
Insulinspritzen - klassische Kanülen für die Insulininjektion
Das Wichtigste in Kürze
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Diabetiker können sich mit verschiedenen Hilfsmitteln Insulin verabreichen, zum Beispiel mit Insulinspritzen.
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Der Umfang der Einheiten und die Nadellänge können sich von Spritze zu Spritze unterscheiden.
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Eine gute Alternative zur Insulinspritze ist der Insulinpen.
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Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für Insulinspritzen und weitere Diabeteshilfsmittel, wenn eine hinreichende medizinische Begründung vorliegt.
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Insulinspritzen befinden sich im Hilfsmittelverzeichnis in der Kategorie 30 „Hilfsmittel zum Glukosemanagement“.
So gehen Sie vor
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Vorbereitung: Waschen Sie sich gründlich die Hände und desinfizieren Sie die Injektionsstelle.
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Insulin aufziehen: Entnehmen Sie die richtige Insulindosis mit der Kanüle.
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Injektion: Führen Sie die Kanüle in einem 90°-Winkel in das Hautgewebe ein und spritzen Sie das Insulin langsam.
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Entsorgung: Entsorgen Sie die Kanüle sicher in einem speziellen Behälter.
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Kontrolle: Überprüfen Sie nach der Injektion die Injektionsstelle auf Blutungen oder Schmerzen.
Etwa jeder zehnte Mensch leidet hierzulande an der Stoffwechselerkrankung Diabetes. Während sich Personen mit einem Typ-1-Diabetes ein Leben lang Insulin spritzen müssen, sind Typ-2-Diabetiker nicht immer auf ein entsprechendes Medikament angewiesen. Falls doch, gelingt die Verabreichung unter anderem mit den klassischen Insulinspritzen. Heute erkläre ich Ihnen, welche Insulinspritzen es gibt, wie sie funktionieren und warum die Nadellänge wichtig ist.
Was sind Insulinspritzen?
Insulinspritzen sind Hilfsmittel, um sich Insulin zu verabreichen. Einige Diabetiker sind darauf angewiesen, um den Mangel am körpereigenen Hormon Insulin auszugleichen. Mit Insulinspritzen können sich Diabetiker die vom Organismus benötigte Insulinmenge sehr präzise injizieren. Dabei hilft eine Skala auf der Spritze, die über die Insulineinheiten informiert. Die Hilfsmittel verfügen zwar genauso wie Spritzen zur Blutabnahme über einen Füllbehälter und eine Nadel, sind aber deutlich kleiner gefertigt. Das liegt daran, dass sich Diabetiker überschaubare Mengen Insulin spritzen, die dünne und kurze Nadel soll zudem eine möglichst schmerzfreie Injektion ermöglichen. Ihr Angehöriger kann sich Insulin mit verschiedenen Insulinspritzen verabreichen. Neben den klassischen Hilfsmitteln gibt es Sicherheits-Insulinspritzen, bei denen die Nadel nach der Injektion mithilfe einer Schutzverriegelung blockiert wird – das beugt Nadelstichverletzungen vor.
Achtung Verwechslungsgefahr: U-40- und U-100-Spritzen
Insulinspritzen unterscheiden sich durch die Einheiten, die mit den Hilfsmitteln verabreicht werden können – so gibt es U-100-Spritzen für 30, 50 oder 100 Einheiten. Weniger gängig sind U-40-Insulinspritzen mit 20, 40 oder 80 Einheiten. Um eine Über- oder Unterzuckerung zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Stechampulle zur richtigen Spritze passt. Bei der Bezeichnung „U-40“ befinden sich 40 Einheiten Insulin in einem Milliliter Flüssigkeit, bei „U-100“ hingegen 100 Einheiten. Insbesondere bei Reisen ins Ausland, aber auch hierzulande, sollte Ihr Angehöriger darauf achten, dass er nicht mit einer U-40-Spritze U-100-Insulin aufzieht.
Für welche Diabetiker eignen sich Insulinspritzen?
