Wie gefährlich sind multiresistente Erreger für Pflegebedürftige und Angehörige?

Multiresistente Erreger - wie gefährlich sind sie tatsächlich
Multiresistente Erreger – und wie gefährlich sind sie tatsächlich

Multiresistente Erreger (MRE): Wann sind sie gefährlich – und wann sind sie harmlos?

Jährlich stecken sich in Deutschland rund 600.000 Menschen mit multiresistenten Keimen an. Die Folgen davon können Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Wundinfektionen oder eine Sepsis (Blutvergiftung) sein. Besonders gefährdet sind Patienten auf der Intensivstation oder mit einem geschwächten Immunsystem wie z.B. sehr alte Menschen oder auch Frühgeborene.

Wie sind die multiresistenten Erreger entstanden?

Seit der Entdeckung des Penicillins im Jahr 1928 ist Antibiotika das Mittel der Wahl bei der Behandlung von Infektionskrankheiten. Tatsächlich ist es jedoch so, dass es Fluch und Segen zugleich sein kann.

Mit Antibiotika werden in der Regel schnelle Erfolge erzielt. Deshalb war es lange Zeit auch der „Heilsbringer“ schlechthin. Doch die Erreger haben gelernt, sich gegen die Antibiotika zu “wehren”.


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Oft wurden Antibiotika viel zu schnell zur Therapie eingesetzt. Es wurde also nicht nur in zwingend notwendigen Situationen verordnet, sondern auch schon bei leichteren Krankheitsverläufen, um einem schweren Verlauf vorzubeugen. Leider hat sich gezeigt, dass die Bakterien mittlerweile resistent gegen die Antibiotika wurden. Das bedeutet: Konnten vor der Antibiotikaresistenz die Bakterien noch mit dem Medikament bekämpft werden, überleben diese mittlerweile. Sie haben also eine Widerstandsfähigkeit gegen Antibiotika entwickelt.

Doch nicht nur der schnelle und vermehrte Einsatz, sondern auch die fehlerhafte Anwendung oder das verfrühte Absetzen des Antibiotikums (meist durch die Patienten selbst) haben zur Folge, dass die Entstehung von multiresistenten Erregern zunimmt.

Multiresistente Erreger – kurz MRE – sind Bakterien, die widerstandsfähig gegenüber vielen Antibiotika sind. Deshalb spricht man von einer Antibiotikaresistenz. Da in Krankenhäusern und Pflegeheimen viele kranke und geschwächte Menschen betreut werden, treten dort am ehesten Infektionen mit multiresistenten Erregern auf.

Sind die Keime gegen Antibiotika resistent, fehlt ein wichtiges Medikament zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten. Multiresistente Bakterien können mit einer Vielzahl von Antibiotika gar nicht mehr behandelt werden.

Deshalb ist der sinn- und maßvolle Einsatz von Antibiotika sehr wichtig.

Ein weiteres Problem der multiresistenten Keime sieht das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) darin, dass die Krankheitsverläufe länger und deutlich schwerer unter Umständen sogar tödlich sein können. Außerdem ist mittlerweile bekannt, so das BMBF, dass resistente Bakterien auch über den Kontakt mit tierischen Lebensmitteln oder mit Tieren übertragen werden können. Denn gerade in der Masthaltung wird noch reichlich mit Antibiotika gearbeitet.

Doch wie kommen multiresistente Erreger nun in das häusliche Umfeld?

Wie gefährlich sind multiresistente Erreger im häuslichen Umfeld?

Eine MRE-Infektion ist kein Grund für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt, wenn der ursprüngliche Grund für die Aufnahme erfolgreich behandelt wurde. Deshalb kann es vorkommen, dass Pflegebedürftige mit einer bestehenden MRE-Infektion aus dem Krankenhaus in die häusliche Versorgung entlassen werden und diese ambulant weiter behandelt wird.

Ein Beispiel: Herr Kempfer wird mit einem Oberschenkelhalsbruch ins Krankenhaus eingeliefert. Er wird operiert und einige Zeit im Krankenhaus noch nachbehandelt. Während dieser Zeit kam es zu einer MRE-Infektion. Mittlerweile besteht keine medizinische Notwendigkeit mehr, den Oberschenkelhalsbruch weiterhin im Krankenhaus zu behandeln. Trotz der MRE-Infektion wird Herr Kempfer aber entlassen, da diese auch zu Hause behandelt werden kann.


