
Gehhilfen für Senioren und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen – Produktgruppe 10 (GKV Hilfsmittelkatalog)

Das Wichtigste in Kürze
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Gehhilfen aus der Produktgruppe 10: Gehstützen, Rollatoren und ähnliche Hilfsmittel für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen gehören zur Produktgruppe 10 des GKV-Hilfsmittelkatalogs und werden von der Krankenkasse übernommen.
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Individuelle Auswahl: Es gibt verschiedene Gehhilfen wie Rollatoren, Gehstöcke oder Walkatoren, die individuell an die Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden können.
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Kostenübernahme durch die Krankenkasse: Voraussetzung für die Kostenübernahme ist eine ärztliche Verordnung. Bei den meisten Gehhilfen übernimmt die Krankenkasse die Kosten abzüglich eines möglichen Eigenanteils.
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Erhöhung der Lebensqualität: Gehhilfen verbessern die Mobilität und Selbstständigkeit und tragen dazu bei, Stürze zu vermeiden und das Vertrauen in die eigene Bewegung zu stärken.
So gehen Sie vor
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Medizinische Beratung einholen: Lassen Sie sich von einem Arzt oder Therapeuten beraten, welche Gehhilfe für Ihre Mobilitätseinschränkung am besten geeignet ist.
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Verordnung anfordern: Holen Sie ein Rezept für das benötigte Hilfsmittel bei Ihrem Arzt ein, um die Kostenübernahme durch die Krankenkasse zu sichern.
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Krankenkasse informieren: Klären Sie mit Ihrer Krankenkasse, ob die gewünschte Gehhilfe im GKV-Hilfsmittelkatalog aufgeführt ist und welche Anbieter als Vertragspartner in Frage kommen.
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Gehhilfe auswählen: Besuchen Sie ein Sanitätshaus oder einen spezialisierten Anbieter, der mit Ihrer Krankenkasse zusammenarbeitet, und lassen Sie sich zur Auswahl und Anpassung der Gehhilfe beraten.
Definition & Übersicht
Gangunsicherheiten, Schwindelgefühle, eine Taubheit in den Extremitäten, eine Gehbehinderung oder Gelenkbeschwerden – es gibt viele Gründe, warum Menschen eine Gehhilfe im Alltag nutzen. Unter bestimmten Voraussetzungen beteiligt sich die Krankenkasse an den Kosten für den Alltagshelfer. Ich erkläre Ihnen heute, welche Gehhilfen Ihren Angehörigen unterstützen können und wie die Beantragung bei der Kasse gelingt.
Bei der selbstbestimmten Mobilität handelt es sich um ein Menschenrecht. Wer sich möglichst frei bewegen kann, erfüllt damit eine wichtige Voraussetzung für die Teilhabe an der Gesellschaft und kann sich sozial, persönlich und beruflich weiterentwickeln.[1] Gehhilfen unterstützen Personen mit körperlichen Einschränkungen dabei, ihre Mobilität auszubauen, gleichzeitig verleihen sie Sicherheit, zum Beispiel bei Gangunsicherheiten.
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Was sind Gehhilfen?
Im Sinne des GKV-Hilfsmittelverzeichnis sind Gehhilfen Hilfsmittel, die Personen mit einer Gehbehinderung unterstützen – nämlich dann, wenn die unteren Extremitäten, sprich die Hüfte, Oberschenkel, Knie, Unterschenkel, das Sprunggelenk und der Fuß, in ihrer Leistungsfähigkeit oder Belastbarkeit eingeschränkt sind.[2] Das kann beispielsweise auf Menschen nach einem Schlaganfall zutreffen. Mit der Nutzung einer Gehhilfe können Betroffene ihren Aktionsradius vergrößern und gewinnen so auch ein Stück Selbstständigkeit zurück. Gehhilfen wie ein Rollator oder ein Gehstock kommen sowohl im Innenbereich als auch im Außenbereich zum Einsatz. Solche, die von der Krankenkasse übernommen werden, finden Sie im GKV-Hilfsmittelverzeichnis unter der Produktgruppe 10 „Gehhilfen“.2
Was gibt es für Gehhilfen?
