Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Familienjournalistin
Aktualisiert am 09.05.2025
57 mal angesehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Kompressionshilfsmittel unterstützen das Venensystem mit Druck.

  • Medizinische Kompressionsartikel sind im GKV-Hilfsmittelverzeichnis aufgeführt – dazu zählen Kompressionsstrumpfhosen, Kompressionsstrümpfe, Kompressionsgeräte und Kompressionskleidung.

  • Kompressionshilfsmittel werden bei vielen Beschwerden/Erkrankungen verordnet, wie Wassereinlagerungen oder einer chronisch venösen Insuffizienz.

  • Die Krankenkassen kommen für die Kosten der Hilfsmittel auf, wenn eine ärztliche Verordnung vorliegt.

So gehen Sie vor

  • Berichten Sie gemeinsam mit Ihrem Familienmitglied dem Hausarzt oder einem Facharzt für Gefäße (Phlebologen oder Angiologen) von den bestehenden Beschwerden.

  • Der Mediziner wählt bei Bedarf das passende Kompressionshilfsmittel aus und verordnet es.

  • Mit der Verordnung suchen Sie einen Leistungserbringer wie ein Sanitätshaus auf – hier erhält Ihr Angehöriger das Hilfsmittel und eine Einweisung.

Kompressionshilfsmittel sind für die Kompressionstherapie unverzichtbar. Mediziner wenden die Therapieform bei vielen Problemen mit dem Venen- und Lymphsystem an. Der dahinterstehende Mechanismus ist einfach: Druck von außen – daher auch der Begriff „Kompression“, was so viel wie „Zusammendrücken“ bedeutet. Ich erkläre Ihnen heute, welche Kompressionstechniken es gibt. Gemeinsam sehen wir uns Kompressionsstrümpfe, Kompressionsverbände, Kompressionsstrumpfhosen und vieles mehr an. Natürlich klären wir auch die Kostenübernahme durch die Krankenkasse.

Was sind Hilfsmittel zur Kompressionstherapie?

Bei der Kompressionstherapie gibt es ein übergeordnetes Ziel: die Blutzirkulation fördern. Das klappt allerdings nur mit druckaufbauenden Produkten. Größtenteils handelt es sich dabei um Hilfsmittel zum Anziehen, wie spezielle Strümpfe oder Strumpfhosen. Der Zusatz „Kompression“ stiftet schnell Verwirrung, denn vor allem im Internet werden viele Produkte damit beworben. Oftmals sind das aber lediglich Strümpfe mit einer geringen Kompression – sie werden auch als Stützstrümpfe bezeichnet. Die Unterscheidung ist wichtig. Schließlich dienen medizinische Kompressionsartikel zur Therapie, Stützstrümpfe und Co. zur Vorbeugung venöser Probleme – sie bieten sich etwa für Menschen mit gesunden Venen an, die lange stehen oder sitzen müssen. Eine gute Orientierung erhalten Sie mit dem Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes. Die dort aufgeführten Kompressionshilfsmittel sind ausnahmslos zur Therapie vorgesehen, der medizinische Nutzen ist belegt.

Produkte: Welche Möglichkeiten der Kompressionstherapie gibt es?

Sehen wir uns die verschiedenen Kompressionshilfsmittel einmal näher an. Dazu werfen wir einen Blick in das GKV-Hilfsmittelverzeichnis, und zwar in die Kategorie 17 „Hilfsmittel zur Kompressionstherapie“. Die Produkte sind hier nach Anwendungsgebiet einsortiert – sie werden am Bein, an der Hand, am Arm, am Leib und am Kopf eingesetzt. Dann gibt es noch Apparate zur Kompressionstherapie, die ohne einen speziellen Anwendungsort aufgeführt sind. Bei der Vielzahl an Produkten können Sie schnell den Überblick verlieren. Deshalb machen wir unsere eigene Einordnung.

