Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Familienjournalistin
Aktualisiert am 08.04.2025
121 mal angesehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit der Braillezeile können sich blinde Menschen digitale Texte in Blindenschrift ausgeben lassen.

  • Eine Braillezeile ist meist ein reines Ausgabegerät, kann aber über eine Tastatur oder eine Notizfunktion verfügen.

  • Menschen, die sich für das Gerät interessieren, können sich bei einem Rehaberater informieren.

  • Die Braillezeile ist mit bis zu 7.000 Euro ein teures Blindenhilfsmittel – bei einer medizinischen Begründung übernimmt die Krankenkasse die Kosten.

So gehen Sie vor

  • Vereinbaren Sie mit Ihrem Angehörigen einen Termin in einer Praxis für Augenheilkunde.

  • Bitten Sie den Augenarzt, um eine Einschätzung, ob eine Braillezeile für Ihr Familienmitglied sinnvoll ist.

  • Lassen Sie bei Bedarf eine Verordnung für Ihren Angehörigen ausstellen.

  • Beantragen Sie mit dem Pflegebedürftigen die Braillezeile bei der Krankenkasse.

  • Bei Bewilligung: Ihr Familienmitglied wird geschult und nimmt das Hilfsmittel in Empfang.

Wie lesen Blinde am PC? Das ist eine berechtigte Frage, schließlich können sie sich dabei nicht auf ihren Sehsinn verlassen. Trotz ihrer Einschränkungen nehmen sie jedoch am digitalen Zeitalter teil. Das klappt unter anderem mit der Braillezeile. Dabei handelt es sich um ein spezielles Ausgabegerät, das digitale Schrift für blinde Menschen lesbar macht – die Funktionsweise beruht auf dem Konzept der Blindenschrift. Ich erkläre Ihnen heute, warum eine Braillezeile wichtig für das Wohlbefinden sein kann und worauf Sie beim Kauf achten sollten.

Was ist eine Braille Zeile?

Wenn der Sehsinn als Orientierungseinheit wegfällt, nimmt das Tasten an Bedeutung zu. Das fällt etwa im Straßenverkehr auf, in dem sich Blinde mit einem Langstock vorantasten. Auch bei Arbeiten am Computer kann sich Ihr Angehöriger den sensiblen Tastsinn zunutze machen. Möglich ist das mit der sogenannten Braillezeile. Je nach Hersteller und Modell sieht das Gerät unterschiedlich aus. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um eine längliche Leiste, so ähnlich wie eine Art Mini-Tastatur. Der große Unterschied ist allerdings, dass es hier keine mit Buchstaben und Ziffern versehenen Tasten, sondern kleine, bewegliche Braillepunkte gibt. Diese kann Ihr Angehöriger ertasten und erfährt so, was im Computer geschrieben steht. Den Grundstein dafür legte der Franzose Louis Braille. Er war selbst blind und erfand im 19. Jahrhundert die Brailleschrift und damit ein Tastalphabet für blinde Menschen. Daraufhin folgte die Entwicklung von Punktschriftmaschinen. Seit dem Jahr 1980 existieren Braillezeilen, die bis heute auf dem Schreibtisch liegen und Menschen beim Lesen von PC-Texten helfen – natürlich in weiterentwickelter Form.

Was ist der Zweck von Braillezeilen?

Jeder Mensch sehnt sich nach gesellschaftlicher Teilhabe und danach, seinen Interessen nachzugehen – das gilt selbstverständlich auch für Personen mit Einschränkungen, zum Beispiel des Sehsinns. Die Sprache ist ein mächtiges Instrument, sie dient sowohl zur Kommunikation als auch zur Informationsgewinnung. Doch nicht nur das Gehörte ist wichtig, auch das geschriebene Wort hilft beim Austausch. Ihr Familienmitglied liest mit der Braillezeile etwa private E-Mails oder die Korrespondenz mit Behörden. Außerdem kann Ihr Angehöriger das Ausgabegerät nutzen, um sich mit Texten aus dem Internet weiterzubilden oder Informationen zur Freizeitgestaltung zu erhalten – so erfahren Nutzer unter anderem, wann die nächste Stadtführung stattfindet. Wie Sie vielleicht wissen, gibt es auch Vorlesegeräte, die den Bildschirminhalt akustisch wiedergeben. Das klingt wesentlich einfacher, als den Inhalt zu ertasten, ist aber nicht in jeder Situation die passende Technik.

