Grad der Behinderung bei Migräne – Tabelle, Vorteile & Leistungen

Behinderung bei Migräne
Behinderung bei Migräne. Die Auswirkungen einer Migräne können so stark sein, dass ein Behindertenausweis beantragt werden kann.

Etwa 18 Millionen Deutsche sind von Migräne betroffen, sie gehört damit zu den häufigsten chronischen Erkrankungen. Denn Migräne ist weit mehr als nur Kopfschmerz und kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Wir erklären, unter welchen Voraussetzungen man einen Behindertengrad bei Migräne erhält und was dazu nötig ist.

Hat man bei Migräne eine Behinderung? 

Wer unter chronischer Migräne leidet, kann unter Umständen einen Grad der Behinderung beantragen. Wie hoch dieser ausfällt und ob er ausreichend für einen Schwerbehindertenausweis ist, hängt u. a. von der Schwere und Häufigkeit der Anfälle ab. ´

Welche Formen der Migräne gibt es? 

Migräne mit Aura: Bei der Migräne mit Aura treten vor dem eigentlichen Kopfschmerz neurologische Symptome auf, die in der Regel etwa 30 Minuten bis 60 Minuten andauern. Diese Symptome können sein: 

  • Sehstörungen, z. B. Flimmern, blinde Flecken oder Gesichtsfeldausfälle 
  • Sprachstörungen 
  • Taubheitsgefühle 
  • Kribbeln 
  • Schwindel 
  • Doppeltsehen 
  • Schwierigkeiten beim Sprechen oder Gehen 

Migräne ohne Aura: Bei der Migräne ohne Aura treten die Kopfschmerzen und andere Symptome wie Übelkeit ohne Vorboten auf. Typisch für Migräne sind einseitige, pulsierende Kopfschmerzen, doch sie können auch beidseitig, am ganzen Kopf oder wechselseitig auftreten.

Formen der Migräne sind: 

  • Chronische Migräne: Bei der chronischen Migräne treten Kopfschmerzen an 15 oder mehr Tagen im Monat auf. 
  • Hormonelle Migräne (auch menstruelle Migräne): Die Migräne tritt nur oder vorwiegend durch Hormonschwankungen auf, vor allem vor und während der Menstruation, aber auch während des Eisprungs, der Pubertät oder den Wechseljahren. 
  • Vestibuläre Migräne: Dabei leiden die Betroffenen vor allem unter Schwindelanfällen.
  • Abdominelle Migräne (Bauchmigräne): Diese Form tritt hauptsächlich bei Kindern auf. Typisch sind Bauchschmerzen, die sowohl mit als auch ohne Kopfschmerzen auftreten können.
  • Hemiplegische Migräne: Die Migräne kann mit Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen verbunden sein. Außerdem können das Auftreten einer Aura, Missempfindungen in verschiedenen Körperteilen und Schwindel auftreten. 
  • Retinale Migräne (auch Augen- oder Netzhautmigräne): Die Migräne ist mit Sehstörungen in einem oder beiden Augen verbunden. 
  • Migräne mit Hirnstammaura (auch Basilarismigräne): Die Migräne ist mit Symptomen wie Schwindel, Doppeltsehen, Sprachstörungen und Gleichgewichtsstörungen verbunden. 


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Behinderung bei Migräne – Grad der Behinderung 

Welchen Grad der Behinderung bekommt man bei Migräne? 

Die Höhe des Grads der Behinderung (GdB) hängt maßgeblich davon ab, wie häufig und in welcher Schwere die Migräne auftritt. Ohne weitere Erkrankungen wird ein GdB normalerweise nur bei chronischer Migräne mit mindestens mittleren Verläufen erteilt. Die Kriterien sind jedoch sehr streng und hängen stark vom jeweiligen Sachbearbeiter ab. Nur selten wird alleine für Migräne ein Behindertengrad über 40 erteilt. Für einen höheren Grad ab 50 muss eine sehr schwere Form der Migräne vorliegen, die auch durch viele verschiedene Therapieansätze nicht gelindert werden konnte.

Beim Antrag sollte man unbedingt auch weitere vorliegende Diagnosen mit angeben, sofern diese bestehen. Migräniker haben beispielsweise überdurchschnittlich häufig Depressionen oder Angsterkrankungen, die einen höheren GdB begründen können.