  • Kompressionsverbände: Starten wir mit etwas, was eigentlich gar kein Hilfsmittel, sondern ein Verbandmittel ist. Kompressionsverbände zählen zu den medizinischen Utensilien. Im Rahmen von Sprechstunden können Mediziner sie mit einer bestimmten Wickeltechnik anlegen – das erfordert Expertise und Erfahrung. Ärzte setzen Kompressionsverbände alleinig oder in Kombination mit einer Kompressions-Caprihose ein.
  • Kompressionsstrümpfe: Die Kompressionsstrümpfe machen den größten Teil der Kompressionshilfsmittel aus. Es gibt sie in unterschiedlichen Längen und für den Arm oder das Bein. Eine weitere Unterscheidung gelingt durch die Anfertigungsart: Hier stoßen Sie auf rundgestrickte sowie flachgestrickte Varianten. Je nach Bedarf kann Ihr Angehöriger einen Kompressionsstrumpf aus der Serienfertigung, also „von der Stange“, oder als Maßanfertigung erhalten.
  • Kompressionsstrumpfhosen: Kompressionsstrumpfhosen ähneln äußerlich einer handelsüblichen Strumpfhose. Sie üben jedoch kontinuierlich Druck auf das Bein aus. Wie auch bei anderen Kompressionshilfsmitteln gibt es unterschiedliche Druckklassen und Modelle. Vielleicht erhält Ihr Familienmitglied eine flachgestrickte Version mit geschlossener Fußspitze oder aber eine rundgestrickte Variante mit offenem Fußteil.
  • Kompressionsgeräte: Apparate zur Kompressionstherapie erhöhen gezielt den Druck im Gewebe. Sie werden mittels Manschette an den Füßen, Beinen, Händen oder Armen angebracht. Die Einteilung erfolgt in Einkammer- und Mehrkammergeräte. Außerdem gibt es Apparate zur Impulskompressionstherapie – diese Kompressionsgeräte senden zur Optimierung des Blutstroms kurze, rhythmische Impulse aus.
  • Kompressionskleidung: Im Hilfsmittelverzeichnis finden Sie auch spezielle Beinbekleidung mit Kompressionseffekt. Dazu zählen Caprihosen, Bermudahosen, Leggins und Radlerhosen. Diese sind unterschiedlich lang, sie reichen etwa bis zum Knöchel oder nur bis zur Hälfte der Oberschenkel. Ihr Angehöriger trägt die Kompressionskleidung in Verbindung mit einem Kompressionsverband oder Kompressionsstrumpf.

Funktionsweise: Warum ist Kompression gut gegen Schmerzen?

Viele Menschen mit Kompressionshilfsmitteln sind anfangs überrascht: die unscheinbaren Produkte können schnell zu einer Beschwerdelinderung beitragen. Doch warum hilft Kompression bei Schwellungen und Schmerzen überhaupt? Das liegt an dem einfachen, aber ebenso genialen Wirkprinzip. Die Kompressionshilfsmittel üben einen Druck auf das Gewebe Ihres Angehörigen aus. Davon profitiert das darin liegende Venensystem – die Venen reduzieren ihren Durchmesser. Die physiologischen Veränderungen im Körperinneren haben mehrere Effekte. Zum einen beschleunigt sich in den zusammengepressten Venen der Bluttransport zum Herzen, der Blutdruck im Venensystem wird gesenkt. Durch das besser zirkulierende Blut nimmt das Risiko für eine Venenthrombose ab. Zudem schließen die Venenklappen durch den „geschrumpften“ Venendurchmesser effizienter. Die Venenklappen sind wichtig für das Wohlbefinden. Sie arbeiten wie eine Art Rückschlagventil. So unterstützen die Venenklappen den Rückfluss zum Herzen und verhindern, dass das Blut in den Beinen versackt. Doch Kompressionshilfsmittel können noch mehr. Sie sorgen dafür, dass die Venen mehr Flüssigkeit aus den nahen gelegenen Geweben aufnehmen – dadurch können Wassereinlagerungen (Ödeme) und Schwellungen nachlassen.

