese oder im heimischen Umfeld. In der Regel vertragen sich die Hunde gut mit anderen Tieren – hierbei ist es allerdings wichtig, dass sie ausreichend einander vorgestellt werden.

  • Wo dürfen Blindenhunde nicht hin?

Hunde sind nicht überall erwünscht. Blindenhunde genießen aber in der Regel ein Sonderrecht, zum Beispiel in Arztpraxen, in Einkaufsläden oder im Kino. Bitte beachten Sie jedoch, dass es in Deutschland das sogenannte Hausrecht gibt, somit entscheiden Besitzer selbst, wem sie Zutritt gewähren und wem nicht. Der § 12e Absatz 1 Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) besagt aber, dass Personen mit einer Behinderung der Zutritt zu Anlagen oder Einrichtungen nicht wegen einem Blindenhund versagt werden darf, zumindest dann nicht, wenn es sich um Orte für den allgemeinen Publikums- und Benutzungsverkehr handelt.

  • Wie geht man mit einem Blindenhund spazieren?

So wie Menschen außerhalb ihrer Arbeit normalen Tätigkeiten nachgehen, verbringen auch Hunde ihre Freizeit gerne abseits von Verpflichtungen. Wenn Sie einen Blindenhund für den Besitzer spazieren führen, trägt er kein spezielles Führungsgeschirr. Gehen Sie mit dem Vierbeiner ganz normal mit der Leine Gassi.

  • Was passiert mit alten Blindenhunden?

Hat der Blindenhund seinen Dienst getan, ist sein Leben noch lange nicht zu Ende. Wie seine Rentenzeit aussieht, ist sehr unterschiedlich. Er kann als normales Haustier bei seinem Besitzer bleiben, ein neues Zuhause finden oder in die Obhut des ehemaligen Trainers zurückkehren.

Häufige Fragen zu Blindenhunde

Welche Hunde werden als Blindenhunde eingesetzt?
Können Blindenhunde Ampeln erkennen?
Was passiert, wenn ein Blindenhund in den Ruhestand geht?
Was kostet die Ausbildung eines Blindenhundes?
Wer trägt die Kosten für einen Blindenhund?
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