
Viele Menschen möchten pflegebedürftige Angehörige nicht in einem Altenheim untergebracht wissen. Doch die Betreuung der Lieben daheim übersteigt oftmals die eigenen Kräfte.
Eine Pflege-Wohngemeinschaft eine sogenannte Pflege-WG
könnte eine Alternative sein: Die Bewohner haben ihr eigenes Zimmer, können aber in Gemeinschaftsräumen an Aktivitäten teilnehmen.
Sie leben selbstbestimmter als im Pflegeheim, profitieren jedoch von menschlicher Nähe und schließen im Idealfall sogar neue Freundschaften.
Angehörige haben mehr Mitspracherecht als in einem Pflegeheim und können sich mit anderen Angehörigen austauschen.
Das Wichtigste im Überblick
Pflege-WG: Vorteile für Angehörige und Pflegebedürftige
Test.de hat Pflege-WGs unter die Lupe genommen und kam insgesamt zu einem positiven Verdikt, denn trotz eines ungleich größeren Verwaltungsaufwands setzten WGs auf Individualität: „Angehörige und Bewohner entscheiden gemeinsam, ob und welche Aktivitäten stattfinden sollen.
In vielen WGs seien zudem auch Haustiere wie Katzen erlaubt.
Die Online-Ausgabe des Magazins zitiert Heike Nordmann vom Kuratorium Deutsche Altershilfe, die die Parallelen zum Leben daheim aufzeigt: „Es gibt eine kontinuierliche Unterstützung für die Bewohner. Gleichzeitig schafft die Gemeinschaft eine gewisse Geborgenheit und ermöglicht einen Alltag, der sich nicht so sehr vom Leben im eigenen Haushalt unterscheidet.“
Nicht zuletzt kann dieses Pflegemodell auch Angehörigen bei der Bewältigung der Situation helfen. Test.de zitiert so Yves Bollinger, der seine Mutter in einer Kölner Pflege-WG besucht: „Die Gemeinschaft tut auch uns Angehörigen gut. Man kann sich mit anderen darüber austauschen, wie es ist, die Eltern in dieser Lebensphase zu begleiten.
Wir wollen das Leben für unsere Eltern noch so schön wie möglich gestalten und uns stützen, wenn wir Abschied nehmen müssen.“
Monatliche Kosten abhängig von Mietpreisen, Pflegebedarf und WG-Struktur
Test.de erklärt, die Kosten einer WG seien abhängig von Standort, individuellen Pflegeanforderungen und Mietspiegel.
In der Beispiel-WG, dem Kölner „Rosengärtchen“, lägen die Kosten bei maximal 2.500 € monatlich: „Die Pflegekasse steuert zwischen 689 und 1.995 Euro an Sachleistungen für häusliche Pflege bei.
Hinzu kommen pro Bewohner 214 Euro WG-Zuschlag und bis zu 125 Euro an Entlastungsbetrag, wie etwa Gymnastik oder Vorlesestunden.
Die Abrechnung sei insgesamt ungleich aufwändiger als die für eine Heimunterbringung: „Weil eine Pflege-WG als ambulante Betreuung gilt, müssen die Kosten individuell aufgeschlüsselt werden. Miete, Haushaltskasse und Pflegeleistungen werden als einzelne Verträge getrennt abgerechnet. Bezahlt wird genau das, was geleistet wurde“, so test.de.
Je nach Bundesland gelten laut test.de dabei unterschiedliche Rahmenbedingungen bezüglich Versorgung, Pflegepersonal und Mitspracherecht; in privat organisierten WGs dürften oftmals auch Angehörige oder Ehrenamtliche bei der Pflege behilflich sein. < Selbstverständlich stehen den Bewohnern von Pflege-WGs auch die zum Verbrauch bestimmten Pflegehilfsmittel zu. Jeder Bewohner erhält somit kostenlos jeden Monat Pflegehilfsmittel im Wert von 40 Euro, die auf Wunsch monatlich sogar frei Haus angeliefert werden können.
Staatliche Förderung von Pflege-WGs
Zwar ist der Verwaltungsaufwand in Pflege-WGs groß, aber dafür gibt es staatliche Förderung: Insgesamt 30 Millionen € wurden laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) dafür seit Oktober 2012 bereitgestellt. Die Gelder sind auch knapp drei Jahre später noch lange verbraucht.
Wer mit mindestens zwei weiteren Pflegebedürftigen in einer Pflege-WG ambulant versorgt wird und Pflegegeld und / oder Pflegesachleistungen erhält, kann laut BMG zusätzlich 205 € monatlich beantragen. Auch könne die Gründung einer Pflege-WG einmalig mit zusätzlichen 2.500 € pro pflegebedürftiger Person gefördert werden – pro WG sei die Gesamtförderung allerdings auf 10.000 € begrenzt.
Mit der Pflegezusatzversicherung finanziell vorsorgen
Unabhängig davon, ob man sich für eine WG, für häusliche Pflege, eine Betreuung durch Pflegekräfte aus Osteuropa oder ein Pflegeheim entscheidet, die gesetzliche Pflegeversicherung allein wird die Kosten nicht decken können. Private Vorsorge kann über Pflegezusatzversicherungen erfolgen.
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Quelle Bildmaterial: Fotolia #115318644 © highwaystarz
Gemeinsam mit seiner Frau betreut Otto Beier seit 2012 seine pflegebedürftigen Eltern und Schwiegereltern. Er gibt Insider-Tipps für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen und schreibt als Pflegender – direkt von der Front – über seine Erfahrungen mit dem Pflegedschungel.
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