"Kompressionshilfsmittel und Bewegung sind die optimale Kombination. Motivieren Sie Ihren Angehörigen, spazieren zu gehen. Mit jedem Schritt drücken die Wadenmuskeln die Venen in den Beinen zusammen und befördern so das Blut zum Herzen – trotz Schwerkraft. Kompressionshilfsmittel helfen dabei."

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort

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Bei welcher Erkrankung, welche Klasse der Kompression?

Kompressionshilfsmittel bringen unterschiedlich viel Druck auf den Körper. Wie viel genau, verrät Ihnen die Kompressionsklasse. Jedes medizinische Kompressionsprodukt wird in eine Klasse von 1 bis 4 eingeteilt, wobei die vierte nur selten verordnet wird. Der Druck, den das Hilfsmittel auf das Gewebe ausübt, steigt von Klasse zu Klasse an. In der ersten beträgt die Stärke beispielsweise 18-21 mmHg in der letzten Kompressionsklasse 49 mmHg und mehr. Welche Kompression die beste für Ihren Angehörigen ist, entscheidet der Arzt. Ausschlaggebend sind die Beschwerden und die vorliegende Erkrankung. Meine untenstehende Liste zeigt Ihnen beispielhaft auf, welche Kompressionsklasse der Mediziner bei unterschiedlichen Erkrankungen wählen kann.

  • Leichte Venenbeschwerden: Kompressionsklasse 1
  • Krampfadern: Kompressionsklasse 2
  • Chronisch venöse Insuffizienz: Abhängig vom Stadium Kompressionsklasse 2-3
  • Postthrombotisches Syndrom (Komplikationen bei Thrombose): Kompressionsklasse 2-3
  • Lymphödem: Je nach Stadium Kompressionsklasse 2-4
  • Lipödem: Kompressionsklasse 2-3
  • Nach Venenoperationen: Kompressionsklasse 2-3

Mit welchem Kompressionshilfsmittel der Arzt Ihren Angehörigen versorgt, hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel davon, wie gut Ihr Familienmitglied voraussichtlich mit dem Produkt zurechtkommt. Wer Probleme mit Kompressionsstrumpfhosen hat, kann etwa eine Kompressionshose und Kompressionsstrümpfe erhalten.

Wann darf man keine Kompressionstherapie machen?

Die Kompressionstherapie eignet sich bei vielen verschiedenen Krankheitsbildern, in einigen Fällen wird aber davon abgeraten – hier gibt es ein zu großes Gesundheitsrisiko. Doch welche sind die absoluten Kontraindikationen für die Kompression und warum?

Keine Sorge, der Arzt untersucht Ihren Angehörigen eingehend und klärt ihn bei Bedarf auf, wann man keine Kompression tragen darf.

Was ist die häufigste Komplikation der Kompressionstherapie?

Die Kompressionstherapie ist eine bewährte und recht nebenwirkungsarme Behandlungsform – dafür ist jedoch der richtige Sitz der Kompressionshilfsmittel entscheidend. Bei einer falschen Passform kann es zu Druckstellen und Hautschäden kommen. Einige Menschen berichten davon, dass sie Kompressionsstrümpfe, Kompressionsstrumpfhosen und Kompressionshosen als unangenehm empfinden. Das liegt auch daran, dass die Materialien die Haut austrocknen können und man damit schnell schwitzt. Daher mein Tipp: Waschen Sie die Kompressionshilfsmittel täglich und cremen Sie die Haut abends mit rückfettenden Pflegemitteln ein – das beugt Juckreiz vor. Begutachten Sie die Haut Ihres Angehörigen am besten täglich, um Hautausschläge oder Scheuerstellen schnellstmöglich aufzudecken. Vermuten Sie eine falsche Passform, wenden Sie sich umgehend an das Sanitätshaus, das Ihnen das Hilfsmittel herausgegeben hat.