Wenn bei Ihrem Angehörigen Diabetes diagnostiziert wird, bedeutet das nicht automatisch, dass er Insulin benötigt. Sollte ein Diabetes-Typ-1 vorliegen, ist jedoch eine lebenslange Insulinverabreichung erforderlich. Auch viele Typ-2-Diabetiker und ungefähr jede vierte Frau mit Schwangerschaftsdiabetes spritzen sich Insulin. Doch ist die Insulinspritze das Nonplusultra oder anders gefragt: Was ist besser, eine Spritze, Insulinpumpe oder Pen? Insulinspritzen eignen sich zunächst für alle Menschen, die viel Wert auf Unabhängigkeit legen. Wer sich selbst Insulin spritzt, kann das mit dem richtigen Zubehör grundsätzlich überall tun, danach können Patienten sich völlig frei bewegen. Bei einer Insulinpumpe oder einem Insulinpumpentherapiesystem ist das anders, diese müssen Nutzer beinahe rund um die Uhr am Körper tragen. Im direkten Vergleich zwischen Insulinpen und Insulinspritze ist der Pen meist die bessere Option, da er benutzerfreundlicher ist. Davon abgesehen, ob sich Ihr Angehöriger für einen Insulinpen oder eine Insulinspritze entscheidet, ist es stets notwendig, den Blutzucker beziehungsweise den Gewebezucker im Blick zu behalten – das gelingt mit einem Blutzuckermessgerät oder einem CGM-System.
Insulinspritzen eignen sich für… | Insulinspritzen eignen sich weniger für… |
· Menschen, die sich bei der Handhabung von Spritzen sicher fühlen. · Personen, die das Insulin flexibel dosieren möchten. · Pflegebedürftige, die sich mit anderen Hilfsmitteln (Insulinpumpe, Insulinpen) nicht anfreunden können. | · Patienten mit einem schlecht zu händelnden Diabetes. · Menschen, die unsicher sind oder Angst vor Spritzen haben – hier sind Insulinpens meist besser. · Pflegebedürftige mit motorischen Schwierigkeiten. |
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Was kann man beim Insulinspritzen falsch machen, was ist bei der Insulininjektion zu beachten und wie oft muss Insulin gespritzt werden? Das Thema Insulinverabreichung löst bei Patienten, aber auch bei Familienmitgliedern, zunächst viele Unsicherheiten aus. Lassen Sie uns zu Anfang die wichtigsten Fragen klären, danach gebe ich Ihnen eine genaue Anleitung zum Setzen der Spritze.
Hersteller bieten Spritzen mit einem unterschiedlichen Fassungsvermögen an. Achten Sie bei der Auswahl auf die Produktbeschreibung, die Anzahl der Einheiten ist auch auf der Produktverpackung vermerkt.
Viele Diabetiker müssen sich mehrmals am Tag Insulin verabreichen, zum Beispiel mit einer Insulinspritze. Hier kommt es auf den Diabetestypen und den Therapieplan an – Ihr Angehöriger sollte sich stets an die Anweisungen seines Diabetologen halten.
Patienten bekommen genaue Anweisungen von ihrem Arzt beziehungsweise dem Diabetesteam, um Blutzuckerwerte richtig zu deuten. Hier spielen viele Faktoren, wie die Ernährung, die körperliche Aktivität und das Gewicht, eine Rolle.
Die Länge des sogenannten Spritz-Ess-Abstands hängt vor allem von der Insulinart ab, die sich Ihr Angehöriger verabreicht. Nehmen wir zum Beispiel Humaninsulin: Hier kann Ihr Familienmitglied erst mit einem Wirkeintritt nach 30 bis 60 Minuten rechnen. Je nachdem, wie sich der Ausgangsblutzuckerwert darstellt, beträgt der Abstand zum Essen 20 bis 30 Minuten. Verwendet Ihr Familienmitglied schnell oder ultraschnellwirkendes Insulin, sogenannte Insulinanaloga, tritt die Wirkung nach etwa 5 bis 15 Minuten ein – Ihr Angehöriger muss so teilweise gar nicht mehr warten, bevor er mit dem Essen beginnt.