Die Art und der Umfang der körperlichen Einschränkung können unterschiedlich ausfallen – Ihr Angehöriger kann somit mehr oder weniger mobil als andere Menschen sein. Um auf die verschiedenen Bedürfnisse Pflegebedürftiger eingehen zu können, gibt es eine große Auswahl an Gehhilfen. Viele davon sind Ihnen im Alltag bestimmt schon einmal begegnet, wie ein Rollator. Meine Tabelle zeigt Ihnen, welche Gehhilfen Ihrem Angehörigen grundsätzlich zur Verfügung stehen.
Gehhilfen vorwiegend für den Innenraum | Gehhilfen für den Innen- und Außenbereich |
Gehgestelle: Das starre Gestell besteht meist aus Leichtmetall – die Seitenteile verfügen über Standfüße inklusive Laufgummis für eine sichere Fortbewegung. Gehwagen: Die kleinen Wägelchen setzen sich aus einem Rohrgestell und vier kleinen Rollen zusammen, oft lassen sich die Gehwagen zusammenklappen. Rollatoren mit Unterarmauflagen: Der Klassiker unter den Gehhilfen besitzt vier luftbereifte Räder, einen Rohrrahmen und ein Bremssystem, ähnlich wie bei einem Fahrrad. | Hand-/Gehstöcke: Massives Holz, ein rutschsicheres Laufgummi und ein speziell geformter Handgriff zeichnen einen Handstock aus. Unterarmgehstützen: Diese Gehstützen verfügen über eine spezielle Schale, in der Personen ihren Unterarm ablegen können – eine untere Extremität kann so gezielt entlastet werden. Achselstützen: Ein Stock, ein Handgriff und eine gepolsterte Achselauflage – daraus besteht eine Achselstütze, die oft nach einer Operation zum Einsatz kommt. Fahrbare Gehhilfen: Unter diese Kategorie fallen die klassischen Rollatoren und das sogenannte Deltarad mit drei Rädern. Fahrbare Gehhilfen mit Rollstuhlfunktion: Hier ist gewissermaßen ein Rollator mit einem temporär nutzbaren Rollstuhl kombiniert – vier Räder, ein Rückengurt bzw. eine Rückenlehne, Fußstützen und ein Sitz zeichnen die Gehhilfe aus. |
Sind Gehhilfen sinnvoll?
Im Allgemeinen sind Gehhilfen in jedem Fall sinnvoll – ob sich eine der Mobilitätshilfen für Ihren Angehörigen anbietet, hängt von seiner Beweglichkeit und Belastungsfähigkeit ab. Eine Einschätzung dazu kann der behandelnde Arzt oder eine Pflegekraft, die in den eigenen vier Wänden die häusliche Pflege (teilweise) übernimmt, geben. Um ein Gefühl für die Mobilitätshilfe zu bekommen, kann Ihr Familienmitglied auch einige Produkte in Fachgeschäften, wie einem Sanitätshaus, ausprobieren – das hilft auch dabei, zu entscheiden, welche Gehhilfe die richtige ist.
Folgende Vorteile haben Gehhilfen:
- Gehhilfen geben Personen ein Stück Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit zurück.
- Sie entlasten auch pflegende Angehörige, die sonst bei der Mobilisation helfen.
- Gehhilfen vermitteln ein Gefühl von Sicherheit, insbesondere sturzgefährdeten Personen.
- Die Alltagshelfer entlasten Gelenke gezielt und können so Schmerzen verringern.
- Viele Gehhilfen lassen sich individuell an den Nutzer anpassen, um die Ergonomie zu erhöhen.
- Durch die Nutzung von Gehhilfen steigern Personen ihre soziale Teilhabe, Ihr Angehöriger kann damit womöglich wieder alleine Freunde besuchen oder einkaufen gehen.
Im Absatz „Gehhilfen – Auswahl & Nutzung“ erfahren Sie, wie die Alltagshelfer Ihr Familienmitglied konkret unterstützen.
Welche anderen Hilfsmittel für die Bewegung im Alter und in der Pflege gibt es?
