Therapeutische Bewegungsgeräte - Mobilität und Gesundheit fördern

Therapeutische Bewegungsgeräte - Mobilität und Gesundheit fördern

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Familienjournalistin
Aktualisiert am 24.02.2025
378 mal angesehen

Das Wichtigste in Kürze

  • Therapeutische Bewegungsgeräte sind im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes unter der Kategorie 32 aufgeführt.

  • Zu den therapeutischen Bewegungsgeräten zählen Arm- und Beintrainer, CMP-Schienen, Rollbretter für Kinder, Therapiebälle für Kinder und Therapieknete.

  • Die Krankenkasse übernimmt die Kosten für das Hilfsmittel, wenn eine medizinische Indikation vorliegt.

  • Therapeutische Bewegungsgeräte können die Bewegungsfähigkeit und die Muskelkraft verbessern.

So gehen Sie vor

  • Bedarf analysieren: Zielgruppe und therapeutische Anforderungen bestimmen.

  • Passendes Gerät wählen: Funktionen und Einsatzmöglichkeiten vergleichen.

  • Beratung einholen: Expertenmeinung oder Herstellerinfos nutzen.

  • Richtige Anwendung sicherstellen: Anleitungen befolgen & individuell anpassen.

  • Regelmäßige Nutzung: Kontinuierliches Training für optimale Ergebnisse.

Das Hilfsmittelverzeichnis ist eine kategorisierte Auflistung verschiedenster Hilfsmittel, die im häuslichen Umfeld zum Einsatz kommen. Etwa auf halber Höhe befinden sich die therapeutischen Bewegungsgeräte im Nachschlagewerk, und zwar in der Kategorie 32. Ich gebe Ihnen heute einen Überblick, welche Produkte zu den therapeutischen Bewegungsgeräten zählen und wie Ihr Angehöriger die Krankenkasse an der Finanzierung beteiligt.

Was versteht man unter therapeutischen Bewegungsgeräten?

Wenn Ihr Familienmitglied eine Ergotherapie oder eine Physiotherapie erhält, sind ihm dort, vielleicht ohne es zu wissen, bereits therapeutische Bewegungsgeräte begegnet. Der Begriff, der auf den ersten Blick nicht viel verrät, steht stellvertretend für ein Bündel an Hilfsmitteln, die verschiedene Therapieziele unterstützen.

Folgendes zählt zu den therapeutischen Bewegungsgeräten:

  • CMP-Schienen: Die speziellen Schienen, eingesetzt am Knie oder an der Schulter, werden durch Fremdkraft betrieben. So ist es möglich, die Gelenke fortlaufend passiv zu bewegen, und zwar anhand einprogrammierter Werte. Über einen zuvor festgelegten Zeitraum definieren Ärzte verschiedene Parameter für die CMP-Schienen, wie die Bewegungsrichtung oder die Bewegungsgeschwindigkeit, und kontrollieren den Fortschritt.
  • Arm- und Beintrainer: Auch dabei handelt es sich um fremdkraftbetriebene Bewegungsgeräte, allerdings für die Arme und Beine oder in Form von Kombinationstrainern für beides. Die passive Bewegung bei den Arm- und Beintrainern klappt über eine Tretkurbel, die von einem Motor angetrieben wird. Menschen mit einer teilweisen oder vollständigen Lähmung der Extremitäten können diese so passiv bewegen.
  • Therapieknete: Mit Therapieknete kann Ihr Angehöriger zu Hause auf spielerische Weise seine Fähigkeiten und Fertigkeiten in den Händen trainieren. Dafür gibt es Knete mit verschiedenen Härtegraden.
  • Rollbretter: Dabei handelt es sich um Therapiegeräte für Kinder und Jugendliche, die zur Bewegung animieren und das Krabbeln fördern können. Rollbretter kommen bei kleinen Patienten zum Einsatz, die eine eingeschränkte Muskulatur am Rumpf oder an den Extremitäten haben.
  • Therapiebälle: Diese Therapiegeräte richten sich ebenfalls an Kinder und Jugendliche, und zwar mit neuromuskulären Krankheiten, wie einer Cerebralparese. Therapiebälle gibt es in unterschiedlichen Formen, Farben und mit verschiedenen Gewichten.
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Nur Mut: Kombinieren Sie andere Hilfsmittel mit Bewegungsgeräten

