Der Dekubitus gehört zu den Schreckgespenstern in der Pflege, und das aus gutem Grund. Liegt sich eine Person wund beziehungsweise entwickelt ein Druckgeschwür (Dekubitus), ist die Haut und gegebenenfalls das Gewebe in einer gewissen Körperregion stark geschädigt. Ist dies der Fall, übernehmen qualifizierte Fachkräfte und Mediziner die komplexe Behandlung, pflegende Angehörige können ebenfalls einen wichtigen Beitrag leisten. Am besten kommt es aber erst gar nicht zu einem Dekubitus. Ich erkläre Ihnen heute, wie ein Druckgeschwür entsteht und was Sie bei der Pflege beachten können.
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Das Wichtigste in Kürze
- Druckgeschwüre kommen insbesondere bei älteren, pflegebedürftigen Menschen vor, die viel Zeit im Sitzen oder Liegen verbringen.
- Ein Dekubitus belastet Pflegebedürftige körperlich und psychisch.
- Pflegende Angehörige sollten bei geröteten, schmerzenden und/oder juckenden Hautstellen einen Arztbesuch einplanen.
- Bei der Pflege ist es besonders wichtig, das Hautareal zu entlasten, zum Beispiel mit speziellen Hilfsmitteln.
Dekubitus Definition – Was ist ein Druckgeschwür?
Vielleicht sind Sie bereits mit dem Begriff Dekubitus in Berührung gekommen, zum Beispiel bei Pflegeschulungen oder womöglich hat Ihr Familienmitglied ein Druckgeschwür entwickelt. Oft lesen Sie auch in Pflegezeitschriften davon, doch was ist ein Dekubitus überhaupt? Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/oder des darunter liegenden Gewebes, typischerweise über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck in Verbindung mit Scherkräften. Ursprünglich stammt der Begriff „Scherung“ aus der Physik. Wenn Sie hören, dass Ärzte oder Pflegepersonen von Scherung in Verbindung mit einem Dekubitus sprechen, meinen sie damit den Prozess beim Verschieben von Hautschichten. Verschiebt sich die oberste Hautschicht, die darunter liegenden Hautschichten jedoch nicht, wird die Durchblutung gestört und es entstehen nicht sofort sichtbare Verletzungen – das passiert beispielsweise, wenn Pflegebedürftige im Bett verrutschen.
Lese-Tipp:
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Der Dekubitus ist eine Herausforderung in der Pflege
Ein Dekubitus ist kein eigenständiges Krankheitsbild, vielmehr eine Folge- beziehungsweise eine Sekundärerkrankung. Das Risiko, ein Druckgeschwür zu entwickeln, nimmt mit dem Alter zu. Neben älteren, pflegebedürftigen Menschen sind insbesondere multimorbide, also mehrfach-erkrankte, Personen betroffen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall. Das Thema Dekubitus und Dekubitusprophylaxe beschäftigt Pflegefachkräfte sowie pflegende Angehörige. Zumal ein „Wundliegen“ mit gezielten, geschulten Maßnahmen und speziellen Hilfsmitteln therapiert oder ganz verhindert werden kann. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil sich Druckgeschwüre, selbst bei guter Pflege, hartnäckig halten können.
Das sagt die Statistik zum Dekubitus
Wie oft Menschen in Deutschland ein Druckgeschwür entwickeln, dazu gibt es keine sicheren Zahlen. Experten schätzen jedoch, dass 10 Prozent der Krankenhauspatienten und bis zu 30 Prozent der Personen, die sich in geriatrischen Kliniken oder Altenheimen aufhalten, davon betroffen sind. In der häuslichen Umgebung liegt das Aufkommen schätzungsweise bei 20 Prozent – damit handelt es sich bei einem Dekubitus um kein seltenes Phänomen.
Dekubitus-Symptome im Überblick
Welche Beschwerden Ihr Angehöriger bei einem Dekubitus entwickelt, hängt vom Ausmaß des Druckgeschwürs ab. Anfangs kann eine Rötung auf eine schlecht durchblutete Körperregion und einen beginnenden Dekubitus hindeuten. Auch Juckreiz und Schmerzen sind wichtige Warnsignale.