Mehr Sicherheit durch einen kostenfreien Hausnotruf

Wie lange sollte man eine Kompressionstherapie durchführen?

Darauf kann ich Ihnen keine pauschale Antwort geben, denn von kurz über lebenslang ist alles möglich. Im Anschluss an eine Operation erfolgt die Kompressionstherapie manchmal nur über wenige Wochen. Schwangere tragen die Kompressionsstrümpfe in der Regel ausschließlich über die Schwangerschaft. Bei akuten Thrombosen reicht der Behandlungszeitraum über Wochen bis Monate. Wenn Ihr Angehöriger unter chronischen Erkrankungen, wie einer chronisch venösen Insuffizienz oder einem Lipödem oder Lymphödem, leidet, erfolgt die Kompressionstherapie langfristig beziehungsweise ein Leben lang. Für den Behandlungserfolg informiert Sie der Mediziner darüber, wie eng die Kompression sitzen muss. Zu wenig Kompression merkt man etwa daran, dass die Schwellungen nicht nachlassen – suchen Sie in dem Fall mit Ihrem Angehörigen das ärztliche Gespräch.

Welche Alternativen gibt es zur Kompressionstherapie?

Bei Venenerkrankungen stellt die Kompressionstherapie die Basisbehandlung dar. In vielen Fällen ist sie alternativlos, da kein anderer Therapieansatz die Beschwerden auf so einfache Weise und derart effizient lindert. Trotzdem gibt es einige Alternativen beziehungsweise Ergänzungen zur Kompressionstherapie. Wenn Ihr Familienmitglied Schwellungen in den Beinen hat, kommt womöglich nicht nur ein Kompressionsgerät infrage, sondern auch eine manuelle Lymphdrainage. Eine Bewegungstherapie unterstützt die Muskelpumpe und erleichtert so den Rückfluss zum Herzen. Viele Patienten erhalten auch medikamentöse Behandlungen – sogenannte venoaktive Arzneimittel werden etwa bei chronisch venöser Insuffizienz verschrieben. Sie optimieren den Bluttransport und reduzieren Schwellungen. Zudem machen Lebensstilveränderungen oft einen Unterschied: Dazu zählen eine Gewichtsreduzierung, regelmäßige Bewegung und das Vermeiden von langem Stehen oder Sitzen. Manchmal bringen auch operative Maßnahmen an den Venen den gewünschten Erfolg. Kompressionshilfsmittel sind und bleiben aber ein wichtiger Behandlungsansatz.

Kompressionshilfsmittel: Kosten und ärztliche Verordnung

Ihr Angehöriger muss für ein Kompressionshilfsmittel unterschiedlich tief in die Tasche greifen. Kompressionskleidung kostet zwischen 60 und 150 Euro, etwa in derselben Kostenspanne befinden sich Kompressionsstrumpfhosen. Klassische Kompressionsstrümpfe für die Arme kosten bis zu 100 Euro, die Versorgung für die Beine bis zu 80 Euro pro Paar. Grundsätzlich gilt: Produkte aus der Serienfertigung sind deutlich günstiger als Maßanfertigungen. Kompressionsgeräte sind höherpreisiger. Sie kosten einige Hundert bis wenige Tausend Euro. Bringt Ihr Angehöriger eine hinreichende medizinische Begründung mit, fallen aber höchstens zehn Euro an – das ist der Eigenanteil für Hilfsmittel. Ihr Familienmitglied profitiert mit einer ärztlichen Verordnung von dieser Regelung. Damit erhält Ihr Familienmitglied das Hilfsmittel über die Krankenkasse – Produkte zum Anziehen gehen in den eigenen Besitz über, Geräte werden meist ausgeliehen.

Häufige Fragen zu Kompressionshilfsmitteln

Welche Kompressionshilfsmittel gibt es?
Wie stoppt Kompression die Schwellung?
Warum Kompression an den Armen?
Welche Nebenwirkungen hat die Beinkompressionstherapie?
Kann der Hausarzt eine Kompression verschreiben?
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