Besitzt Ihr Angehöriger körperliche Beeinträchtigungen und muss deshalb bei der Mobilität zurückstecken, ist nicht nur die Produktgruppe 10 „Gehhilfen“ im Hilfsmittelverzeichnis interessant. Mein Tipp: Beschäftigen Sie sich auch mit der Kategorie 18 „Kranken-/Behindertenfahrzeuge“ und der Kategorie 22 „Mobilitätshilfen“. Kommen Sie, lassen Sie uns einen kleinen Ausflug in die Kategorien unternehmen.
Beispiele für Kranken-/Behindertenfahrzeuge | Beispiele für Mobilitätshilfen |
– Toilettenrollstühle – Duschrollstühle – Manuelle Rollstühle – Elektrische Rollstühle – Behindertenfahrzeuge für Kleinkinder – Schieberollstühle – Treppensteighilfen – Buggys | – Umsetz- und Hebehilfen – Aufstehhilfen – Liftsysteme – Rampensysteme – Orthopädische Roller – Laufräder – Zweiräder – Dreiräder |
Beim Thema Mobilität ist es sehr wichtig, dass jeder Mensch mit seinen Bedürfnissen gesehen wird – eine spezielle Auswahl an Mobilitätshilfen, darunter auch Gehhilfen, kann Ihren Angehörigen selbstständiger werden lassen und so auch sein Wohlbefinden steigern.
Gibt es noch andere Arten der Unterstützung für Menschen mit Einschränkungen bei der Bewegungsfreiheit?
Um einen nötigen Ausgleich bei bestehenden Einschränkungen der Bewegungsfreiheit zu schaffen, gibt es verschiedene Angebote – die Kostenübernahme für medizinisch notwendige Gehhilfen ist nur eines davon. Menschen mit einer Behinderung können einen Fahrdienst in Anspruch nehmen, der die Teilhabe an der Gesellschaft unterstützt – Ihr Familienmitglied kann damit beispielsweise zu Besuchen von Bekannten gefahren werden oder zu kulturellen Veranstaltungen. Aus Gründen der sozialen Teilhabe übernimmt die Eingliederungshilfe die Kosten für den Transport.[4],[5] Für Fahrten zu notwendigen medizinischen Terminen springt die Krankenkasse als Kostenträger ein. Besitzt Ihr Angehöriger einen Schwerbehindertenausweis mit dem erforderlichen Merkzeichen H, B, G, aG oder GI kann er außerdem vergünstigt oder kostenlos mit Bus und Bahn fahren.[6] Ein besonderes Angebot richtet sich an berufstätige Menschen mit einer Behinderung: Sie erhalten unter Umständen einen Zuschuss zum Kauf eines Autos oder für einen behindertengerechten Umbau ihres Fahrzeugs – Kostenträger sind hier beispielsweise die gesetzliche Rentenversicherung oder die Agentur für Arbeit.
Mein Tipp!
Prüfen Sie unbedingt, ob bei Ihrem Familienmitglied Anpassungen im Wohnumfeld sinnvoll sind, die unter anderem die Mobilität unterstützen – die Pflegekasse kann dafür einen Zuschuss von bis zu 4180 Euro, zum Beispiel für einen Treppenlift, gewähren. Mehr zum Thema wohnumfeldverbessernde Maßnahmen erfahren Sie in unserem Ratgeber.
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Wie werden Gehhilfen genutzt?
Gehhilfen sehen unterschiedlich aus, auch die Nutzung der Modelle unterscheidet sich meist grundlegend voneinander. Eines haben Gehhilfen aber gemeinsam: In der Regel sind sie intuitiv und leicht zu bedienen. Trotzdem gibt es einiges, worauf Ihr Familienmitglied bei der Nutzung achten sollte, und ich verrate Ihnen, was das ist.
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Welche Gehhilfe ist die beste?
Eine Gehhilfe, die als unangefochtener Sieger hervorgeht, gibt es nicht. Schließlich kommt es stark auf die Ausgangslage Ihres Angehörigen an – braucht er lediglich ein wenig Halt, bietet sich eine andere Gehhilfe an als bei einem Menschen, der starke Probleme beim Gehen hat und sich häufig ausruhen muss. Im Folgenden stelle ich Ihnen einige Praxisbeispiele vor – wie Sie sehen, profitieren die Personen von sehr unterschiedlichen Produkten.