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass im Hilfsmittelverzeichnis sogenannte Querverweise existieren? Diese machen Sie auf Produkte aufmerksam, die alternativ oder ergänzend genutzt werden können. Im Fall von therapeutischen Bewegungsgeräten gibt es einen Wink zu der Produktgruppe 10, in der sich Gehhilfen, wie Gehgestelle, Gehwagen, fahrbare Gehhilfen oder Gehübungsgeräte befinden. Womöglich ist auch die Produktgruppe 22 „Mobilitätshilfen“ für Sie interessant, die einen Überblick über Zweiräder und Dreiräder für Kinder gibt. Nicht zuletzt macht Sie das Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes auf Stehhilfen aufmerksam, die in der Kategorie 28 aufgelistet sind – dazu zählen beispielsweise Schrägliegebretter und Stehständer.

Wie funktionieren Bewegungsgeräte und für wen eignen sie sich?

Die Funktionsweise hängt stark davon ab, um welches Bewegungsgerät es sich genau handelt. Während CMP-Schienen und Arm- sowie Beintrainer die Behandlung über eine passive Bewegung unterstützen, konzentrieren sich Rollbretter, Therapiebälle und Therapieknete auf die aktive Bewegung – hier muss Ihr Angehöriger also selbst mithelfen. Die verschiedenen Produkte ergänzen das Behandlungskonzept, das außerdem eine Physiotherapie und/oder Ergotherapie vorsieht. Therapeuten erhoffen sich mit der häuslichen Anwendung der Knete, der Bälle, der Schienen, der Rollbretter oder den Arm- beziehungsweise Beintrainer eine Optimierung der neuromuskulären Funktionen oder der Beweglichkeit. Warum Personen ein Bewegungsgerät verordnet bekommen, kann verschiedene Gründe haben – in der Regel liegt eine Erkrankung oder ein medizinisches Ereignis vor, wie Multiple Sklerose oder ein Bandscheibenvorfall. Einige Produkte kommen auch nach operativen Eingriffen infrage.

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Stopp – in diesen Fällen sind Bewegungsgeräte keine Option

Wie Sie vielleicht wissen, ist die richtige Auswahl der Hilfsmittel entscheidend für die Therapie oder die pflegerische Versorgung – das Hilfsmittel sollte, wie es umgangssprachlich heißt, wie die Faust aufs Auge passen. Das ist jedoch auch bei therapeutischen Bewegungsgeräten nicht immer der Fall. Wichtig ist, dass Ihr Familienmitglied das Gerät sachgemäß anwenden kann – das ist bei einem Pflegegrad manchmal schwierig. Fixiert Ihr Familienmitglied das Bein beispielsweise nicht richtig im Beintrainer, können Gelenke über längere Zeit einen Schaden nehmen. Neben einem Unvermögen, das Hilfsmittel anzuwenden, können auch andere Therapien den Hilfsmitteleinsatz verhindern. Schließlich haben dringliche Therapien immer Vorrang – so kommt es, dass Kinder mit einer Cerebralparese so mit der Physiotherapie oder Ergotherapie beschäftigt sind, das kaum Zeit für Ballübungen im häuslichen Umfeld bleiben. Ein No-Go für die therapeutischen Bewegungsgeräte sind Fälle, in denen es nicht zweifelsfrei gelingt, die Behandlungsziele zu formulieren, die Erfolge nachzuweisen und eine begleitende Physio- oder Ergotherapie umzusetzen.

Wie viel kosten therapeutische Bewegungsgeräte?

Auch hier können wir nicht alles über einen Kamm scheren, denn die Hilfsmittel unterscheiden sich stark von ihrer Komplexität. So ist es durchaus logisch, dass einfache Therapiebälle nur einen Bruchteil davon kosten, was für Beintrainer mit mechanischen Komponenten aufgerufen wird. Meine Tabelle zeigt Ihnen eine grobe Preisspanne.

Wie beantrage ich therapeutische Bewegungsgeräte?

