Leben und Wohnen im Alter – Welche Optionen haben Sie? Pflegebedürftigkeit ist etwas, was die Zukunft für viele von uns bringen wird. Sie ist die Konsequenz von der körperlichen, geistigen oder sogar seelischen Krankheit, die unsere Lebenssituation in großem Maße beeinträchtigt, so dass wir nicht mehr im Stande sind, uns alleine zu versorgen. Die Frage ist dann: Was ist die beste Wohnform für mich?
Ich möchte Ihnen in meinem heutigen Beitrag die verschiedenen Möglichkeiten des Wohnens im Alter vorstellen.
Wer Ihnen im einzelnen Fall weiterhilft bzw. ausführlich beraten kann, lesen Sie in meinem separaten Beitrag zu den Anlaufstellen. Ebenso finden Sie in meinem Beitrag über Pflegegeld und Pflegesachleistungen alle finanziellen Unterstützungen der Pflegekasse.
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Wo wohnen unsere Eltern, „wenn es zu Hause nicht mehr geht“?
Wer jemals in der Situation war, wenn in der Familie die Feststellung fällt, „dass es für Mama oder Papa zu Hause nicht mehr geht“, weiß, wie hilflos man sich fühlt.
„Zuhause bei Mutti geht es nicht mehr!“
Die Mutter wohnt schon seit Jahren in eigener Häuslichkeit allein, der Ehemann längst gestorben, die Kinder schon ewig ausgezogen und schon lange mit eigener Familie.
Die Kinder – bestenfalls sind es mehrere – gehen also seit einiger Zeit oder auch seit Jahren abwechselnd die Mutti besuchen. Je nach Wohnort erfolgt das in mehr oder weniger großen Abständen: wöchentlich, monatlich, wenn es eben geht.
Sie finden dann in den meisten Fällen eine stolze Frau vor, die natürlich nach eigener überzeugter Aussage „klarkommt“, keine Unterstützung braucht und bei der alles in Ordnung ist. So wird es mit vehementer Überzeugung verkündet. Und trotzdem schauen die Kinder nach der Wäsche, befüllen den Kühlschrank, beziehen die Betten, saugen die Wohnung durch, gießen die vergessenen Topfpflanzen, leeren den Briefkasten, öffnen die ungelesene Post, kurzum, man kümmert sich um den Haushalt und alles was anfällt.
Tatsächlich sind die meisten Kinder oder regelmäßigen Besucher jedoch im Detail völlig unwissend: Genaugenommen weiß man nicht, ob oder wie oft die Unterwäsche oder das Bettzeug gewechselt werden oder gewaschen wird. Man hat keine Kenntnis über Ess- geschweige denn Kochgewohnheiten. Es ist nicht bekannt, ob eine Kaffeemaschine, Waschmaschine oder andere Haushaltsgeräte überhaupt noch bedient werden können.
Das führt zu folgender absurder Situation: Man sorgt sich um den Haushalt – nicht um die Mutter.
An dieser Stelle wird die Misere schon klar. Zudem kümmert man sich vor den Augen der Mutter um die anfallende Arbeit, das bedeutet, man konfrontiert sie unbeabsichtigt, aber permanent mit Defiziten. Mit all dem, was man für sie verrichtet, erfährt sie entsetzt zuschauend, dass sie dazu wohl nicht in der Lage ist. Schimpfen und Missverständnisse sind vorprogrammiert.
So geht es nicht weiter, zu Hause geht’s nicht mehr. Schnell stellt sich dann die Frage, welche Lösung ist die richtige für die Familie?
Wohnen im Alter – Welche Wohnformen gibt es?
Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen, wie er im Alter und bei Pflegebedürftigkeit wohnen möchte. Nicht immer passen diese Vorstellungen mit den Unterstützungsmöglichkeiten aus der Familie zusammen.
Deshalb ist es notwendig, rechtzeitig gemeinsam zu überlegen, wie ein Wohnen im Alter gestaltet werden kann. Prüfen Sie anhand meiner Checkliste – Häusliche Pflege, ob eine Betreuung in den eigenen vier Wänden überhaupt möglich ist.
Prinzipiell stehen im Alter folgende Wohnformen zur Verfügung.
