Sterbefasten – Der Wunsch, selbstbestimmt sterben und seinen Qualen ein Ende machen zu dürfen. Ein Gastbeitrag von Christiane zur Nieden.
Die Tatsache, dass ein Mensch pflegebedürftig wird, wirft sein eigenes Leben und das seiner Angehörigen völlig durcheinander. Die Pflegebedürftigkeit kann sich über Jahre oder gar Jahrzehnte hinziehen und alle Beteiligten belasten. Es gibt aber auch immer wieder Angehörige, die sich mit Liebe dieser Aufgabe widmen und denen auch keine Belastung zu viel zu sein scheint.
Aber auch Angehörige sind betroffen, bei denen die tägliche Beanspruchung ihren Tribut fordert, da sie im Laufe der Pflegezeit selbst immer hilfsbedürftiger werden.
Bei all den möglichen Konstellationen erscheint es nicht verwunderlich, dass es vorkommt, dass ein Pflegebedürftiger leidenssatt, ja lebenssatt, pflegesatt wird und den Wunsch zu sterben äußert. Eine mögliche Form: das Sterbefasten.
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Hier unterscheiden wir zwei Formen, wie der Wunsch zu sterben geäußert wird: implizit oder explizit.
Sterbefasten – Die implizite Form
Implizit bedeutet, dass der Sterbenswillige einfach bei der Nahrungsaufnahme oder Getränkeanreichung seinen Kopf zur Seite richtet, den Kopf schüttelt oder seinen Mund einfach zukneift. Ob er der Pflegeperson diese Zeichen bewusst – in der Überzeugung und Absicht, sein Leben beenden zu wollen, gibt oder ob er es mehr unbewusst macht, da sich seine Lebenskräfte aus seinem Körper verabschieden und sie keine weitere Energiezufuhr mehr brauchen, das wissen wir nicht immer.
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Festzustellen bleibt aber, dass dieser Pflegebedürftige etwas mit seiner Reaktion aussagen will, nämlich: Ich will nicht mehr. Vielleicht will er heute nur nicht, da es ihm nicht gut geht oder es z.B. zu heiß ist zum Essen. Als Angehörige sollten wir die nächsten Tage immer wieder ein Essens- und Trinkangebot machen, aber seine Ablehnung, wenn er sie weiterhin „kommuniziert“, akzeptieren und ihn nicht zur Nahrungsaufnahme zwingen.
Ein Zwang gegen den Willen desjenigen erfüllt den Straftatbestand der Körperverletzung.
Der Mensch stirbt nicht, weil er nicht mehr isst oder trinkt,
sondern er isst und trinkt nicht mehr, weil er stirbt.
Dies zu akzeptieren fällt vielen Angehörigen verständlicherweise sehr schwer. An diesem Punkt angelangt, sollte sich jeder pflegende Angehörige fragen, ob er an der Stelle des Kranken sich vorstellen könnte monate- oder sogar jahrelang zu liegen und sich pflegen zu lassen. Oft hilft der Perspektivwechsel bei der Akzeptanz des Sterbewunsches.
Meine Buchempfehlung: Umgang mit Sterbefasten
Freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit (FVNF) ist eine natürliche, selbstbestimmte Form des Sterbens. Dieses Buch soll Angehörigen helfen, die Sterbenden zu verstehen und sie auf ihrem letzten Weg liebevoll und mit Verständnis zu begleiten.
Die Autorin Christiane zur Nieden hat nicht nur ihre Mutter beim Sterbefasten begleitet. Sie stellt in diesem Buch auch andere Beispiele vor, die den Angehörigen zeigen sollen, dass sie nicht alleine mit dieser Thematik sind.
Sterbefasten – Die explizite Form
Die explizite Form, seinen Sterbewunsch zu äußern, ist die direkte Kommunikation, wie es z.B. meine Mutter mit 88 Jahren im Jahre 2010 tat.
Meine Mutter war multimorbide und eine räumliche Veränderung ihrer Wohnsituation stand bevor. Sie konnte mit viel Hilfe bisher noch alleine in ihrer kleinen Wohnung leben, aber in ein paar Wochen hätte sie zu uns ziehen müssen oder in ein Pflegeheim, was aber niemand in der Familie wollte.