Gerd, 73 Jahre alt, nutzt einen Handstock: Gerd war schon immer gerne mobil und früher ein begeisterter Sportler. Heute ist er in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt, denn er besitzt Gleichgewichtsstörungen, die ihn leicht zu Fall bringen. Sicherheit gibt ihm ein Handstock, den er stets dabei hat. Seine Pflegekraft hat ihm zu der Gehhilfe geraten, weil er ansonsten recht gut zu Fuß ist und auch die Koordination kein Problem darstellt. Ein netter Nebeneffekt ist, dass Gerd mit dem Handstock seinen rechten Fuß entlasten kann, hier macht ihm die Arthrose im Großzehengelenk etwas Schwierigkeiten.
Marie, 68 Jahre alt, nutzt eine Unterarmgehstütze: Marie kann zwar zu Fuß gehen, ihr Gehvermögen ist durch eine rheumatische Erkrankung aber eingeschränkt. Um ihre Beine zu entlasten, nutzt sie eine Unterarmgehstütze im Alltag. Damit erhält sie die nötige Stabilität und Sicherheit, wenn sie beispielsweise ihre tägliche Runde durch den Park geht.
Hannes, 81 Jahre alt, nutzt einen Rollator mit Rollstuhlfunktion: Hannes braucht seit seinem Schlaganfall Unterstützung beim Gehen – seither macht sein rechtes Bein schnell schlapp. Gleichzeitig ist er zügig erschöpft und braucht regelmäßig Pausen während der Mobilisation. Der Rollator mit Rollstuhlfunktion ist genau die richtige Gehhilfe für ihn, denn damit erhält er Stabilität und die Möglichkeit, sich zwischendurch hinzusetzen.
Checkliste für die beste Gehhilfe
Bevor sich Ihr Angehöriger für eine Gehhilfe entscheidet, sollten Sie sich gemeinsam folgende Fragen beantworten:
- Wie viel Unterstützung braucht Ihr Angehöriger bei der Mobilisierung?
- Wie sieht es mit der Beweglichkeit, dem Gleichgewicht und dem Koordinationsvermögen aus?
- Profitiert Ihr Familienmitglied von der Möglichkeit, sich auf die Gehhilfe zu setzen?
- Soll die Gehhilfe zusammenklappbar sein?
- Bevorzugt Ihr Angehöriger eine starre Version wie ein Gehgestell oder ein Modell mit Rollen?
- Soll die Gehhilfe überwiegend im Innenbereich oder Außenbereich zum Einsatz kommen?
Wie benutzt man Gehhilfen richtig?
Schwer vorstellbar, aber bei Gehhilfen können Anwender während der Nutzung einiges falsch machen. Eine richtige Handhabung ist wichtig, denn nur so bietet die Mobilitätshilfe ausreichend Sicherheit und Unterstützung. Wie Ihr Familienmitglied mit der Gehhilfe umgehen sollte, richtet sich natürlich nach dem Produkt. Der Umgang mit einem Gehstock ist relativ selbsterklärend, bei einem Rollator gibt es da schon mehr zu beachten. In meiner Tabelle können Sie Tipps für die Nutzung der Gehhilfen nachlesen.
Art der Gehhilfe | Tipps für die Nutzung |
Gehgestell | Gehhilfe Schritt für Schritt nach vorne stellen, Beine langsam nachsetzen, Untergrund prüfen |
Gehwagen | Langsam bewegen, Kontrolle über die Gehhilfe behalten, Untergrund prüfen |
Rollator mit Unterarmauflagen | Aufrecht stehen, Unterarme in die Auflagen legen, Bremsen regelmäßig prüfen |
Hand-/Gehstöcke | Müssen zu den Maßen des Stockträgers passen, auf der Seite des leistungsfähigen Beins nutzen |
Unterarmgehstützen | Ellbogen müssen im 90° Winkel positioniert werden, auf eine gleichmäßige Belastung achten |
Achselstützen | Stütze wenige Zentimeter unter der Achsel positionieren, auf eine aufrechte Haltung achten, Treppen vorsichtig bewältigen |
Fahrbare Gehhilfen (mit Rollstuhlfunktion) | Bei Ermüdungserscheinungen Gehhilfe zum Sitzen nutzen, bei Bedarf Fußstützen ausklappen, Bremsen regelmäßig prüfen |
Wie lange kann man Gehhilfen benutzen?