- Wohnen zu Hause
- Wohnen zu Hause mit teilstationärer Pflege
- Selbstständiges Wohnen mit Betreuung
- Wohnen in einer Senioreneinrichtung
Auf das altersgerechte Wohnen und die einzelnen Formen gehe ich nachfolgend näher darauf ein.
Anmerkung: Krankheitsbedingte Umzüge können unter Umständen von der Pflegekasse bezuschusst werden.
Pflege durch Angehörige zu Hause ⇒ Häusliche Pflege
Am schönsten ist es natürlich, wenn die Pflege alter und/oder pflegebedürftiger Menschen zu Hause durchgeführt werden kann. Die Pflege kann von den pflegenden Angehörigen alleine, aber auch mit Unterstützung eines Pflegedienstes durchgeführt werden, der dann bei der häuslichen Krankenpflege pflegerisch hilft.
Um so lange wie möglich den Umzug ins Altersheim hinausschieben zu können, ist unter Umständen die Wohnung behindertengerecht/barrierearm zu gestalten. Je nach Schwere der körperlichen Einschränkungen kann das sein:
- Der Einbau eines Treppenlifts
- Die seniorengerechte Badsanierung
- Die Installation eines Hausnotrufsystems
- Das Einbringen von sicheren Treppen
Anmerkung:
- Wer einen Pflegegrad / eine Pflegestufe hat, kann für Umbaumaßnahmen Zuschüsse beantragen.
- Entlastung für die Angehörigen gibt es über die diversen niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangeboten
Häusliche Pflege – mit Unterstützung durch einen Pflegedienst
Dieser kann Leistungen aus der Pflege und/oder der Hauswirtschaft erbringen. Leistungen können unter bestimmten Voraussetzungen mit der Pflegekasse abgerechnet werden. Diese Möglichkeit bietet sich als Ergänzung zu den Besuchen von Familienmitgliedern gut an und eignet sich, wenn die Desorientierung zeitlich und örtlich noch nicht eingetreten bzw. fortgeschritten ist. Als Ergänzung mit „Essen auf Rädern“ ist das womöglich eine ganze Zeitlang ein gangbarer Weg. Man muss sich darüber im Klaren sein, dass ein ambulanter Pflegedienst immer nur für eine kurze Zeit im Haushalt der Eltern ist und somit nicht ansatzweise eine Beaufsichtigung über lange Zeiträume bietet.
Vorteil: Der Bedürftige bleibt zu Hause.
Nachteil: eine gewisse „Rest-Selbständigkeit“ ist Voraussetzung. Nicht für Menschen mit fortgeschrittener Demenz.
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24h-Pflege durch osteuroäpische / ausländische Pflegekräfte
Eine Alternative für die Betreuung alter Menschen sind sogenannte Pflegekräfte aus Polen oder anderen osteuropäischen Ländern. Hier möchte ich jedoch anmerken, dass es im allgemeinen Sprachgebrauch „Pflegekräfte“ heißt. In der Regel sind es jedoch Haushaltshilfen, die leichte pflegerische Aufgaben übernehmen können.
Besonders bei Pflegebedürftigen mit Demenz können die Haushaltshilfen aus Osteuropa eine bereichernde Hilfe für die Senioren sein.
Die Aufgaben der Haushaltshilfen: Hauswirtschaftliche Arbeiten, Beschäftigen des Patienten, Mithilfe bei der Pflege. Mehr Informationen finden Sie in der Checkliste Pflegehilfen aus Osteuropa.
An dieser Stelle sei noch auf ein großes Missverständnis hingewiesen. 24-Stunden-Kräfte arbeiten nicht 24 Stunden am Tag. Sie wohnen zwar in der Regel in einem abgezweigten Teil des Hauses/der Wohnung und sind demzufolge sozusagen 24 Stunden anwesend, zumal auch, weil sie in der Regel kein Auto haben, aber sie unterliegen dem deutschen Arbeitszeitgesetz und dieses regelt streng Pausen- und Arbeitszeiten. Mehr als 10 Stunde am Tag arbeitet keine „24-Stunden-Kraft“. Pausen müssen eingehaltenwerden, Ruhezeiten vor dem nächsten Dienst ebenfalls.