Da für sie beide Alternativen nicht in Frage kamen, bat sie meinen Mann, der Arzt ist, um eine totbringende Spritze, was dieser ablehnen musste, da das in Deutschland streng verboten ist. Als sie mich dann um eine Lösung, wie sie sterben könne, fragte, stellte ich ihr das „Sterbefasten“ vor. Also den Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit, in der Absicht zu sterben. Wir haben dann explizit alles besprochen und auch ihre Beweggründe, die möglichen Probleme und Vorteile dieser Sterbeform, soweit ich sie damals durch meine jahrelangen Sterbebegleitungen schon kannte.
Meist sind die Menschen, die diesen Sterbewunsch äußern ja schon hochbetagt, das bedeutet, sie essen und trinken evtl. schon lange nicht mehr viel.
Meine Mutter, die sichtlich immer schwächer wurde, aber auch jegliche Diagnosen und Therapien in ihrem hohen Alter ablehnte, hatte die letzten Wochen schon nur noch wie ein Spatz gegessen und getrunken. So fiel ihr der Verzicht auf Nahrung und später auch auf Flüssigkeit gar nicht so schwer.
Gerald Neitzke, ein Medizinethiker aus Hannover, sagte bei einem Vortrag: Jeder Mensch hört irgendwann auf mit Essen und Trinken. Es fragt sich nur, ab wann man es „Sterbefasten“ nennt.
Hinweis: Wer einen Pflegegrad hat und zu Hause gepflegt wird, hat jeden Monat Anspruch auf kostenlose Pflegehilfsmittel. Diese können Sie hier einfach bestellen.
Was passiert im Körper beim Sterbefasten?
Wenn der Entschluss zum Sterbefasten vom Pflegebedürftigen selbst kommt, er völlig freiwillig und selbstbestimmt geschieht, kommt es durch den Nahrungsverzicht wie beim Heilfasten zu einer körpereigenen Endorphinausschüttung, die stimmungsaufhellend, stimmungsstabilisierend und schmerzlindernd ist. Diese Tatsache verhilft, diesen Sterbeprozess, der nicht einfach ist, durchzuhalten. Nach ca. 48 Stunden ist der Hunger verschwunden und gegen den Durst muss gute und kontinuierliche Mundpflege gemacht werden.
Wenn diese Grundvoraussetzungen gegeben sind: Selbstverantwortlichkeit des Sterbewilligen (d.h. keine schwere psychische Erkrankung), Freiwilligkeit und die Tatsache, alle Für und Wider und andere Perspektiven überdacht zu haben, können der Sterbewillige und der Pflegende die verbleibende Zeit sinnvoll miteinander nutzen. Das Wissen, dass es nun wirklich dem Ende zugeht, dass diese Lebenszeit begrenzt ist, macht sie so wertvoll und bietet die Chance
- noch einmal sich der Liebe zu vergewissern,
- alte „Hühnchen“ zu rupfen,
- Familiengeheimnisse zu gestehen und
- seine Dankbarkeit auszudrücken.
Wenn diese Grundvoraussetzungen erfüllt sind, dann ist es auch kein „elendes Verhungern und Verdursten“, dann hilft die Endorphinaussschüttung, diesen Sterbeprozess sogar gut gelaunt zu meistern, vorausgesetzt es wird gute Mundpflege geleistet. Dann ähnelt dieser Sterbevorgang, auch wenn er in suizidaler Absicht begonnen wurde, einem natürlichen Sterbeprozess.
Es sollte ein Arzt mit ins Boot genommen werden, damit das Absetzen der bisherigen Tabletten besprochen und auch evtl. ein Medikament gegen auftretenden Liegeschmerz oder Unruhe verordnet werden kann.
Der Vorteil dieses bewussten Verzichts auf Essen und Trinken ist, dass dieser Prozess die erste Zeit noch gut rückgängig gemacht werden und sich der Pflegebedürftige wieder dem Leben zuwenden kann. Es gehört schon ein starker Wille und viel Durchhaltevermögen dazu, diesen Sterbeprozess zu gehen. Aber es ist im Grunde die letzte selbstbestimmte Handlung, die ein Mensch, der sonst nur noch auf Hilfe angewiesen ist, durchführen kann. Für einen Menschen mit Sterbewunsch kann dieser Schritt schwer sein und zugleich eine Befreiung bedeuten.