Gehhilfen sind bei Menschen mit Mobilitätseinschränkungen unterschiedlich lange im Einsatz. Zum einen deshalb, weil es Situationen gibt, in denen die Gehhilfe kürzer oder länger gebraucht wird – manchmal sind Menschen beispielsweise auf eine Unterarmgehstütze nur für einige Wochen nach einer Operation angewiesen. Auch die Lebenszeit des Produkts beeinflusst die Dauer der Nutzung. Dabei gilt: Wer seine Gehhilfe gut pflegt und behandelt, hat länger etwas davon. Allerdings wirken sich die Nutzungshäufigkeit, das Modell und die verwendeten Materialien ebenfalls auf die Lebensdauer der Mobilitätshilfe aus. Ein Gehwagen oder ein Rollator kann fünf Jahre oder länger den Alltag bereichern, Achselstützen und Gehstöcke können unter Umständen schon nach drei bis vier Jahren ausgetauscht werden. Wie Ihr Familienmitglied mit einer verschlissenen Gehhilfe umgeht, richtet sich danach, ob es sich um eine Leihgabe der Krankenkasse handelt – in dem Fall sollte Ihr Angehöriger mit der Krankenkasse oder dem Leistungserbringer, wie einem Sanitätshaus, das Vorgehen besprechen.
Kostenübernahme und Beantragung einer Gehhilfe
Eine Gehhilfe kostet schnell mehrere Hundert Euro – erfüllt Ihr Angehöriger gewisse Voraussetzungen, bleibt er auf den Kosten aber nicht alleine sitzen, sondern erhält Unterstützung von der Krankenkasse. In diesem Abschnitt erfahren Sie mehr dazu.
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Was kosten Gehhilfen auf Rezept?
100 Euro für einen Gehstock, 400 Euro für einen Rollator, 80 Euro für ein Gehgestell oder 120 Euro für eine Unterarmgehstütze – die Kosten für eine Gehhilfe sind sehr unterschiedlich. Ihr Familienmitglied muss sich mit den genauen Preisen aber gar nicht auseinandersetzen, wenn er ein Rezept für die Mobilitätshilfe hat. Es ist nämlich gesetzlich für alle Krankenkassen festgelegt, dass Versicherte bei einem passenden Rezept nur 10 % der Kosten für das Hilfsmittel übernehmen müssen, allerdings mindestens fünf und höchstens 10 Euro.[1]
Wo bekomme ich Gehhilfen?
Gehhilfen gibt es offline und online – Ihr Familienmitglied kann die Mobilitätshilfen beispielsweise in einem Sanitätshaus, bei Fachhändlern für Seniorenprodukte oder in sogenannten „Reha-Shops“ im Internet kaufen. Online stoßen Sie meist auf ein größeres Angebot und können sich detailliert über die verschiedenen Modelle informieren, ein Fachgeschäft bietet den Vorteil, einen persönlichen Ansprechpartner zur Stelle zu haben. Wenn Ihr Angehöriger eine Gehhilfe über die Krankenkasse erhält, führt der Weg in der Regel über ein Sanitätshaus – hier findet die Beratung und die Ausgabe statt. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, aus privater Hand zu kaufen – entweder neu oder gebraucht. Zwar können Sie dabei einige Kosten sparen, sollten sich aber unbedingt von der Funktionstüchtigkeit der Gehhilfe überzeugen. Mehr zum Thema „Vergleichen und Kaufen[JS2] “ lesen Sie im nächsten Abschnitt.
Wie beantrage ich eine Gehhilfe?
Keine Sorge, die Beantragung einer Gehhilfe klappt in wenigen Schritten, ganz ohne großen bürokratischen Aufwand – der Dreh- und Angelpunkt ist die ärztliche Praxis, denn ohne eine Verordnung erhalten Sie die Mobilitätshilfe nicht über die Krankenkasse. Lassen Sie uns die wichtigsten Schritte, die Ihr Familienmitglied zurücklegen muss, gemeinsam durchgehen.