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Wenn das der Fall ist, stellt es viele pflegende Angehörige vor eine große Herausforderung. Vor allem die Angst vor Ansteckung und die Unsicherheiten im Umgang mit dem Pflegebedürftigen sind dabei ein großes Thema.

Doch wie können sich Pflegende schützen und ihre Angehörigen ohne eigene Gefährdung oder die Übertagung auf andere versorgen?

Dafür ist es wichtig, dass die pflegenden Angehörigen einen kurzen Einblick in das Thema der multiresistenten Erreger bekommen.

Wie können multiresistente Erreger übertragen werden – sind MRE ansteckend?

Multiresistente Erreger sind für gesunde Menschen mit einem guten Abwehrsystem in der Regel harmlos. Dennoch können sie die Erreger auf andere Menschen übertragen. Die Übertragung läuft hierbei meist unbemerkt.

Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass 80 % aller Infektionskrankheiten über die Hände übertragen werden (z.B. auch der Noro-Virus oder die Grippe).

Dies geschieht durch den direkten Kontakt der Hände z.B. mit Körperausscheidungen oder auch mit kontaminierten (verschmutzten) Gegenständen.

Durch eine gute Händehygiene (dazu gehört neben des Händewaschens auch die Händedesinfektion), kann so schon eine Vielzahl der Übertagungen von multiresistenten Keimen und auch aller anderen Keime verhindert werden.

Ein weiterer (seltener) Übertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion. Dies ist der Fall bei einer Besiedelung des Nasen-Rachenraums oder der oberen Atemwege mit multiresistenten Erregern.

Für den Laien ist es nicht wichtig zu wissen, welche multiresistenten Erreger es gibt. Für Sie ist wichtig zu wissen, DASS es diese Erreger gibt und was Sie dagegen tun bzw. wie Sie sich und Ihren Angehörigen schützen können. Der Vollständigkeit halber stelle ich hier aber die wichtigsten Erreger vor.

  • MRSA (Methicillin-resistente staphylococcus aureus) => grampositive Bakterien. Sie sind unempfindlich (resistent) gegenüber dem Antibiotikum Methicillin und auch gegenüber den meisten anderen Antibiotika. Die Übertragung erfolgt meist über die Hände.
  • VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken) => Enterokokken die gegen das Antibiotikum Vancomycin resistent sind Die Übertragung erfolgt meist über die Hände, kann aber auch über kontaminierte (verschmutzte) Gegenstände übertragen werden.
  • MRGN (multiresistente gramnegative Stäbchen => multiresistente gramnegative Bakterien. Diese sind unempfindlich (resistent) gegenüber häufig eingesetzten Antibiotika. Man unterscheidet zwischen 3MRGN (= unempfindlich gegenüber 3 Antibiotikagruppen) und 4 MRGN (= unempfindlich gegenüber 4 Antibiotikagruppen). Die Übertragung kann von Mensch zu Mensch, aber auch über kontaminierte (verschmutzte) Gegenstände erfolgen.

Hinweis: Wer einen Pflegegrad hat und zu Hause gepflegt wird hat jeden Monat Anspruch auf kostenlose Pflegehilfsmittel. Diese können Sie hier einfach bestellen.


Welche Körperstellen können von der Infektion betroffen sein?

Die Haut (z.B. in den Leisten, in der Achselhöhle), Schleimhäute

Körperöffnungen

  • Normale Körperöffnungen (z.B. Mund, Nase)
  • Künstliche Körperöffnungen (z.B. Stoma, Eintrittsstellen von z.B. Magensonden)
  • Wunden (z.B. OP-Wunden oder auch chronische Wunden wie der Ulcus cruris, umgangssprachlich oft auch „offene Beine“ genannt)

Wer ist besonders gefährdet, sich mit multiresistenten Erregern zu infizieren?