Begleitung beim Sterbefasten durch die Angehörigen
Wenn der Sterbewunsch explizit geäußert wird, sollte vor dem Sterbefastenbeginn zuerst eine gute, ausführliche Kommunikation ohne Vorwürfe immer wieder Raum finden. Nur durch gute Kommunikation können Bedenken und Ängste beseitigt werden und alle Beteiligten können an einem Strang ziehen.
Ich selbst habe zwei Tage gebraucht, bis ich den Sterbewunsch meiner Mutter akzeptieren konnte. Ich habe mit ihr alles besprochen und sie hat mir ihre Beweggründe ausführlich geschildert, so dass ich ihren Entschluss gut nachvollziehen konnte. Ich weiß, dass es möglicherweise schwer ist, als seit Jahren Pflegender, den Sterbewunsch seines geliebten Angehörigen zu akzeptieren:
- Was wird sein, wenn er nicht mehr da ist, wenn ich ihn nicht mehr pflegen muss?
- Was wird dann aus mir?
- Was mache ich dann, wenn meine tägliche Pflegarbeit wegfällt?
- Falle ich dann in ein tiefes Loch?
Aber gehört zur Liebe zu einem Menschen nicht auch das Akzeptieren seines Willens und das Loslassen können.
Meiner Mutter war ihre Selbstbestimmung sehr wichtig, nachdem sie ihr Leben lang einen autoritären Ehemann hatte und sich nach dem Tod des Partners ihre Selbstbestimmung erkämpft und erarbeitet hatte. Es war ihr letzter und vielleicht auch ihr größter Wunsch an mich als Tochter, ihren Sterbewillen zu akzeptieren und sie liebevoll auf diesem letzten Weg zu begleiten. Und den habe ich ihr erfüllt, auch wenn ich sie gerne noch ein paar Jahre an meiner Seite gewusst hätte.
Sterbefasten, d.h. der Wunsch selbstbestimmt zu sterben, ist ein großes Thema mit vielen Facetten, die ich hier gar nicht alle aufführen kann.
Essen und Trinken in der letzten Lebensphase
Auch wenn ich mich wiederhole, möchte ich diesen Satz nochmals ins Gedächtnis rufen: “Der Schwerkranke stirbt nicht, weil er nichts isst,
sondern er isst nichts, weil er stirbt!”
In der letzten Lebensphase lassen Appetit und auch Hungergefühl immer mehr nach. Die Organe stellen allmählich ihre Funktion ein. Nahrung kann nicht mehr verwertet werden und belasten eher den Organismus als ihm zu nutzen.
Manche Krebserkrankungen führen zu starker Abmagerung, dies kann auch durch hochkalorische Zusatznahrung nicht aufgehalten werden. Der Tumor hindert die anderen Körperzellen, aufgenommene Nahrung richtig zu verarbeiten.
Es soll NUR den Wünschen des Schwerkranken entsprochen werden! Dazu gehört auch, dass bestimmte Diäten wie bei Diabetes oder Lebererkrankungen nicht mehr eingehalten werden müssen. Es ist erlaubt, was schmeckt.
Künstliche Ernährung in den letzten Lebenstagen kann den Körper stark belasten. Es lagert Flüssigkeit ein, was zu Luftnot, Übelkeit und zusätzlichen Schmerzen führen kann.
Das Wichtigste in Kürze:
- Lieblingsspeisen anbieten.
- Kleine Portionen appetitlich anrichten.
- Breiige oder dickflüssige Speisen anbieten.
- Eis in allen Formen: Speiseeis, Eiswürfel, auch Säfte, Cola, Tee oder Bier.
- Flüssigkeiten tropfenweise mit kleiner Spritze oder Löffel anreichen, auch ein getränktes Läppchen zum Saugen ist möglich.
- Ausgiebige und gründliche Mundpflege dazu eignen sich neben Wasser oder Tee auch Aromaöle oder Kokosöl.
- Künstliche Zufuhr von Flüssigkeiten behebt nicht das Durstgefühl.
Sterbefasten – Ergänzung zur Patientenverfügung
Damit Ärzte, Pflegepersonal und auch die Angehörigen sich nach Ihren Wünschen richten können, sollten Sie eine zusätzliche Ergänzung zur Patientenverfügung machen. Einen entsprechenden Mustertext erhalten Sie hier:
In wenigen Schritten zur rechtssicheren Patientenverfügung:
Hier erstellen, herunterladen und ausdrucken.