- Arzttermin vereinbaren: In der Regel schlagen Ärzte, wie der Hausarzt oder der Orthopäde, Gehhilfen vor, wenn diese erforderlich sind. Hat Ihr Angehöriger das Gefühl, dass er von einer Gehhilfe profitieren könnte, kann er sich jederzeit an die Arztpraxis wenden. Während eines Arzttermins kann Ihr Angehöriger von seinen Einschränkungen und seinem Wunsch nach einer Gehhilfe berichten. Stellt der Mediziner eine Verordnung aus, ist ein wichtiger Schritt getan.
- Leistungserbringer aufsuchen: Krankenkassen schließen Versorgungsverträge mit verschiedenen Anbietern – meist können Sie diese problemlos auf der Webseite der entsprechenden Krankenkasse herausfinden. Ihr Angehöriger sucht sich am besten einen Leistungserbringer in seiner Nähe aus und bringt die Verordnung direkt mit ins Geschäft. Das Sanitätshaus oder ein anderer Anbieter wickelt dann die Kostenübernahme mit der Krankenkasse ab.
- Hilfsmittel in Empfang nehmen: Ist die Kostenübernahme geklärt, händigt das Sanitätshaus die Gehhilfe aus – natürlich bekommt Ihr Angehöriger auch eine Einweisung für eine sichere Nutzung. Der Leistungserbringer bleibt Ansprechpartner, zum Beispiel bei Fragen zur Pflege des Hilfsmittels oder bei einer Rückgabe.
Inkontinenzhilfen ▷ Kostenübernahme bei mittlerer Inkontinenz
Hilfsmittel gegen Dekubitus – Übersicht und Anwendung aus dem Hilfsmittelverzeichnis
Pflegehilfsmittel zum Verbrauch im Wert von bis zu 42€: Liste und Antrag
Gehhilfen – Vergleichen und Kaufen
Es ist doch nur ein Rollator oder eine Unterarmgehstütze, daran ist doch nichts kompliziert! Weit gefehlt, selbst bei einfachen Gehhilfen wurde meist viel Know-how in die Entwicklung gesteckt – eine große Auswahl an Produkten stellt Ihnen die Vorzüge bereit. In diesem Abschnitt erkläre ich Ihnen, worauf Sie beim Vergleichen und Kaufen achten können.
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Qualitätsmerkmale und Zertifizierungen
Wenn Sie beim Kauf nach Qualitätsmerkmalen und Zertifizierungen Ausschau halten, kann Ihr Familienmitglied im Alltag von einem sicheren, komfortablen, langlebigen und funktionalen Produkt profitieren. Werfen Sie doch einmal einen Blick in meine Tabelle, die Ihnen einen Überblick über Qualitätsmerkmale gibt.
Qualitätsmerkmal | Erklärung |
Stabile und robuste Ausführung | Der Rahmen oder das Gestell besteht aus robusten Materialien wie Aluminium oder Stahl, um das (anteilige) Körpergewicht sicher zu tragen. |
Ergonomische Gestaltung | Die Gehhilfe lässt sich an die Körpermaße anpassen, zum Beispiel die Griffhöhe – das sorgt für eine komfortable Nutzung und mehr Ergonomie. |
Gute Verarbeitung | Die Gehhilfe scheint belastbar, besitzt rutschfeste „Füße“, und keine scharfen Kanten. |
Sicherheitsausstattung | Wahlweise befinden sich rutschfeste Griffe, Bremsen und Reflektoren an der Gehhilfe, beispielsweise am Rollator. |
Gut händelbar | Im Alltag kommt Ihr Angehöriger gut mit der Gehhilfe zurecht, sie ist beispielsweise leicht und lässt sich gut transportieren. |
Komfort | Dort, wo es geht, ist die Gehhilfe gepolstert, beispielsweise an den Unterarmauflagen oder am Sitz. |
Zertifizierungen | Das Produkt verfügt über ein CE-Kennzeichen, TÜV-Siegel oder erfüllt die DIN-Normen – so gibt es beispielsweise die DIN ISO 11199 für Gehwagen und Rollatoren.[1] |
Gehhilfen vergleichen und kaufen (neu und gebraucht)
Wenn Sie sich für eine Gehhilfe interessieren, ist es stets sinnvoll, einen Vergleich zu starten, denn so können Sie sich einen Überblick über die verfügbaren Modelle verschaffen, ein hochwertiges Produkt erhalten und ganz nebenbei clever sparen. Unabhängig davon, ob Sie sich für ein neues oder gebrauchtes Modell entscheiden, sollten Sie die oben genannten Qualitätskriterien beachten. Wie wäre es, wenn Sie die verschiedenen Produkte einem direkten Vergleich unterziehen, zum Beispiel mit Blick auf die Verarbeitung und die Ergonomie? Werfen Sie auch einen Blick hinter die Kulissen und sehen Sie sich den Verkäufer näher an. Meine Checkliste hilft Ihnen dabei, das Wichtigste beim Kauf im Blick zu behalten.