Grundsätzlich kann ein Druckgeschwür folgende Symptome verursachen:
- eine rötliche Verfärbung im betreffenden Hautsegment
- lokal begrenzte Schmerzen
- die Haut erscheint weicher und dünner als in umliegenden Hautpartien
- die Haut weist Risse auf und legt eine Wunde offen
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An welchen Körperstellen tritt Dekubitus am häufigsten auf?
Verbleibt Ihr Angehöriger über lange Zeit in einer liegenden oder sitzenden Position, steigt die Gefahr für einen Dekubitus. Einige Körperstellen sind dabei besonders betroffen, entweder weil sie bevorzugt Druck ausgesetzt sind und/oder weil wenig schützendes Fettgewebe existiert – so fehlt eine Polsterung durch Fettgewebe oder Muskeln beispielsweise über Knochenvorsprüngen. Meine Tabelle zeigt Ihnen, in welcher Position, welche Körperstellen besonders gefährdet sind.
Positionierung des Pflegebedürftigen | Gefährdete Hautstellen |
Sitzen | Fersen Sitzbeinhöcker Hinterkopf Schulterblätter Dornfortsätze Ellenbogen |
Liegen in Rückenlage | Hinterhauptknochen Schulterblätter Dornfortsätze Steißbein Kreuzbein Sitzbein Po Fersen |
Liegen in Bauchlage | Stirn Jochbein Schultergelenke Brust Ellenbogen Darmbeinstachel Kniescheiben Fußspitzen |
Liegen in Seitenlage | Jochbein Ohrmuschel Schultergelenk Rippen Ellenbogen Hüftknochen Kniegelenke Wadenbein Knöchel |
Ursachen und Risikofaktoren für Dekubitus
Ein Druckgeschwür bildet sich dann, wenn Körperregionen anhaltend belastet und dadurch Blutgefäße zusammengedrückt werden – geschieht genau das, wird das Gewebe schlechter mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Mobile Personen merken, wenn sie sich umpositionieren müssen, der Druck auf die Körperpartie wird ihnen zu viel. Unbewegliche Menschen sind dazu nicht mehr imstande. Hält der Druck an, wird die Haut dünner und kann absterben, so entsteht die für einen Dekubitus typische Wunde. Die erhöhte Druckbelastung kann übrigens von außen, beispielsweise durch faltige Bettlaken oder einen Katheterschlauch, oder von innen, hervorgerufen durch kaum mit Fett umgebene Knochen, entstehen. Hinzukommende Reibung und Scherkräfte begünstigen die Entwicklung eines Druckgeschwürs weiter.
Risikofaktoren für Dekubitus
Bei den Risikofaktoren wird zwischen extrinsischen Faktoren (von außen einwirkend) und intrinsischen Faktoren (personenbezogen) unterschieden.
Extrinsische Faktoren | Druck- & Scherkräfte, Fixierungen, harte Auflageflächen, die Positionierung, Medikamente |
Intrinsische Faktoren | Reduzierte Aktivität und vermindertes Mobilisationsvermögen, höheres Lebensalter, Begleiterkrankungen wie Diabetes, Sensibilitätsstörungen, Infektionen, ausgeprägtes Unter- oder Übergewicht, erhöhte Feuchtigkeit der Haut, beispielsweise durch Inkontinenz |
Zur Risikoeinschätzung eines Dekubitus sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:
- Ist die Mobilität beeinträchtigt? (zum Beispiel durch Lähmung, Erkrankung, Schmerz, Sedierung, Schonhaltung)
- Ist das Bewusstsein und/oder die Sensibilität eingeschränkt? (zum Beispiel durch Narkose, Lähmung oder Polyneuropathien bei Diabetes)
- Gibt es medizinische Hilfsmittel/Geräte mit direktem Hautkontakt? (zum Beispiel Katheter, Ernährungssonden, Verbände/Gips, Anti-Thrombose-Strümpfe)
- Besteht bereits ein Druckgeschwür oder ein abgeheilter Dekubitus?
- Liegen Untergewicht, Mangelernährung oder Flüssigkeitsmangel vor?
- Führt eine Inkontinenz zu feuchten Hautstellen?
Es gibt eine Vielzahl von Risikoskalen zur Bewertung des individuellen Dekubitusrisikos. In Deutschland werden am häufigsten die „Norton-Skala“ und die „Braden-Skala“ verwendet.
Wie klappt die Diagnose von Dekubitus?