Bei Hilfsmitteln, die im Hilfsmittelverzeichnis des GKV-Spitzenverbandes stehen, haben Sie immer die Chance, die Krankenkasse an den Kosten zu beteiligen, das gilt natürlich auch für Ihren pflegebedürftigen Angehörigen. Das Vorgehen ist dabei, zumindest was die meisten Hilfsmittel angeht, stets gleich. Ein Hausarzt oder Facharzt verschreibt das jeweilige Hilfsmittel. Mit der entsprechenden Verordnung können Versicherte sich an einen Leistungserbringer wenden, der mit der Krankenkasse zusammenarbeitet, wie ein Sanitätshaus in der Nähe. Die dortigen Mitarbeiter sind gerne bei der Antragsstellung behilflich, indem sie einen Kostenvoranschlag und die Verordnung zur Krankenkasse senden. Sagt die Krankenkasse „Ja“, kann Ihr Angehöriger das Hilfsmittel direkt beim Leistungserbringer abholen, hier erhält er auch eine Produkteinweisung und kann Fragen stellen. Über die gesamte Nutzungszeit hinweg bleibt das Sanitätshaus ein wichtiger Ansprechpartner.

Ein Gerät, das den Blutzuckerwert bestimmt oder Insulin verabreicht, muss sehr genau arbeiten und verlässlich sein – schließlich kann eine Unter- oder Überdosierung von Insulin schwere Folgen für Erkrankte haben. Genau aus diesem Grund gibt es verschiedene Qualitätskriterien, die Hilfsmittel zum Glukosemanagement erfüllen müssen. Im Hilfsmittelverzeichnis sind in der Kategorie 30 „Hilfsmittel zum Glukosemanagement“ unter jeder Produktkategorie Qualitätsanforderungen vermerkt – diese beziehen sich beispielsweise auf den Aufbau, die auszuhändigenden Unterlagen, die Anzeige der Werte oder Dosierungsmengen und die Stromversorgung. Bei allen Hilfsmitteln, die der Mediziner Ihrem Familienmitglied verschreibt, können Sie sicher sein, dass die erforderlichen Qualitätskriterien erfüllt sind.

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Gut zu wissen!

Die Krankenkasse rückt keine Bewilligung heraus, sondern lehnt die Kostenübernahme ab? Dann kann es sinnvoll sein, einen Widerspruch einzulegen – das macht Ihr Familienmitglied direkt bei der Krankenkasse, und zwar innerhalb eines Monats nach Mitteilung der Absage.

"Damit sichergestellt wird, dass Ihr Angehöriger das fremdkraftbetriebene Bewegungsgerät sachgerecht nutzt, wird ihm womöglich eine Erprobungsphase auferlegt, in der Kontrollen stattfinden. Die Erprobungsphase ist in der Regel überflüssig, wenn Ihr Familienmitglied sich mit dem Produkt bereits über mehrere Wochen in einem Krankenhaus oder in einer Rehabilitationseinrichtung erfolgreich vertraut gemacht hat."

Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort

Bewegungsgeräte: Tipps für die Anschaffung auf eigene Kosten

Für Sie steht fest, dass Sie auf den Beantragungsprozess verzichten und das Produkt stattdessen auf schnellem Weg selbst erwerben möchten? Das geht tatsächlich, wenn auch nicht bei allen therapeutischen Bewegungsgeräten. Therapieknete, Therapiebälle und Rollbretter für Kinder sind frei verkäuflich – bitte beachten Sie aber unbedingt, dass die Übungen damit therapeutischen Empfehlungen entsprechen sollten, um den Erfolg sicherzustellen und keine Überbelastung auszulösen. Hier lohnt sich ein Preisvergleich, denn die Therapiebälle und Co. können unterschiedlich viel kosten, berücksichtigen Sie auch unbedingt die jeweiligen Qualitätskriterien, die Sie auf unseren Produkt-Unterseiten oder im Hilfsmittelverzeichnis nachlesen können. Nur ein Beispiel: Ein richtiger Therapieball für Kinder mit Cerebralparese wiegt maximal drei Kilogramm. Fremdkraftbetriebene Produkte erhalten Sie über eine Verordnung, das ist ohnehin besser, denn dabei müssen Sie ansonsten mit teilweise hohen Kosten rechnen.

Häufige Fragen zu therapeutischen Bewegungsgeräten

1. Was ist das beste Trainingsgerät nach einer Knieoperation?

Ein Mediziner kann nach einer Knieoperation ein therapeutisches Bewegungsgerät verordnen, zum Beispiel eine CMP-Schiene oder einen fremdkraftbetriebenen Beintrainer.

2. Wie kann man die Handmuskulatur trainieren?
3. Für wen eignen sich therapeutische Bewegungsgeräte nicht?
4. Wann übernimmt die Krankenkasse die Kosten für Bewegungsgeräte?
5. Woran erkenne ich gute therapeutische Bewegungsgeräte?
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Quellen

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