Vorteil: der Bedürftige kann zu Hause wohnen bleiben. Es gibt keine An- und Abfahrt. Ein Pflegedienst kann zusätzlich organisiert werden.
Nachteil: Eine dauerhafte Beaufsichtigung/Betreuung ist nicht gewährleistet, nicht für an Demenz erkrankte Menschen. Ein Pflegedienst muss evtl. zusätzlich organisiert werden.
Was kosten Pflegekräfte aus Osteuropa?
Die Kosten für 24-Stunden-Pflegekräfte sind abhängig von der Qualifikation und den Deutschkenntnissen.
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Wohnen mit Service
Auch eine Art von Wohnen im Alter: Das Wohnen mit Service. Hier handelt es sich um eine altersgerechte Wohnform für Senioren, die in ihrem eigenen Haushalt weiter leben, aber trotzdem auf eine gewisse ergänzende Hilfe angewiesen sind. Je nach Mobilität und Gesundheit werden Hilfeleistungen wie ein Reinigungsservice, Essen auf Rädern, Krankenpflege usw. „gebucht“.
Wohnen gegen Hilfe
Wohnen gegen Hilfe ist eine Betreuungsform, bei der die Betroffenen nicht auf ständige Hilfe bzw. Pflege angewiesen sind. Ältere Menschen „vermieten“ ein Zimmer in ihrer Wohnung an einen jungen oder alleinstehenden Menschen.
Die Miete wird nicht als Mietzahlung sondern in Form von Leistung erbracht. Das heißt, der „Untermieter“ übernimmt – je nach Vereinbarung – zum Beispiel den Einkauf, das Putzen der Wohnung, oder leistet einfach nur Gesellschaft und muss im Gegenzug für diese Dienstleistung keine oder weniger Miete bezahlen.
Mehrgenerationenhaus
Mehrgenerationenhäuser sind darauf ausgelegt, dass in einem Wohnkomplex mehrere Generationen unter einem Dach leben. Ziel dieser generationenübergreifenden Wohnform ist das gemeinschaftliche Miteinander und das Einbringen von Wissen und Hilfe. Die Generationen begegnen sich, junge und alte Menschen helfen sich aktiv untereinander und lernen aber auch voneinander.
Jeder Bewohner oder jede Familie hat in dem Mehrgenerationenhaus ihren eigenen Wohnbereich. Außerdem verfügen Mehrgenerationenhäuser im Allgemeinen dann noch über Gesellschaftsräume, in denen sich die Bewohner treffen und vernetzen können.
Für ältere Menschen kann diese Wohnform mit einer gut funktionierenden gegenseitigen Hilfe eine Lösung sein, den Umzug in ein Seniorenheim hinauszuschieben. Andererseits kann auch hier ein Pflegedienst mit hinzugezogen werden.
Gerade zu den Mehrgenerationenhäusern gibt es immer wieder Modellprojekte und vom Staat geförderte Maßnahmen
Mein Lese-Tipp: Was kostet der Pflegedienst für die häusliche Pflege.
Wohngemeinschaften
Betreute Senioren-WGs sind eine gute Alternative zum Alleinsein. Bei den betreuten Pflege-WGs gibt es zwei unterschiedliche Modelle: Zum einen die selbst organisierte Wohngemeinschaft und zum anderen eine Pflege-WG, die zum Beispiel von einer Pflegeeinrichtung betrieben wird.
Das sind kleine Gruppen von 8 – 12 Menschen, die in einem zumeist privaten Wohnraum unter eigener Führung bzw. der der bevollmächtigten Familienmitglieder (Angehörigengremium) leben und ambulant betreut und gepflegt werden. Diese Menschen bewohnen ein Zimmer in einer Art großem „Einfamilienhaus“. Neben diesem privat genutzten eigenen (Schlaf-)Zimmer nutzen alle zusammen die Wohnküche oder andere Gemeinschaftsräume, es stehen Bäder und Hauswirtschaftsräume zur Verfügung. Rund um die Uhr sind die Betreuung und auch die Pflege gesichert.
Je nach Wunsch und Bedürftigkeit kommt dann ein Pflegedienst zum Einsatz. Aber auch eine 24h-Betreuung für alle WG-Mitglieder ist möglich.