Merkzeichen bei Schwerbehinderung – Migräne 

Bei einem GdB ab 50 erhält man einen Schwerbehindertenausweis. Darin können unter Umständen bestimmte Merkzeichen eingetragen werden, die gewisse Privilegien einräumen. So erhält man beispielsweise bei bestimmten bewegungseinschränkenden Behinderungen das Merkzeichen „aG – außergewöhnliche Körperbehinderung“, mit dem man u. a. auf Behindertenparkplätzen parken darf. Für Migräniker kommt üblicherweise keines der möglichen Merkzeichen infrage, da sie sich im Alltag weitestgehend alleine bewegen und versorgen können.

Behinderung bei Migräne – Vorteile und Leistungen 

Wer unter chronischer Migräne mit starken Einschränkungen leidet, kann auf jeden Fall versuchen, einen Behindertengrad zu erhalten. Beratungen zum Antrag hierzu erhält man z. B. bei den Sozialverbänden, beim Inklusionsamt oder spezialisierten Anwälten.

Warum braucht man einen Behindertengrad bei Migräne? 

Ein GdB wird nicht zwingend benötigt, allerdings gehen damit gewisse Nachteilsausgleiche einher. Je höher der GdB, desto höher ist beispielsweise die Steuererleichterung durch den Behindertenpausch-Betrag.   .   

Was bringt ein Behindertenausweis bei Migräne? 

Ab einem GdB von 50, der bei einer schweren Migräne erreicht werden kann erhält man einen Schwerbehindertenausweis. Neben dem Steuervorteil gibt es noch 5 Tage mehr Urlaub für Erwerbstätige, 2 Jahre früherer Renteneintritt, vergünstigte Eintrittspreise für öffentliche Einrichtungen etc. Bei einem GdB ab 30 kann man einen Antrag stellen, dass man dem GdB ab 50 gleichgestellt wird. Das bringt vor allem angestellten Arbeitnehmern einige Vorteile, wie z. B. erhöhten Kündigungsschutz. Beamte sind davon in der Regel allerdings ausgeschlossen.

Was bringt mir der jeweilige Grad der Behinderung bei Migräne? 

GdB Nachteilsausgleich 
GdB 20 Steuerlicher Pauschbetrag 384 € 
GdB 30 Steuerlicher Pauschbetrag 620 € 
GdB 40 Steuerlicher Pauschbetrag 860 € 
GdB 50 Steuerlicher Pauschbetrag 1140 €, Sonderurlaub, Kündigungsschutz, Ermäßigte Eintrittsgelder, Erleichterungen bei der Ausbildung und Beschäftigung, Zugang zu speziellen Einrichtungen und Diensten 
GdB 60 Steuerlicher Pauschbetrag 1440 €, wie bei GdB 50 jedoch zusätzlich Berücksichtigung bei der Arbeitsplatzgestaltung  

Welche Nachteile bringt ein Grad der Behinderung bei Migräne? 

Nachteile kann es z. B. beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung geben, bei dem man seinen gesundheitlichen Status in der Regel angeben muss. Gegenüber einem (potenziellen) Arbeitgeber ist man nicht verpflichtet, einen vorliegenden oder neu erteilten GdB anzugeben. Das gilt jedoch nur dann, wenn die angedachte Arbeit gefahrlos bewältigt werden kann. Bei Migräne könnte dieser Umstand z. B. gefährdet sein, wenn dauerhaft Medikamente eingenommen werden, die das Führen schwerer Maschinen ausschließen. Wird das verschwiegen, kann der Arbeitgeber eine Abmahnung oder sogar Kündigung aussprechen, wenn es ans Tageslicht kommt. 

Behinderung bei Migräne – Voraussetzungen 

Wann kann man bei Migräne einen Behindertenausweis beantragen? 

Ab einem GdB von 50 erhält man einen Behindertenausweis. Bei Migräne ist dies in der Regel nur bei schwerer, chronischer und therapieresistenter Migräne möglich.

Wann lohnt es sich, bei Migräne einen Grad der Behinderung zu beantragen? 

Wer unter einer chronischen Migräne mit häufigen und/oder schweren Anfällen leidet, kann zumindest mal versuchen, einen GdB zu erhalten. Schon bei einem GdB von 20 kann man so von einem Steuervorteil profitieren, dem sogenannten Behinderten-Pauschbetrag.