Ein Druckgeschwür ist ab einem bestimmten Stadium kaum noch zu übersehen, doch als pflegender Angehöriger reagieren Sie am besten frühzeitig. Berichtet Ihr Familienmitglied über Schmerzen oder Juckreiz und/oder entdecken Sie eine Rötung, wenden Sie sich am besten an den behandelnden Hausarzt oder einen Dermatologen.
Mit folgenden Schritten wird ein Druckgeschwür dann diagnostiziert:
- Anamnese: In einem Arzt-Patienten-Gespräch informiert sich der Mediziner über bestehende Beschwerden, Risikofaktoren, den Gesundheitszustand und über die einzunehmenden Medikamente.
- Körperliche Untersuchung: Der Mediziner überprüft die Körperstelle, die Anlass zur Sorge gibt, und sieht sich auch andere Hautareale an, die zu einem Druckgeschwür neigen. Dabei achtet er auf Hautveränderungen, wie Rötungen, oder bereits bestehende Wunden.
- Einteilung in einen Dekubitus-Grad: Mediziner unterscheiden Dekubitus-Grad 1, Dekubitus-Grad 2, Dekubitus-Grad 3 und Dekubitus-Grad 4 voneinander. Die Dekubitus-Grade spiegeln den Schweregrad des Druckgeschwürs wider.
- Weitere Untersuchungen: Insbesondere bei fortgeschrittenen Druckgeschwüren ordnen Mediziner weitere Untersuchungen an. Das kann ein Abstrich aus der Wunde zur Bakterienbestimmung oder bildgebende Untersuchungen sein, die Auskunft über in Mitleidenschaft gezogene Knochen geben.
Dekubitus-Grade: Welche Kategorien gibt es?
Ein Druckgeschwür wird einer von vier Kategorien zugeteilt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass ein Druckgeschwür immer in der Tiefe entsteht. Von außen ist bei Ihrem Angehörigen vielleicht nur eine Rötung sichtbar, darunter kann sich jedoch eine schwere Hautschädigung befinden. Manchmal ist eine Zuordnung nicht möglich, weil die Tiefe unbekannt ist.
Kategorie bzw. Grad | Merkmale |
Dekubitus Grad 1 | Mit dem Fingerdruck nicht wegdrückbare Rötung der intakten Haut. Dieser betroffene Bereich kann sehr schmerzempfindlich, wärmer oder kälter als das restliche Gewebe in der Umgebung sein, sowie verhärtet wirken. → bei kontinuierlicher Druckentlastung verschwindet diese Hautrötung innerhalb weniger Stunden wieder. Findet jedoch keine, oder nicht ausreichende Druckentlastung statt, kann es zur Einlagerung von Flüssigkeit mit Blasenbildung kommen. |
Dekubitus Grad 2 | Teilzerstörung der Haut (bis in die Dermis/Lederhaut). Der Schaden der betroffenen Körperstelle ist in Form einer Blase zu sehen, einer oberflächlichen Hautabschürfung beziehungsweise einem flachen Geschwür. → in diesem Stadium ist die Wunde nässend und sehr infektionsanfällig. |
Dekubitus Grad 3 | Zerstörung aller Hautschichten, Schädigung des subkutanen Gewebes bis hin zu Nekrosen (abgestorbenes Gewebe). → Der Dekubitus ist nun ein tiefes, offenes Geschwür. |
Dekubitus Grad 4 | Totaler Gewebsverlust, mit teils freiliegenden Muskeln, Sehnen oder Knochen. |
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So gelingt die Behandlung von Dekubitus
Druckgeschwüre belasten Betroffene körperlich und psychisch. Das Gefühl, dass sich eine Wunde am Körper befindet, die längere Zeit zum Heilen braucht, empfinden viele Patienten als sehr unangenehm, außerdem verursachen Druckgeschwüre oft Schmerzen. Auch weil schlecht heilende Wunden immer einen Zugangsweg für Krankheitserreger schaffen, ist eine zügige Behandlung wichtig. Diese besteht darin, die entsprechende Körperstelle zu entlasten – dabei helfen Hilfsmittel wie Lagerungshilfen, Umpositionierungen und spezielle Matratzen. Besondere Wundauflagen dienen zum Infektionsschutz und zur Feuchthaltung der Wunde. Personen mit einem Dekubitus-Grad 3 oder mehr erhalten zusätzlich eine Wundtoilette, bei der abgestorbenes Gewebe entnommen wird. Heilt der Dekubitus nur schlecht, können weiterführende Behandlungen, wie der Einsatz von Antibiotika oder eine Hauttransplantation, nötig sein. Bei Bedarf erhalten Menschen mit einem Dekubitus Schmerzmittel.