Vorlesegeräte oder Braillezeile – das sind die Vor- und Nachteile

Das Wichtigste vorweg: Im besten Fall greift Ihr Familienmitglied auf verschiedene Techniken zurück, um sich die digitalen Tätigkeiten im Online- und Offlinebereich zu erleichtern. Vorlesegeräte und die Braillezeile gehören für viele Menschen zu einer guten Ausstattung dazu.

Wie funktioniert eine Braillezeile (Braille Display)?

Zunächst schließen Sie die Braillezeile an den Computer an, das geht über USB, also einen kleinen Stecker, oder über das drahtlose Bluetooth. Das Ausgabegerät positionieren Sie dann auf dem Schreibtisch, am besten vor die Braille-Tastatur. Damit das Gerät „weiß“, was es in Blindenschrift ausgeben soll, ließt eine spezielle Software, die Vorlese-Software, die digitalen Zeichen aus und wandelt sie in Computerbraille um. Auf dem Braille Display drücken sich kleine Stifte aus dem Gehäuse heraus – diese ergeben dann die einzelnen Wörter. Um sie zu erkennen, fahren Blinde mit den Fingerkuppen darüber und nehmen die Erhebungen wahr. Ob Ihr Angehöriger die 6-Punkt oder 8-Punkt-Braille angezeigt bekommt, bestimmt die Vorlese-Software, der sogenannte Screenreader. Damit das Ganze am Ende einen Sinn ergibt, muss Ihr Angehöriger aber die Brailleschrift beherrschen. Indem er Steuerungstasten bedient, kann der Nutzer im Text umherspringen. Vielleicht sind Sie bei Ihren Recherchen bereits auf eine aktualisierbare Braillezeile gestoßen. Sie ist eine willkommene Weiterentwicklung, doch wie funktioniert die aktualisierbare Braillezeile? Hier erfolgt eine Textanpassung in Echtzeit. Wenn Ihr Angehöriger auf einer Webseite nach unten navigiert, muss der Abschnitt nicht manuell geladen werden, er wird direkt auf dem Braille Display angezeigt, eine echte Arbeitserleichterung.

"Die Braillezeile bietet nur einen gewissen Platz und kann dadurch nicht viel darstellen. Üblicherweise können Anwender damit 40 Zeichen in einem Schritt lesen – das sind zwei bis fünf Wörter. Für lange Texte bietet sich daher eher ein E-Book-Reader für Blinde oder eben die Sprachausgabe an – um die Rechtschreibung zu überprüfen, ist die Braillezeile aber oft noch am besten geeignet."

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort

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So viel kostet eine Braillezeile im Handel

Die Geräte sind kompakt, nicht außerordentlich modern und bewährt – da müsste der Preis doch erschwinglich sein, oder? Tatsächlich sind Braillezeilen alles andere als kostengünstig. Der Preis bewegt sich zwischen 3.000 und 7.000 Euro, je nach Modell und Hersteller. Braillezeilen können Sie in Fachgeschäften und ausgewählten Onlineshops kaufen. Bei einer medizinischen Indikation, in dem Fall das Vorliegen einer Blindheit, kann die Krankenkasse die Kosten für das Gerät übernehmen. Schließlich handelt es sich dabei um ein Hilfsmittel. Im Hilfsmittelkatalog des GKV- Spitzenverbandes finden Sie Braille Displays in der Kategorie 7 „Blindenhilfsmittel“ – hier gibt es Geräte für den mobilen und stationären Einsatz, die Mediziner verordnen können. Erkundigen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Angehörigen beim Augenarzt, ob dieser eine Verordnung für die Braillezeile ausstellt. In dem Fall fällt lediglich zehn Euro Zuzahlungsgebühr an, bei einer Zuzahlungsbefreiung sogar gar nichts.