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Behinderung bei Migräne – Antrag 

Wie beantrage ich einen Behinderungsgrad bei Migräne? 

Die reine Antragstellung ist relativ einfach, aber umfangreich. Den Antrag können Sie üblicherweise bei Ihrem zuständigen Versorgungsamt downloaden oder sich zuschicken lassen. Darin müssen Sie u. a. neben persönlichen Angaben natürlich auch umfassende Auskunft zu Ihrer Erkrankung geben, z.B. wie lange diese schon besteht, welche Einschränkungen Sie dadurch im Alltag erfahren und bei welchen Ärzten Sie in Behandlung sind. Senden Sie am besten schon alle vorliegenden ärztlichen Unterlagen mit, die Ihnen vorliegen, z. B. Untersuchungsergebnisse oder Befunde. Das Versorgungsamt wird, mit Ihrem Einverständnis, Ihre Ärzte und Therapeuten anschreiben, um so Auskunft über Ihre Diagnosen und Behandlungen zu erhalten.

TIPP: Sprechen Sie vorher mit den behandelten Ärzten über Ihr Vorhaben, so können Sie vorher noch einmal gemeinsam überlegen, welche Untersuchungen und Unterlagen der Arzt der Behörde noch zur Verfügung stellen kann.

Welche Unterlagen brauche ich, um einen Schwerbehindertenausweis bei Migräne zu beantragen? 

Den Schwerbehindertenausweis selbst kann man nicht beantragen, sondern immer nur einen Grad der Behinderung. Ab einem GdB von 50 erhält man automatisch den dazugehörigen Ausweis, bei darunterliegenden Graden nicht. An Unterlagen sollten Sie alles mitschicken, was Ihnen zu Ihrer Erkrankung vorliegt. Weitere nötige Dokumente fordert das Versorgungsamt bei Ihren Ärzten an.

Wie funktioniert die Feststellung bzw. Einstufung der Behinderung bei Migräne? 

Beim Versorgungsamt werden die Anträge und Unterlagen durch den zuständigen Sachbearbeiter und medizinische Gutachter geprüft. Welcher GdB letztendlich erteilt wird, lässt sich leider kaum voraussagen. Selbst Patienten, bei denen die gleichen Symptome und Beschwerden vorliegen, können unterschiedliche GdB zugewiesen bekommen. 

Behinderung bei Migräne – Dauer der Gültigkeit 

Wie lange gilt die Schwerbehinderung bei Migräne? 

Der GdB, der je nach Schwere der Migräne festgestellt wurde gilt in der Regel für 5 Jahre und muss dann verlängert werden 

Kann der Grad der Behinderung bei Migräne aberkannt werden? 

Ja durchaus kann der Grad der Behinderung bei Migräne wieder aberkannt werden. Es kann sein, dass die Migräne irgendwann entweder schwächer wird oder ganz „geheilt“ ist, und keine weiteren Anfälle auftreten. In dem Fall wird der GdB angepasst oder ganz gestrichen, wenn das Versorgungsamt davon erfährt, z. B. bei einem Verlängerungsantrag.

Welchen GdB hat man bei Migräne nach Heilungsbewährung? 

Nach der Heilungsbewährung von 5 Jahren wird der GdB erneut festgelegt. Sollte die Migräne schwächer oder stärker geworden sein wird der entsprechende GdB dafür vergeben. 

Es kommt also auf den ursprünglichen Schweregrad an und welcher Grad nach den 5 Jahren durch den Arzt bestätigt wird. 

Wann bekommt man bei Migräne einen Behinderungsgrad unbefristet? 

Einen unbefristeten Behinderungsgrad für Migräne gibt es aktuell nicht. Der Ausweis ist auf 5 Jahre befristet. Um den Ausweis zu verlängern muss der „Antrag auf Verlängerung“ beim Versorgungsamt angefragt werden. Dieser Antrag wird von Ihren behandelnden Ärzten bestätigt, wenn sich der Zustand nicht gebessert hat.   

Behinderung bei Migräne – Schwerbehinderung und Rente 

Wie wirkt sich Schwerbehinderung auf die Rente aus? 