Wer das Insulinspritzen verpasst oder vergisst, bei dem steigt das Risiko für einen zu hohen Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie) und damit auch die Wahrscheinlichkeit für Diabeteskomplikationen. Ihr Angehöriger sollte sich in dem Fall an die Anweisungen seines Arztes halten – lang wirkende Insulindosen können in der Regel innerhalb von zwei Stunden nachgeholt werden.
Je mehr Fettgewebe Diabetiker haben und je mehr Insulin sie sich verabreichen müssen, desto großzügiger sollte die Nadellänge der Spritze ausfallen. Insulinspritzen sind mit einer Nadellänge von 8 und 12 Millimetern erhältlich. Häufig haben Diabetiker die Sorge, dass längere Nadeln schmerzhafter sind, Schmerzen beim Spritzen entstehen aber eher durch stumpfe Nadeln, also durch zu häufig gebrauchte Spritzen.
So funktioniert eine Insulinspritze: Anleitung und Tipps
Das Prinzip ist recht einfach: Spritze aufziehen, in das Gewebe stechen und den Kolben herunterdrücken. Für viele Menschen, insbesondere für neu erkrankte Personen, ist das Setzen der Spritze aber zunächst ein rotes Tuch – keine Frage, gerade am Anfang kostet das Spritzen ein wenig Überwindung. Mit dem richtigen Vorgehen machen Betroffene die Insulingabe jedoch so komfortabel wie möglich – in einigen Fällen übernehmen das auch pflegende Angehörige oder ein ambulanter Pflegedienst.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Wie spritzt man Insulin richtig?
- Händewaschen: Die Hände sollten vor der Verwendung der Injektionsmaterialien gewaschen werden. Die Desinfektion der Einstichstelle ist im häuslichen Umfeld nicht nötig, wenn eine gute Körperhygiene herrscht.
- Insulin mischen: NPH- oder Mischinsulin muss zunächst gut durchmischt werden, dafür schwenkt Ihr Angehöriger die Insulinflasche etwa 20-mal hin und her. Bei klaren Insulinlösungen ist dieser Schritt überflüssig.
- Spritze aufziehen: Zunächst werden die Spritzenkappen abgezogen, dann sticht Ihr Angehöriger die Spritze mit der Nadel durch das Flaschenseptum. Jetzt wird die Spritze mit der benötigten Insulinmenge aufgezogen und um eine zusätzliche Einheit erweitert (Insulinmenge + 1 Einheit). Ihr Familienmitglied hält die Spritze nun mit der Nadel nach oben und drückt den Spritzenkolben so weit herunter, bis die benötigte Insulindosis markiert ist – so werden automatisch eventuell vorhandene Luftblasen entfernt.
- Einstichstelle wählen: Experten wissen genau, wo man überall Insulin spritzen darf. Sie empfehlen dazu den Unterbauch, die Oberschenkel oder die Oberarme. Ihr Familienmitglied sollte sich hier aber nicht auf eine Lieblingsstelle versteifen, sondern die Körperstelle regelmäßig wechseln, damit es zu keinen Verhärtungen oder Verdickungen kommt.
- Spritze ansetzen: Ihr Angehöriger sollte die Nadel senkrecht in die Haut stechen, und zwar ausschließlich ins Unterhautfettgewebe und nicht in den Muskel. Dafür kann die Bildung einer Hautfalte hilfreich sein. Nach der Injektion bleibt die Nadel besser 5 bis 10 Sekunden im Gewebe, damit die Insulinmenge auch wirklich im Körper ankommt.
- Materialien entsorgen: Die Insulinspritzen beziehungsweise Injektionsnadeln sind aus hygienischen Gründen und weil sie mit der Zeit abstumpfen, ein Einmalartikel und sollten nach der Verwendung im Müll landen. Hierfür gibt es spezielle Abwurfboxen, mit denen Ihr Angehöriger das Material sammeln und ohne Risiko im Hausmüll entsorgen kann.