Fazit
Ich wünsche Ihnen allen viel Kraft für Ihre meist nicht einfache, sehr aufopferungsvolle Arbeit und ebenfalls Kraft für den Moment, wenn ihr zu pflegender Angehöriger ihnen implizit oder explizit zu verstehen gibt, dass er nicht mehr leben will. Meine Mutter hätte sicherlich gerne noch etwas gelebt, aber nicht zu dem Preis und den Möglichkeiten, die das Leben ihr trotz aller Hilfe und Hilfsmittel noch ermöglichte. Auch den Durst haben einige von uns begleitete Sterbefastende trotz guter Mundpflege als quälend empfunden, aber – so wie es eine Betroffene äußerte – ein Weiterleben ist viel quälender.
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Bildquelle: Pixabay – kostenfreie Nutzung – Bild von Geralt
Fachautorin
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Christiane zur Nieden hat sich dem Tabuthema „Kommunikation am Lebensende“ angenommen und hat uns einen sehr einfühlsamen und verständlichen Beitrag zum Thema Sterbefasten geschrieben. Christiane zur Nieden hat sich ihr umfangreiches Experten – Wissen als Mitarbeiterin in einer Allgemeinmedizinpraxis, ehrenamtliche Sterbe- und Trauerbegleiterin, Heilpraktikerin für Psychotherapie sowie Beraterin für Kommunikation am Lebensende angeeignet.
13 Antworten auf „Sterbefasten – Freiwilliger Tod durch Verzicht auf Essen + Trinken“
Wie wir hier schon öfter geschrieben haben, ist das Thema Sterbefasten ein sehr heikles und persönliches Thema. Niemand sollte diesen Schritt alleine mit sich selbst ausmachen. Wir raten immer dazu, sich persönlich Hilfe zu nehmen, persönliche Gespräche mit Spezialisten zu diesem Thema zu suchen. Unabhängig davon möchte ich jedoch noch ein paar Alternativen und Anlaufstellen aufzeigen, die Sie begleitend betreuen können:
1. Palliativmedizinische Versorgung: Die Palliativmedizin konzentriert sich darauf, die Lebensqualität von Patienten mit einer schweren Krankheit zu verbessern, indem sie Schmerzen und andere belastende Symptome lindert. Durch den Einsatz von Schmerzmitteln, Therapien und Unterstützung können Palliativteams dazu beitragen, dass die Patienten noch eine möglichst angenehme und würdevolle Lebenszeit haben. Bei der Palliativpflege geht es nicht mehr darum, das Leben zu verlängern, sondern die restliche Lebenszeit so schmerzfrei wie möglich zu gestalten.
2. Hospizpflege: Hospize bieten spezialisierte Pflege für Patienten am Lebensende an. Das Ziel besteht darin, eine umfassende Versorgung zu gewährleisten, die medizinische, emotionale und spirituelle Unterstützung umfasst. Hospize konzentrieren sich darauf, den Komfort und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern und ihnen ein würdevolles Sterben zu ermöglichen.
3. Schmerztherapie: Für Patienten, die unter starken Schmerzen leiden, können alternative Schmerztherapien in Betracht gezogen werden. Dazu gehören beispielsweise Techniken wie physikalische Therapie, Akupunktur, Entspannungsübungen oder Meditation, um Schmerzen zu lindern und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Die Schmerztherapien können meist begleitende Ansätze bei der Palliativ- bzw. Hospizpflege sein.
4. Psychosoziale Unterstützung: In vielen Fällen kann die Unterstützung durch psychologische Berater, Therapeuten oder Seelsorger den Patienten und ihren Familien helfen, mit den emotionalen Herausforderungen umzugehen, die mit einer schweren Krankheit oder dem nahenden Tod verbunden sind.
5. Erweiterte Patientenverfügung: Keine Alternative ist die Patientenverfügung, aber eine Notwendigkeit, deren man sich einfach bewusst sein sollte. Eine erweiterte Patientenverfügung ermöglicht es den Patienten, im Voraus ihre Wünsche bezüglich medizinischer Behandlungen festzulegen, einschließlich der Entscheidung, lebensverlängernde Maßnahmen zu akzeptieren oder abzulehnen.