Diese Wohnform ist sehr familiär, setzt allerdings voraus, dass man sich in eine kleine familiäre Gemeinschaft noch einfügen kann. Ein frühzeitiger Einzug ist hier sehr von Vorteil und kann helfen, ein Wohlfühlgefühl für die verbliebene Lebenszeit in diesem neuen Zuhause zu erzeugen. Das kann bei Fortschreiten einer z.B. Demenzerkrankung sehr helfen, um einen entspannten Zustand des Bewohners beizubehalten. Ein weiterer Umzug ins Heim wird in der Regel ausgeschlossen. Es gibt allerdings (wenn auch wenige) Ausnahmen.
Vorteil: Kleine familiäre Gruppe, Rund-um-die-Uhr-Betreuung
Nachteil: Nichts für Einzelgänger, Angehörige müssen sich in gewissem Maße mit einbringen, manchmal unübersichtliche Verträge.
Teilstationäre Einrichtungen Tagespflege / Nachtpflege
Teilstationäre Unterbringung bedeutet, dass der Pflegebedürftige zu Hause wohnt, aber entweder tagsüber oder nachts in einer Pflegeeinrichtung untergebracht ist.
Die Tagespflege/Nachtpflege ist zum einen als Entlastung für die Angehörigen gedacht. Zum anderen ist die Tagespflege aber auch eine Möglichkeit, den Patienten durch spezielle therapeutische Maßnahmen zu fördern, zu mobilisieren und zu stabilisieren. Mit der Tagespflege können Sie auch Fehlzeiten einer 24-Stunden-Pflegekraft überbrücken.
Tages- bzw. Nachtpflege ist auch für Angehörige die berufstätig sind eine hilfreiche Möglichkeit, den pflegebedürftigen Menschen während der eigenen Arbeitszeit gut betreut zu wissen.
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Betreutes Wohnen
Die Wohnform des betreuten Wohnens steht jedem frei. Mittlerweile gibt es einige Senioren, die sich bereits mit 60 Jahren eine Wohnung im betreuten Wohnen kaufen oder mieten, dort leben, aber keinerlei Pflegedienst o.ä. in Anspruch nehmen.
Das betreute Seniorenwohnen ist meist einer stationären Pflegeeinrichtung angeschlossen. In einem separaten Wohnteil stehen den Senioren Wohnungen zur Verfügung. Je nach Mobilität und Pflegebedürftigkeit ist es möglich, den vollen Umfang eines Pflegedienstes in Anspruch zu nehmen oder überhaupt keine pflegerische Betreuung.
Den Bewohnern des betreuten Wohnens ist es wichtig, dass sie zum einen im Notfall eine barrierefreie und altengerechte Wohnung haben und zum anderen bei Bedarf die pflegerische Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
Diese Wohnform ist entgegen des Namens Betreutes Wohnen jedoch NICHT betreut, sie bietet lediglich die Möglichkeit der (stundenweisen!) Betreuung. Dazu muss ihr Familienmitglied diese Betreuung allerdings zum einen akzeptieren und zudem (entgeltpflichtig) beauftragen. Die Pflegekasse beteiligt sich auch hier. Ansonsten ist lediglich ein Knopf zum (bezahlten) Rufen des (meist in der Nähe befindlichen) Pflegedienstes der einzige Unterschied zum privaten Wohnen vorher.
Kochen, waschen, putzen, den Tag sinnvoll verbringen, das alles bleibt an ihrem Familienmitglied allein hängen. Betreutes Wohnen heißt nicht automatisch, dass eine Betreuung stattfindet. Und wenn, dann ist es nur eine stundenweise Betreuung. Ihr Familienmitglied muss in der Lage sein, Angebote in der Hauszeitung oder auf Aushängen zu finden, zu verstehen und für sich selbständig zu nutzen. Erfahrungsgemäß gelingt das den wenigsten Elternteilen tatsächlich.
Vorteil: Privates Wohnen, meist in räumlicher Nähe zu einem Seniorenheim.
Nachteil: Eine dauerhafte Beaufsichtigung/Betreuung ist nicht gewährleistet, nicht für an Demenz erkrankte Menschen geeignet.
