Kolumne
Dipl. Ges. Oec. (FH) Jennifer Ann Steinort
Medizin- und Familienjournalistin
Erstellt am 20.01.2025
689 mal angesehen

Liebe Fürsorgende und Umsorgte,

Wie Sie vielleicht wissen, bedeutet der Begriff „Nullrunde“, dass eine Erhöhung der Leistungen ausbleibt. Das war beim Pflegegeld über viele Jahre so – genau genommen seit dem Jahr 2017. Seitdem ist viel Zeit verstrichen, immer wieder forderten Verbände, Interessenvertreter und natürlich Familien mit einer pflegebedürftigen Person zuhause mehr Geld.

Die Erwartungen an das PUEG

Dann endlich fasste sich die Bundesregierung ein Herz. Das Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG) sollte den Pflegesektor ein Stück weit revolutionieren – zumindest hatte ich diese Erwartungshaltung. Auf den Seiten des Bundesministeriums steht zum Thema PUEG optimistisch: „Um die Pflegebedürftigen bei steigenden Kosten zu entlasten und ihre Angehörigen zu unterstützen, werden die Leistungsbeträge in mehreren Schritten angehoben.“

Objektive Zahlen vs. subjektives Empfinden

Objektiv gesehen durchläuft das Pflegegeld somit keine Nullrunde mehr – es wurde bereits im Jahr 2024 um 5 % erhöht, im Januar 2025 folgt noch einmal eine Anpassung aller Leistungen um 4,5 %. Doch wie viel haben Pflegebedürftige und pflegende Angehörige davon wirklich?

Das Pflegegeld ist im Pflegesektor eine Art eierlegende Wollmilchsau – es ist auch deshalb eine so große Unterstützung, weil es die nötige Flexibilität bietet: Es steht Menschen ab Pflegegrad 2 zur freien Verfügung. Sie können damit eine Haushaltshilfe bezahlen, das Budget für eine osteuropäische Betreuungskraft einplanen, pflegenden Angehörigen eine Aufmerksamkeit zukommen lassen und vieles mehr. Kurzum: Das Pflegegeld ist zu wichtig, um ein Schattendasein zu fristen.

Realität statt Euphorie

Scheinbar ist aber genau das der Fall, denn während sich einige Politiker mit zufriedenen Gesichtern auf die Schultern klopfen, schütteln viele Experten den Kopf: Die zusätzliche Geldleistung kommt zu spät und ist zu wenig.

Kurz vor dem Jahreswechsel zücken Familien mit einer zu pflegenden Person trotzdem erneut den Taschenrechner, um auszurechnen, welchen Unterschied 4,5 % machen. Falls Sie das noch nicht getan haben, nehme ich Ihnen das gerne ab:

  • Pflegegrad 2: 15 Euro mehr im Monat
  • Pflegegrad 3: 26 Euro mehr im Monat
  • Pflegegrad 4: 35 Euro mehr im Monat
  • Pflegegrad 5: 43 Euro mehr im Monat

Sie als Pflegebedürftiger oder als pflegender Angehöriger wissen aber genau, dass Dienstleistungen und Anschaffungen rund um die Pflege vergleichsweise teuer sind.

Ein Tropfen auf den heißen Stein?

Ist die erneute Pflegegelderhöhung also nur ein Tropfen auf den heißen Stein und gleicht am Ende doch einer Nullrunde?

Lassen Sie uns gemeinsam betrachten, was mit der Erhöhung für Sie herausspringt:

  • 15 Euro mehr – vielleicht eine Stunde Unterstützung durch eine private Haushaltshilfe? Doch Achtung: Neben dem gesetzlichen Mindestlohn von 12,41 Euro fallen noch Lohnnebenkosten an. Es könnte also knapp werden.
  • 26 Euro zusätzlich – eine Packung Inkontinenzslips, wenn Sie die Krankenkasse an den Kosten nicht beteiligen können oder möchten.
  • 35 Euro mehr – vielleicht schaut ein ambulanter Pflegedienst einmalig für eine Grundpflege vorbei – regionale Unterschiede bei der Preisgestaltung inklusive.
  • 43 Euro extra – dafür erhalten Sie möglicherweise eine 20-minütige Fußpflege. Doch auch hier steigen die Preise kontinuierlich.

All das berücksichtigt aber noch nicht den Umstand, dass Leistungen in den letzten Jahren deutlich teurer geworden sind und wohl auch weiter ansteigen. Bekommen Sie also wirklich mehr für Ihr Geld, oder verpufft die Erhöhung im Nichts?

Der Blick nach vorn

Immerhin hat die Bundesregierung das auf dem Schirm und plant, die Pflegeleistungen ab 2028 regelmäßig an die Kerninflationsrate anzupassen. Doch der Wermutstropfen bleibt: Menschen, die sich in der häuslichen Pflege engagieren, wissen auch weiterhin nicht genau, was sie erwartet.

Mein Resümee

Die freudige Erwartung ist der Ernüchterung gewichen: Das Pflegegeld bleibt hinter den Erwartungen (fast) aller zurück. Was bleibt, ist die Hoffnung auf eine Reform, die beim Pflegegeld richtig anpackt – vielleicht klappt das ja mit der nächsten Regierung.

Bleiben Sie stark und lassen Sie uns gemeinsam für bessere Bedingungen kämpfen.

Ihre Jennifer Ann

"Humorvoll, bissig, aber stets mit viel Herz für den Pflegesektor – die Kolumne von Diplom-Gesundheitsökonomin (FH) Jennifer Ann Steinort nimmt sich den wichtigen Themen in der Pflege an. "

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