“Wer Diabetes hat, muss seinen Alltag entsprechend organisieren. Dazu gehört, die regelmäßigen Insulingaben mit einzuplanen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. So nimmt Ihr Angehöriger eine neue Insulinampulle am besten einige Stunden vor der Verabreichung aus dem Kühlschrank, denn zu kalt injiziertes Insulin kann ein brennendes Gefühl unter der Haut verursachen.”
"Wenn Sie Ihren Angehörigen beim Diabetesmanagement unterstützen möchten, können Sie ihm einen zeitlichen Ablaufplan zusammenstellen, um die verschiedenen Schritte sichtbar zu machen – alternativ können Sie natürlich auch selbst wichtige Handgriffe erledigen"
Dipl.-Ges. oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
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Wie viel kosten Insulinspritzen und wann zahlt die Krankenkasse?
Bei der Anschaffung von Insulinspritzen können Sie etwa 10 bis 20 Euro für ein Paket, bestehend aus 100 Spritzen, einplanen. Dazu kommen die Kosten für das Insulin. Im Gegensatz zu dem Medikament sind die Spritzen frei verkäuflich, sie sind beispielsweise im Versandhandel oder in Apotheken vor Ort erhältlich. Mit dem Spritzenpreis müssen Sie sich aber nicht beschäftigen, wenn Ihr Angehöriger insulinpflichtig ist. In dem Fall entscheidet der Mediziner über die optimale Behandlung, zum Beispiel mittels Insulinspritzen, und stellt eine entsprechende Verordnung aus – darauf sind die Diagnose, die Art der Spritzen, in der Regel U-100, die Packungsgröße und gegebenenfalls die Nadellänge notiert. Dieses Rezept kann dann online oder offline bei einer Apotheke eingelöst werden. Auch weiteres Diabeteszubehör wird bei einer hinreichenden medizinischen Begründung von der Krankenkasse bezahlt, so zum Beispiel Blutzuckermessgeräte und Teststreifen. Wenn Sie mehr über erstattungsfähige Hilfsmittel erfahren möchten, können Sie einen Blick in das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes werfen – hier werden Sie in der Kategorie 30 „Hilfsmittel zum Glukosemanagement“ fündig.
Gut zu wissen!
Wenn Ihr Familienmitglied nicht zuzahlungsbefreit ist, fallen bei jedem Hilfsmittel maximal zehn Euro Eigenbeteiligung an.
Woran erkenne ich gute Insulinspritzen?
Keine Sorge, Mediziner verordnen Hilfsmittel, die auch im Hilfsmittelverzeichnis gelistet sind. Diese erfüllen strenge Auflagen, was die Handhabung und Hygiene angeht. Insulinspritzen müssen immer steril verpackt sein, und zwar einzeln, sowie eine deutlich lesbare Skala besitzen. Außerdem ist es wichtig, dass die Insulinspritzen über eine ausreichende Zylinderlänge verfügen und von Diabetikern selbstständig befüllt werden können. Eine weitere Anforderung ist, dass die Kunststoffspritzen bereits mit einer Nadel ausgestattet sind.
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Häufige Fragen zu Insulinspritzen
Das Diabetesteam begleitet Diabetiker und gibt wichtige Tipps für die Insulinverabreichung. Erfahrungen zeigen, dass eine engmaschige Betreuung Ängste beim Insulinspritzen reduzieren können.
Wer sich zu kaltes Insulin verabreicht, kann ein brennendes Gefühl während der Injektion verspüren. Diabetiker nehmen deshalb besser die noch nicht angebrochenen Fläschchen wenige Stunden vor der Verabreichung aus dem Kühlschrank.
Diabetiker können sich Insulin in den Bauch, die Oberschenkel oder in die Oberarme spritzen. Das Diabetesteam klärt darüber auf, welche Stelle sich am besten eignet. Achtung: Die Spritzzone beeinflusst, wie schnell das Insulin wirkt.
Wie oft sich Diabetiker Insulin verabreichen müssen, hängt von verschiedenen Faktoren ab – der Mediziner gibt Patienten einen Therapieplan an die Hand und klärt auf, worauf man bei der Insulingabe achten muss.
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