Vollstationäre Einrichtungen / Pflegeheime
Eine vollstationäre Betreuung erfolgt in Pflege- und Altersheimen. Hier ist die Spannweite jedoch sehr breit. Je nachdem, wieviel für die Unterbringung bezahlt werden kann, reicht das Angebot von luxuriösen Seniorendomizilen und Seniorenresidenzen bis hin zu günstigen und einfachen Pflegeheimen. Liegt ein Pflegegrad sowie eine Heimnotwendigkeitsbescheinigung vor, übernehmen die Pflegekassen einen Teil der Kosten.
Hier gibt man die Verantwortung komplett an das Pflege- und Betreuungspersonal des Heimes ab, was eine erhebliche Entlastung für den Angehörigen bedeuten kann. Auch ist ein Einzug ins Seniorenheim zu jedem Zeitpunkt möglich, auch wenn Erkrankungen wie Demenz, Delir, Zustand nach Schlaganfall usw. bereits weit fortgeschritten sind. Ein Verbleib bis zum Versterben ist gewährleistet.
Viele ältere Menschen können sich trotz Einsatzes eines Pflegedienstes nicht mehr selbst versorgen, leiden häufig sogar unter gefährlichen Mangelernährungen. Kommen dann noch eine Sturzgefährdung oder andere schwere Krankheiten hinzu, kann das Alleinleben gefährlich werden. Wer keine Angehörigen hat, die ihn zu Hause pflegen können, sollte den Umzug in ein Pflegeheim nicht scheuen.
Wer sich nicht gleich für ein für ihn passendes Pflegeheim entscheiden kann, hat auch die Möglichkeit, für einige Tage zur Probe zu wohnen.
Vorteil: Keine Verantwortung für Angehörige, auch für Einzelgänger und fortgeschritten Erkrankte geeignet.
Nachteil: Zumeist unzureichender Personalschlüssel. Eine gewisse Anonymität.
ExtraTipps
- Kinder müssen nicht Haus und Hof verkaufen, um die Pflegeheimkosten der Eltern zu bezahlen.
- Unter Umständen wird der Umzug in ein Pflegeheim von der Pflegekasse als wohnumfeldverbessernde Maßnahme finanziell unterstützt.
Pflegeheime im Ausland
Deutsche Pflegeheime gehören mit zu den teuersten in Europa. Je nach Bundesland und Region beginnen die Preise bei ca. 2.500 Euro. Die Zuzahlungen, die die Heimbewohner leisten müssen, sind oft höher als ihre eigene Rente.
Gerade solch eine Situation macht aus Ländern wie Polen oder Ungarn einen starken Mitstreiter, denn konkurrenzfähig scheinen sie auf jeden Fall zu sein. Sie bieten Plätze in Pflegeheimen ab ca. 1000 Euro an und das nicht nur mit Vollverpflegung, sondern auch mit vielen Extras wie Friseur, Sauna, Fitness, täglichen Arztbesuchen, Kurbehandlungen und vieles mehr.
Diese Preise sind für die deutschen Pflegeeinrichtungen eine harte Konkurrenz. Dabei muss auch betont werden, dass viele der ausländischen Einrichtungen auch in der Qualität der Räumlichkeiten, der Ausstattung und der Dienstleistungen sehr attraktiv sind. Zwar bekommt ein deutscher Patient keine Pflegesachleistung, wenn er die Dienstleistungen eines polnischen oder ungarischen Pflegeheims bezieht, doch die effektiven Gesamtkosten sind deutlich niedriger, als es der Fall bei deutschen Pflegeheimen ist. Warum?
Auch wenn man in ein nicht deutsches Pflegeheim in der EU geht, bekommt man immer noch sein Pflegegeld, was bei den Preisen der osteuropäischen Konkurrenz den effektiven Eigenkostenanteil auf ca. 800 Euro senken lässt. Wenn man noch die Kosten für den Unterhalt der eigenen Wohnung oder des Hauses dazurechnet, kommt für manche solch eine Lösung in Frage.