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Braillezeilen kaufen: So erhalten Sie ein gutes Gerät

Damit Ihr Angehöriger künftig barrierefreier in der digitalen Welt unterwegs ist, braucht es gute technische Geräte. Mit folgenden Tipps finden Sie die passende Braillezeile für Ihr Familienmitglied.

  • Wählen Sie die richtige Ausführung: Da die Anforderungen an eine Braillezeile sehr unterschiedlich sind, gibt es mehrere Varianten. Sie können sich beispielsweise für eine große Braillezeile mit 80 Zeichen oder für ein kleines tragbares Gerät entscheiden, das Ihren Angehörigen auch unterwegs begleitet. Generell gilt: Je mehr Zeichen, desto schneller gelingt das Lesen.
  • Zusatzfunktionen prüfen: Die Braillezeile ist zunächst ein reines Ausgabegerät, doch auch hier gibt es besondere Ausstattungen. Eine aktualisierbare Braillezeile ist grundsätzlich empfehlenswert. Viele Menschen profitieren zudem von einer integrierten Brailletastatur oder einer Notizbuchfunktion.
  • Achten Sie auf Qualitätsmerkmale: Entscheiden Sie sich für eine Zeile, bei der Ihr Angehöriger die Härte der Braillepunkte selbst einstellen kann. Außerdem müssen sich frei wählbare Direktzugriffstasten am Ausgabegerät befinden. Für die Steuerung von Maus und Cursor sollten sogenannte Routing-Tasten vorhanden sein – auch eine Schnittstelle darf nicht fehlen, damit der Brailledisplay beispielsweise mit dem Screenreader zusammenarbeitet.

Ein unabhängiger Berater, wie ein Rehaberater, kann bei der Auswahl eines geeigneten Gerätes helfen – dieses Vorgehen empfiehlt übrigens auch der GKV-Spitzenverband im Hilfsmittelverzeichnis.

Icon

Gut zu wissen!

Spielen mit der Braillezeile – Viele Menschen können sich für Spiele am Computer begeistern, auch Ihr Angehöriger muss darauf nicht verzichten. Auf der Webseite softcologne.de können Sie sich über kostenlose Spiele informieren, die mit der Braillezeile gespielt werden – eine Installation ist nicht nötig. Beim „Memory“ klickt Ihr Angehöriger Striche auf einer Zeile an – im Handumdrehen verwandeln die sich in Buchstaben. Jetzt geht es darum, Buchstabenpärchen zu finden. Ein anderes Spiel ist das „Worträtsel“. In verschiedenen Schwierigkeitsstufen errät Ihr Familienmitglied die gesuchten Wörter, das funktioniert ein bisschen so wie Glücksrad. Beim Spiel „Fang mich“ geht es um schnelle Reaktionen. Außerdem gibt es weitere Spiele für Denksportbegeisterte.

Welche anderen Hilfsmittel unterstützen meinen Angehörigen?

Die Hilfsmittelversorgung blinder Menschen fußt meist nicht auf einem einzelnen Gerät, wie einer Braillezeile. Gemeinsam mit einem Rehaberater oder dem behandelnden Arzt können Sie prüfen, ob folgende Hilfsmittel ebenfalls sinnvoll für Ihren Angehörigen sind:

Lesen Sie gerne meine jeweiligen Ratgeber, um herauszufinden, wie die Hilfsmittel Ihr Familienmitglied im Alltag unterstützen.

Häufige Fragen zur Braillezeile

Kann man Blindenschrift auf einem Computer lesen?
Wie können Blinde im Internet lesen?
Welchen Nutzen hat eine aktualisierbare Braillezeile?
Wie viel kostet eine Braillezeile?
Bezahlt die Krankenkasse eine Braillezeile?
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