Wenn im Falle einer schweren Migräne ein GdB ab 50 festgestellt wird, gilt man als schwerbehindert. In dem Fall kann man 2 Jahre früher und ohne Abzüge in Rente gehen. Somit wirkt sich die Schwerbehinderung positiv auf das Renteneintrittsalter aus. 

Bekommt man mehr Rente bei einer Schwerbehinderung? 

Nein, als Mensch mit einer Schwerbehinderung kann man unter gewissen Voraussetzungen zwar früher in Rente gehen, allerdings bekommt die Person nicht mehr Rente.  

Wann kann ein Schwerbehinderter in Rente gehen? 

Durch den Nachteilsausgleich den schwerbehinderte Menschen haben ist es möglich 2 Jahre früher in die Regelrente zu gehen. Abzüge müssen sie auch nicht befürchten, denn durch den Nachteilsausgleich gibt es für die zwei Jahre keine Abzüge. Wer noch früher in Rente gehen möchte hat als schwerbehinderte Person geringere Abzüge als nicht behinderte Personen. 

Neues Rentenpaket für Schwerbehinderte 2023 – Tabelle 

Baustein Leistung 
Abschlagsfreie Rente für Schwerbehinderte ab 60 Schwerbehinderte Menschen, die vor 1952 geboren sind, können ab dem 1. Juli 2023 abschlagsfrei in Rente gehen. Dies gilt für Menschen mit einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 und einer Wartezeit von mindestens 35 Jahren 
Geringfügige Rentenabschläge bei vorzeitigem Renteneintritt  Schwerbehinderte Menschen, die vorzeitig in Rente gehen, müssen künftig nur noch geringfügige Rentenabschläge in Kauf nehmen. Die Abschläge werden auf maximal 10,8 Prozent begrenzt. 
Weitere Verbesserungen  – Erhöhung der Freibeträge für schwerbehinderte Menschen bei der Einkommensanrechnung  – Erhöhung des Zuschlags für Schwerbehinderte an die Rente wegen Erwerbsminderung 

FAQ – Häufige Fragen zum Grad der Behinderung bei Migräne

Welchen GdB hat man bei Migräne nach 5 Jahren?

Es kommt darauf an, ob sich die Migräne verbessert oder verschlechtert hat. Für chronische  Migräne kann theoretisch ein GdB von 10 – 60 vergeben werden, meistens liegt er jedoch unter 40.

Bringt ein Schwerbehindertenausweis bei Migräne Steuervorteile?

Ja, wer einen Schwerbehindertenausweis für die Migräne erhalten hat, hat den GdB von mindestens 50. Der Steuervorteil bei einer Schwerbehinderung wegen Migräne beträgt daher zwischen 1.140 € und 1.440 €. Bitte beachten Sie, dass ein GdB von weniger als 50 keine Schwerbehinderung ist, aber auch für unter GdB 50 gibt es den Behinderten-Pauschbetrag. 

Welche finanziellen Hilfen gibt es bei Migräne noch?

Obwohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Migräne zu den am stärksten behinderten Krankheiten zählt, erhält man leider nur schwer Renten oder weitere Vorteile.
Man kann Folgendes beantragen, bekommt es teilweise jedoch nur selten gewährt:
– Teilweise oder vollständige Erwerbsminderungsrente, sofern aufgrund der Behinderung kein Arbeiten im erlernen Beruf oder einem Beruf, der den Fähigkeiten und Kenntnissen entspricht, mehr möglich ist. Zudem müssen die formellen Voraussetzungen vorliegen.
– Schwerbehindertenrente, sofern die Voraussetzung der 35 Beitragsjahre zur Rentenkasse und der GdB von mindestens 50 erfüllt sind. 
– Zuschuss zum Arbeitsgerät, wenn für die Ausübung der Arbeit ein spezielles Arbeitsgerät benötigt wird. 
– Zuschuss zur Hausarbeit, sofern aufgrund der Einschränkungen die Arbeiten im Haushalt nicht mehr selbst verrichtet werden können 

Gibt es für Migräne einen Pflegegrad?

Einen Pflegegrad für Migräne erhält man nur im Ausnahmefall, da Betroffene trotz der starken Einschränkungen meistens noch in der Lage sind, ihren Alltag weitestgehend alleine zu bewältigen.

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