Zum einen ziehen immer mehr Ältere in ein Pflegeheim nach Osteuropa. Zum anderen ist es aber auch sehr umstritten, ob es fair und moralisch zu bewältigen ist, dass man seine Mutter oder seinen Vater zur Pflege ins Ausland schickt. Ob dies vertretbar und verantwortlich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Etwas anders sieht die Situation vielleicht bei den vielen Menschen aus, die in Pommern, Schlesien oder Großpolen geboren wurden und dort auch ihre Kindheit verbracht haben. Für sie ist es nicht unbedingt eine Reise ins Ausland, sondern vielleicht eher eine Reise in die Heimat ihrer Kindheit.
Palliativpflege / Hospiz
Für schwerstkranke, sterbende Menschen stehen mittlerweile immer mehr Hospize bzw. Palliativstationen in Krankenhäusern zur Verfügung. Ziel der Palliativpflege ist unter anderem ein würdevoller Beistand bis zum Tod, eine optimale medizinische Versorgung, eine optimale Schmerzbehandlung ohne Rücksicht auf Spätfolgen, Hilfe bei der Akzeptanz des Todes und Umsetzung der letzten Wünsche, die Betreuung der Angehörigen uvm.
Die Palliativpflege – egal ob ambulant oder stationär – sollte auf jeden Fall in Anspruch genommen werden, da sie nicht nur dem Sterbenden sehr hilfreich sein kann, sondern auch den Angehörigen bei allen Fragen beistehen wird und diese auch bei der Trauerarbeit nicht alleine lässt.
Welche Möglichkeit ist nun die Richtige?
Die Entscheidung kann nicht pauschal getroffen werden, zumal jeder Mensch individuell ist, eine eigene Biografie und eine eigene (Krankheits)-Geschichte mit sich bringt.
Wichtig ist
- eine gute Analyse der gegenwärtigen Situation,
- der Ressourcen, die die Familienmitglieder mitbringen,
- der Gefahren, denen das zu versorgende Familienmitglied derzeit womöglich schon ausgesetzt ist.
Empfehlenswert ist es in jedem Fall, sich so bald wie möglich Hilfe und Unterstützung zu organisieren. Das kann für den Anfang z.B. ein Pflegedienst sein (Achtung: Unbedingt Pflegegrad beantragen!), das können ehrenamtliche Helfer sein, die stundenweise helfen (z.B. Alzheimer-Gesellschaft, Pflegestützpunkte, Alltagsbegleiter). Eventuell unterstützt ein Nachbarschaftskreis, im Ort oder privat organisiert. Auch die Sozialstationen in Krankenhäusern helfen. Oftmals ist auch eine Kombination von mehreren Angeboten möglich. Lassen Sie sich beraten!
Alle Beteiligten sollten an einem Strang ziehen und zusammen beratschlagen, wie der nächste Schritt aussehen kann. Es ist kein Makel, mit einer Pflege- und/oder Betreuungssituation für ein Familienmitglied überfordert zu sein. Teilen Sie die Aufgaben auf, scheuen Sie sich nicht, Unterstützungsangebote anzunehmen.
Und noch eines möchte ich Ihnen mitteilen:
Es gibt kein „richtig“ oder „falsch“. Allein schon, dass Sie sich Gedanken machen, ist richtig und gut.
Sie bekommen Unterstützung, auch auf dieser Seite.
Fazit zum Wohnen im Alter
Am schönsten und besten ist es, wenn keine Pflege notwendig ist und man in seinen eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann. Wenn dies nicht mehr möglich ist, muss jeder für sich entscheiden, welche Wohnform für ihn am besten ist und ihm entgegenkommt. Was für den einen als altersgerechtes Wohnen stimmig ist, muß für den anderen noch lange nicht passend sein.
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Quelle Bildmaterial: Fotolia #150529488 © Mediteraneo
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Brita Wellnitz, eine Koryphäe für Demenzerkrankungen und dem Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen. Sie ist Leiterin und Mitbegründerin der Demenz-Wohngemeinschaft Schwarzachhaus sowie Geschäftsführerin des Fördervereins Lebensring – Verein für Menschen mit besonderen Pflegebedürfnissen e.V. Sie ist fachlich sehr versiert, versetzt sich aber auch immer in die kranken Menschen. Sie versteht Handeln und Denken von Demenzkranken wie nur wenige. Mit ihren Beiträgen gibt sie immer auch Tipps und gut umsetzbare Handlungsanweisungen an unsere Leser weiter.