Diese Alternativen sind nicht für jeden Patienten geeignet oder ausreichend. Die Wahl der Behandlungsoptionen sollte immer in Absprache mit dem medizinischen und beratenden Team und unter Berücksichtigung der individuellen Umstände und Wünsche des Betroffenen erfolgen.
Ich stelle mir das Sterbefasten sehr schrecklich und qualvoll vor. Das ist doch auch keine Lösung. Aber welche anderen Alternativen gibt es, wenn man todkrank ist?
Wir kennen Ihre Beweggründe nicht und können Sie auch aus fachlicher Hinsicht leider überhaupt nicht beraten. Es kann durchaus vorkommen, dass Sie in der Psychiatrie vielleicht einen falschen Ansprechpartner hatten und ein anderer Therapeut/Arzt für Sie besser gewesen wäre.
Bitte setzen Sie sich unbedingt mit Ihrem behandelnden Haus-/ Facharzt in Verbindung, dass er Ihnen umfassend helfen kann.
Auch Selbsthilfegruppen können Ihnen weiterhelfen.
Eine weitere sehr gute Anlaufstelle ist die Telefonseelsorge. Sie erreichen diese bundesweit unter 0800 / 1110111. Die Seelsorge erreichen Sie auch über Chat oder Mail. Mehr dazu auf der Internetseite der Telefonseelsorge.
Es tut mir leid, dass wir der falsche Ansprechpartner waren. Trotzdem sind wir überzeugt, dass Ihnen bei den angeführten Stellen geholfen wird und Sie wieder neuen Lebensmut finden.
Ich will sterben. Ich bin psychisch krank. War probates in der Psychiatrie und nichts hat geholfen. Wie kann ich Hilfe bekommen um zu sterben.
Auf die Frage, ob Sie eine weitere Verfügung benötigen, empfehle ich Ihnen einen Anwalt aufzusuchen, der kann das ordentlich prüfen und auch beurteilen, was Sie genau machen müssen.
Ich kann Ihnen bei Ihrer zweiten Frage auch nur raten, mit Ihrem Arzt darüber zu sprechen, ob es möglich ist, nach dem Sterbefasten den Körper zu spenden.
Sehr geehrter Herr Beier,
ich habe mich vor einigen Jahren schon für Sterbefasten entschieden. In meiner Patientenverfügung habe ich mein Einverständnis für passive Sterbehilfe gegeben und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass ich weder Flüssigkeitszufuhr noch künstliche Ernährung wünsche.
Desweiteren habe ich eine Modifizierung der Garantenpflicht festgelegt, für mein freiwilliges und vorzeitiges Versterben durch Nahrungs-u. Flüssigkeitsverzicht. Es soll mir die Möglichkeit geben einen unerträglichen Zustand zu beenden, wenn ich es wünsche.
Brauch ich dann noch o. g. Verfügung zum vorzeitigen Versterben?
Desweiteren habe ich einen Vertrag zur Körperspende.
Wird es mit der Körperspende Probleme geben, wenn ich durch diese Methode freiwillig mein Leben beenden will?
100 %ig sicher kann ich wohl nicht sein, dass mein Körper dann genommen wird, oder? Leider habe ich nichts Konkretes dazu gefunden.
Vielleicht können Sie bezüglich meiner Anliegen etwas sagen.
Vielen Dank!
G.
Lis,
dieses erfundene Beispiel ist doch etwas konstruiert. Wenn es “echt” wäre, dann hätte (schlussfolgernd aus der gesamten Schilderung) die Schwiegermutter sich auf eine Auseinandersetzung eingelassen (s. Streit Vortag).
Ich habe aufgrund von Buchrecherchen mit vielen Sterbenskranken, Angehörigen, Hospizmitarbeitern, Ärzten usw. Gespräche geführt. Daher kann ich es nur als ganz extremen Fall und eher unwahrscheinlichen Fall ansehen. Irgend etwas ist immer und überall möglich.