Mein Lese-Tipp: Mit Hilfsmitteln das Umlagern und Umsetzen von Patienten erleichtern
3 Pflegetipps bei Dekubitus
Menschen mit einem Druckgeschwür benötigen oft eine intensive Pflege. Zum einen ist der Dekubitus meist Folge einer primären Pflegebedürftigkeit, die ohnehin große Zuwendung verlangt, und zum anderen heilt die Wunde durch eine aufmerksame Versorgung besser ab, weiteren Druckgeschwüren wird vorgebeugt. Ich habe Ihnen im Folgenden einige Tipps zusammengetragen, die Sie bei der Dekubitus-Pflege unterstützen.
- Behalten Sie das Druckgeschwür und übrige gefährdete Hautstellen im Blick
Verbringt Ihr Familienmitglied viel Zeit im Sitzen oder Liegen, sind regelmäßige, engmaschige Hautinspektionen wichtig. Dabei können Sie die bereits erkrankte Hautstelle begutachten – riecht die Wunde beispielsweise unangenehm, sollten Sie das unbedingt bei einem Mediziner ansprechen. Sehen Sie sich auch andere Körperareale an. Stellen Sie eine Rötung fest, führen Sie den „Fingertest“ durch. Hierzu drücken Sie kurz auf die gerötete Hautstelle und nehmen den Finger wieder weg – wird die Haut an dieser Stelle weiß, besteht nur eine oberflächliche Rötung. Bleibt die Stelle jedoch rot, lässt sich also nicht wegdrücken, handelt es sich bereits um einen Dekubitus im Stadium 1 – die genaue Einschätzung müssen aber selbstverständlich Mediziner vornehmen. - Fallen sie nicht auf Mythen in der Dekubitus-Pflege und -prophylaxe herein
Leider halten sich immer noch viele veraltete „Weisheiten“, wie ein Dekubitus behandelt werden sollte. Diese Behandlungen bewirken manchmal eher das Gegenteil und behindern damit auch die Wundheilungsphase.
- „Eisen und Föhnen“: Jahrelang wurde das „Eisen und Föhnen“ zur Dekubitusprophylaxe praktiziert. Man ging davon aus, dass die Wechselwirkung durch Wärme/Kälte die Blutzirkulation im Gewebe verbessere. Untersuchungen ergaben jedoch, dass dies nicht der Fall war. Daher zählt diese Methode nicht mehr zur Dekubitusvorbeugung.
- Franzbranntwein und Co. Auch das Einreiben mit alkoholischen Mitteln (zum Beispiel Franzbranntwein) sind nicht zur Prophylaxe eines Dekubitus geeignet, da der Alkohol die Haut austrocknet und somit anfällig macht.
- Zinkpasten: Noch immer werden Zinkpasten zur Dekubitusprophylaxe eingesetzt. Auch dies ist nicht ratsam. Die weiße, recht dicke Paste deckt die Haut ab, was eine genaue Beobachtung erschwert, zudem lässt sie sich nur schwer entfernen. Zinkoxid hat auf intakter Haut keine sinnvolle Funktion, es trocknet die Haut eher aus.
- Fettprodukte: Es werden immer noch reine Fettprodukte, wie Vaseline, Melkfett oder Babyöl, zur Hautpflege benutzt. Auch dies ist nicht zu empfehlen, da aufgrund der Abdichtung der Hautporen kein Wärmeaustausch stattfinden kann. Häufig befinden sich in Präparaten wie Melkfett oder Vaseline Zusätze wie Antibiotika oder Desinfektionsmittel.
3. Lassen Sie sich von Hilfsmitteln unterstützen
Damit die Körperposition das ohnehin belastete Hautareal nicht weiter unter Druck setzt, ist eine gezielte Druckentlastung wichtig. Dabei helfen Ihnen spezielle Hilfsmittel bei Dekubitus, wie Dekubitusmatratzen oder Dekubituskissen. Die Krankenkasse kommt bei einer medizinischen Begründung übrigens für die Kosten auf, Ihr Familienmitglied muss dann allenfalls die Zuzahlung in Höhe von maximal 10 Euro begleichen.