Checkliste für den Kauf von Gehhilfen:
- Das Modell passt zu den Bedürfnissen meines Angehörigen.
- Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt und die Gehhilfe kann problemlos finanziert werden – mehr dazu im Absatz „Kosten & Kostenübernahme“.
- Der Verkäufer hat einen hervorragenden Ruf, ist gut erreichbar und seriös.
- Mein Angehöriger hat die Möglichkeit, die Gehhilfe zu testen und bei Bedarf zurückzugeben.
- Der Anbieter kann auch nach dem Kauf für Nachfragen problemlos kontaktiert werden.
Häufige Fragen zum Thema Gehhilfen
Eine Kniearthrose kann zu schmerzenden Gelenken und Unbeweglichkeit führen. Mit einer Gehhilfe erhalten Pflegebedürftige ein Stück Selbstständigkeit zurück. Dafür bieten sich beispielsweise ein Rollator, eine Unterarmgehstütze oder ein Gehstock an.
Bei Gleichgewichtsstörungen ist es wichtig, dass Personen Sicherheit erlangen – das klappt besonders gut mit einem Rollator inkl. Sitzfunktion.
Die Preise für Gehhilfen variieren stark, hier kommt es auf den Hersteller, die Produktart und das Modell an. Sanitätshäuser klären transparent über die Kosten und die Kostenübernahme auf.
In der Regel kommt die Gehhilfe auf der leistungsfähigen Körperseite zum Einsatz, um betroffene Gelenke auf der anderen Seite zu entlasten. Leistungserbringer, wie Sanitätshäuser, klären bei der Aushändigung über die sichere Nutzung auf.
Die Kosten für eine Gehhilfe können Pflegebedürftige aus eigener Tasche zahlen oder die Krankenkasse daran beteiligen. Für die Kostenübernahme ist jedoch eine ärztliche Verordnung erforderlich.
Die gesetzliche Zuzahlung ist einheitlich geregelt – Personen, die über eine ärztliche Verordnung verfügen, müssen maximal zehn Euro Zuzahlung für eine Gehhilfe leisten.
Hat Ihnen etwas gefehlt? Schreiben Sie uns gerne!
Vielen Dank für Ihr Feedback! Gibt es noch weitere Themen, die Sie interessieren? Schreiben Sie uns gerne.
[1] Recht auf Mobilität: „Das Ziel eines barrierefreien öffentlichen Personennahverkehrs bis 2022 ist konkret und verbindlich“ | Institut für Menschenrechte (institut-fuer-menschenrechte.de)
[2] 20221209_Fortschreibung_Produktgruppe_10_Gehhilfen.pdf (gkv-spitzenverband.de)
[3] Untere Extremität | Krankenhaus der Augustinerinnen – Severinsklösterchen (severinskloesterchen.de)
[4] Fahrdienst für Menschen mit Behinderung – Serviceportal Düsseldorf (duesseldorf.de)
[5] Fahrdienste für Menschen mit Behinderung | Anderes Sehen e.V. zur Förderung blinder Kinder (anderes-sehen.de)
[6] einfach teilhaben – Kostenlos mit Bus und Bahn (einfach-teilhaben.de)
[7] Gehhilfen | AOK
[8] DIN EN ISO 11199-2 – 2021-11 – DIN Media
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