Pflegebedürftige Menschen mit Vorerkrankungen und/oder einem geschwächten Immunsystem sind wesentlich anfälliger für eine Infektion als gesunde Menschen.

Besonders gefährdet hierfür sind Meschen

  • mit Verletzungen, Operationswunden oder chronischen, schlecht heilenden Wunden, wie z.B. einem Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris).
  • mit Erkrankungen die das Abwehrsystem schwächen, z.B. Diabetes mellitus, Hepatitis oder HIV.
  • die Medikamente einnehmen müssen, welche das Abwehrsystem schwächen, z.B. Cortison oder Rheumamittel.
  • mit mehreren chronischen Erkrankungen (Multimorbidität)
  • mit Durchblutungsstörungen
  • welche dialysepflichtig sind
  • mit Schläuchen (Katheter) im Körper. Etwa in der Blase, Magensonde (PEG-Sonde), Trachealkanüle => künstliche Körperöffnungen sind „willkommene Eintrittspforten“ für Erreger und Keime.

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Schutzmaßnahmen: Wie kann ich mich als pflegender Angehöriger schützen?

Bei der Versorgung von pflegebedürftigen Angehörigen spielt die Händehygiene eine besonders große Rolle (und das nicht nur im Fall einer Infektion mit multiresistenten Erregern).

Anhand eines Beispiels möchte ich Ihnen die Notwendigkeit verdeutlichen:

Mit den Händen können Bakterien auf Personen und Gegenstände übertragen werden. Bei den „Gegenständen“ handelt es sich jedoch nicht nur um Dinge, die im direkten Kontakt zum Pflegebedürftigen stehen oder bei der Versorgung benutzt werden.

Bei einer nicht durchgeführten Händehygiene kontaminiert (verschmutzt) man unbewusst auch Dinge wie z.B. Türklinken, sein Smartphone oder auch die Griffe des Einkaufswagens beim an die Pflege anschließenden Wocheneinkauf.

Wenn man bedenkt, dass multiresistente Erreger Wochen bis sogar Monate (MRSA-Keim) auf Gegenständen überleben können, kann man sich in etwa vorstellen, wie lange und wie häufig die Keime weitergetragen werden können, wenn die Händehygiene nicht berücksichtigt wird.

So schützen Sie sich und die zu pflegende Person:

  • Zum eigenen Schutz und zur Vermeidung einer Übertragung von Krankheitserregern auf andere Menschen oder auch auf Gegenstände, empfiehlt es sich beim Kontakt z.B. mit Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen, usw. Einmalhandschuhe zu tragen.
  • Nach der Versorgung ihres Angehörigen ist es außerdem wichtig, dass sich die pflegenden Angehörigen die Hände waschen und am besten noch zusätzlichmit einem Händedesinfektionsmittel desinfizieren, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu reduzieren.
  • Die eigene Kleidung schützen Sie vor Verunreinigungen am besten, in dem Sie bei der Versorgung und direktem Kontakt mit dem Pflegebedürftigen eine Schutzschürze trägt. Hierbei ist es empfehlenswert ein Einmalprodukt zu verwenden, da Schürzen zum Mehrfachgebrauch anschließend mit einem geeigneten Flächendesinfektionsmittel wieder desinfiziert werden sollten.
  • Bei einer Besiedelung des Nasen-Rachenraums oder der oberen Atemwege mit multiresistenten Keimen kann es erforderlich sein, dass pflegende Angehörige bei der Versorgung einen Mund-Nasenschutz tragen muss, um eine Übertragung (Tröpfcheninfektion) zu vermeiden.
  • Da multiresistente Keime auf Flächen nicht nur Wochen sondern sogar Monate überleben können (der MRSA-Keim sogar bis zu 7 Monaten!) ist es ratsam, auch in der häuslichen Versorgung die Umgebungsflächen wie z.B. den Nachttisch oder auch die Hilfsmittel wie z.B. den Nachtstuhl täglich mit einem Flächendesinfektionsmittel zu reinigen.