Ein Beispiel von bestimmt vielen weiteren möglichen für das, wie es auch laufen könnte, falls jenem Sterbewunsch ein leider nicht mehr aufklärendes Missverständnis zugrunde gelegt haben könnte. Deshalb fehlt meiner Ansicht nach der Punkt in Ihren Ausführungen, dass es auf jeden Fall gilt, sich über den Beweggrund genauestens zu informieren. Denn es könnte nicht nur eine Fehldiagnose dazu geführt haben, eine Patientenverwechslung oder eben halt so etwas wie dieses erfundene Beispiel hier zeigt:
Eine Mutter von knapp 90 Jahen wohnt bei ihrer Schwiegertochter. Eines Tages sieht sie auf dem geöffnenten Bildschirm ein Buch mit dem Titel “Freiwilliges Sterbefasten”
Die ältere Dame liest ein wenig darin und schlussfolgert sogleich, vor allem, weil es am Tag davor noch diesen heftigen Krach mit der Schwiegertochter gab, für sich insgeheim: “Achso, das ist also der Wunsch hier im Haus, so sieht er also aus. Sie fällt in eine leichte Depression, weil sie sich nur noch als geduldet empfindet. Doch bald denkt sie sich: Ihr Wunsch sei mir Befehl, das können die gerne haben. Die alte Dame ist sicher, auch wenn sie sich mitten in einem Irrtum befindet, den sie aber nicht erkennen kann, dass die jungen Leute im Haus sich wünschen, dass die Mutter freiwillig gehen soll”, weil die Belastung ja doch ziemlich hoch war. Sie brachte dafür sogar ein gewisses Verständnis auf.
Ab dem Moment beginnt sie auf dieser falschen Voraussetzung beruhend, auf einem simplen Missverständnis, mit dem Sterbefasten und bittet jeweils, ihren Wunsch zu akzeptieren, sie würde sich dazu auch nicht erklären wollen. Und stirbt. Sie stirbt, obwohl dies gar nicht ihr eigener Wunsch war, sondern sie sicher war, es sei der Wunsch der Schwiegertochter oder auch vom Sohn, endlich befreit zu sein, von der Belastung durch die Pflege der Mutter.
Hätte die Schwiegertochter oder der Sohn sich aber bei der Mutter eingehend vergewissert, wieso sie das tut, hätten sie erfahren, dass sie diesen Artikel im PC gefunden hat und danach “wusste” was zu tun sei.
Dann hätte aber die Schwiegermutter erfahren, welch ein großes Missverständnis da vorlag, weil dieser Artikel für eine Arbeitskollegin von dem Sohn von der Schwiegertochter raus gesucht worden war und vergessen wurde, den PC runter zu fahren, von einer Kollegin, die sie wegen deren Mutter darum gebeten hatte, etwas raus zu suchen aus dem Internet.
So dumm kann es laufen. Deshalb ist es – ich meine sogar mittlerweile Vorschrift, sich in einem eingehenden Gespräch über die Gründe zum freiwilligen Sterben-wollen zu erkundigen, um solche und ähnlich gelagerte Missverständnisse ausfindig zu machen und aus der Welt schaffen zu können. LG Lis
Vielen Dank für Ihr Lob. Das hat mich wirklich sehr gefreut. Vor allem, dass ich Ihnen weiterhelfen konnte.
Sehr geehrter Herr Beier,
auch von meiner Seite aus herzlichen Dank für das wirklich gut geführte Portal. Dank Ihrer Seiten konnte ich schon viele wertvolle Tipps umsetzen.
Herzliche Grüße
Kämper
Einfach furchtbar,
dass Menschen, die ihrem Leid ein Ende setzen wollen, erst verhungern müssen.
…Ethisch untragbar, da könnte man wirklich einen FA für Sterbehilfe einführen.
Lieber Herr Mayer,
herzlichen Dank für Ihr Lob. Das hat mich sehr gefreut. Ich hoffe, ich kann Ihnen auch weiterhin mit meinen Beiträgen behilflich sein.
Zu Ihrer eigenen Datensicherheit habe ich mir jedoch erlaubt, vor dem Veröffentlichen Ihres Kommentars Ihre Adresse zu entfernen.
Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit
Mit freundlichen Grüßen / Otto Beier
Sehr geehrter Herr Beier,
das Portal http://www.pflege-durch-angehörige.de ist ein wirklich gutes und
sehr informatives Werk und dabei auch noch kostenfrei, was ich sehr schätze.
Danke für Ihre Informationen und für Ihren Aufwand den Sie in diese Plattform
investieren.
Mit freundlichen Grüßen
Rudolf Mayer