Was kosten Pflegekräfte aus Osteuropa?
Die Kosten für 24-Stunden-Pflegekräfte sind abhängig von der Qualifikation und den Deutschkenntnissen.
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Über die genauen Vorgehensweisen werden Sie jedoch vom behandelnden Arzt informiert und erhalten in der Regel auch eine Informationsbroschüre für Angehörige, in der sie die zu beachtenden Maßnahmen (speziell auf den betreffenden Keim) für zu Hause nachlesen können.

Bei Bedarf kann Ihnen auch eine Pflegeberatung ihre Fragen beantworten.

Als pflegender Angehöriger steht Ihnen eine Pflegeschulung zu, die auch im häuslichen Umfeld stattfinden kann und bei der Sie vor Ort die individuellen Fragen stellen können.

Kostenloser Schutz für pflegende Angehörige

Da eine gute Hygiene in der Pflege sehr wichtig ist und sowohl die Pflegebedürftigen als auch die pflegenden Angehörigen vor Krankheitsübertragungen geschützt sein sollen, erhält jeder Pflegebedürftige kostenlose Pflegehilfsmittel. Das Budget für die Pflegehilfsmittel beträgt 40 Euro monatlich. Zu den kostenlosen Pflegehilfsmittel gehören Desinfektionsmittel, Einmalhandschuhe, Mundschutz, FFP2-Masken, Schutzschürzen oder auch Einmaleinlagen fürs Bett.

Die kostenlosen Pflegehilfsmittel erhalten Sie auch versandkostenfrei als monatliches Pflegehilfsmittel-Abo, das sie jederzeit an Ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen können.

Tipp aus der Pflegepraxis:

Multiresistente Erreger - Eine Bettschutzeinlage hilft bei der sterilen Wundversorgung

Bei stark sekretierenden (nässenden) Wunden kann der Bettschutz zum Einmalgebrauch auch „zweckentfremdet“ werden und Sie können z.B. das Bettlaken vor Verschmutzungen durch Wundsekret schützen.

Symptome: Wie werden multiresistente Keime erkannt?

Multiresistente Keime weisen keine typischen Symptome auf, weshalb sie oft auch erst spät erkannt werden.


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Da der MRSA-Keim der am Weitesten verbreitete multiresistente Erreger ist, sind die Krankenhäuser dazu übergegangen, Patienten aus potenziellen Risikogruppen bereits bei der stationären Aufnahme oder auch vor der Aufnahme auf eine Intensivstation mit einem Abstrich zu testen.

Damit stellen die Krankenhäuser sicher, dass die Ausbreitung des MRSA innerhalb des Krankenhauses eingedämmt wird.

Zu den potenziellen Risikogruppen gehören z.B. Patienten

  • aus Pflegeeinrichtungen
  • die zu Hause durch den Pflegedienst versorgt werden
  • mit chronischen Wunden
  • die dialysepflichtig sind, uvm.

Die Rahmenbedingungen hierfür werden innerhalb des Hygieneplans des Krankenhauses festgelegt und orientieren sich an den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts (RKI).

Durch die Abstriche bei der Aufnahme werden viele Zufallsbefunde diagnostiziert, bei denen die Patienten keinerlei Symptome hatten und es ihnen auch nicht bewusst war, dass sie eine Infektion hatten.

In Bezug auf den VRE und den MRGN gibt es dieses Testverfahren nicht. Bei diesen beiden Keimen wird der Abstrich meist erst dann gemacht, wenn ein Verdacht auf eine Infektion besteht, z.B. bei schlecht heilenden oder infizierten Wunden oder nach einer OP, einem Harnwegsinfekt usw.

Wie werden multiresistente Erreger behandelt?

Neben den bereits erwähnten Hygienemaßnahmen sind zum Teil lokale Behandlungsmaßnahmen mit entsprechenden Salben (z.B. bei einem MRSA-Keim in der Nase) oder auch spezielle Wundspüllösungen möglich.

Die Behandlung ist allerdings von diversen Faktoren wie der mikrobiologischen Laboruntersuchung des Abstrichs, der genauen Bestimmung des Erregertyps durch ein sogenanntes Antibiogramm und des Einsatzes des richtigen Medikaments abhängig. Welche Behandlungsmethode zum Tragen kommt, wird deshalb von Fall zu Fall durch den behandelnden Arzt entschieden.

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Fachautorin

Sandra Läpple

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