Pflege bei Dekubitus: Checkliste
Um der Herausforderung Dekubitus zu begegnen, gibt es viele weitere Tipps. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, können Sie meine Checkliste verwenden, die sinnvolle Dekubitus-Maßnahmen zusammenfasst.
- Sorgen Sie mit Hilfsmitteln und, falls möglich, mit Mobilisation für Druckentlastung.
- Seien Sie bei dem regelmäßig stattfindenden Verbandswechsel vor Ort und erfahren Sie so den aktuellen Heilungszustand.
- Bieten Sie Ihrem Familienmitglied Gespräche an – ein Druckgeschwür kann zu Gefühlen wie Scham oder Niedergeschlagenheit führen.
- Erlernen Sie in Pflegekursen Bewegungs- und Lagerungstechniken, die auch Ihnen den Pflegealltag erleichtern.
- Reduzieren Sie Risikofaktoren wie Übergewicht, Mangelernährung und Untergewicht – achten Sie bei Bedarf auch auf einen Rauchtopp, denn Rauchen verschlechtert die Durchblutung und damit die Heilungschancen.
Pflegegrad bei Dekubitus: Wie gehe ich vor und wie erfolgsversprechend ist das?
Dekubitus = Pflegegrad? So einfach ist das nicht, auch wenn ein Druckgeschwür eine pflegerische Versorgung notwendig macht. Das liegt daran, dass es bei einem Dekubitus Heilungschancen gibt und das Druckgeschwür sich auch bei vielen Patienten tatsächlich weitestgehend zurückentwickelt. Was Sie mit Ihrem Angehörigen aber probieren können, insbesondere bei Dekubitus-Grad 3 und Dekubitus Grad 4, ist eine Höherstufung des Pflegegrads, denn in den meisten Fällen liegt ohnehin bereits ein anerkannter Pflegegrad vor.
So beantragen Sie eine Höherstufung bei Dekubitus:
- Füllen Sie das Formular „Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung“ aus.
- Machen Sie im Dokument das Kreuz bei der Option „Höherstufung“.
- Senden Sie das Formular an die Pflegekasse.
- Warten Sie auf einen Begutachtungstermin mit dem Medizinischen Dienst.
- Sichten Sie den Entscheid der Pflegekasse, der per Post zugestellt wird.
Womöglich besitzt Ihr Angehöriger auch einen Anspruch auf einen Grad der Behinderung bei Dekubitus – nähere Auskünfte gibt Ihnen das zuständige Versorgungsamt.
Häufige Fragen zu Dekubitus
Dekubitus am Gesäß, wie behandeln?
Mediziner behandeln ein Druckgeschwür mit Blick auf den Schweregrad. Eine der wichtigsten Dekubitus-Maßnahmen ist die Druckentlastung, die mit Hilfsmitteln wie Kissen gelingt. Außerdem können eine Antibiotikagabe, eine Wundtoilette und eine Hauttransplantation nötig sein.
Wie ist die Lebenserwartung bei Dekubitus-Grad 4?
Ein Druckgeschwür kann lebensgefährlich sein, insbesondere dann, wenn Krankheitserreger in die Wunde eindringen und eine Blutvergiftung auslösen. Manchmal leben Menschen mit Dekubitus-Grad 4 nur einige Monate, die Prognose kann aber auch deutlich besser ausfallen.
Gibt es auch Dekubitus am Steißbein?
Das Steißbein stellt einen knöchernen Vorsprung dar – hier kann sich ein Druckgeschwür vergleichsweise einfach bilden.
Wie entsteht ein Dekubitus?
Ein Dekubitus entsteht, wenn Haut und Gewebe für längere Zeit unter Druck stehen und dadurch die Blutversorgung gestört wird.
Welche Bereiche des Körpers sind besonders gefährdet, von einem Dekubitus betroffen zu sein?
Bereiche des Körpers, die direkt auf Knochen liegen, sind besonders anfällig für einen Dekubitus. Dazu gehören z.B.
· das Steißbein,
· die Hüfte,
· die Fersen und
· die Schultern.
Welche Personen sind besonders gefährdet, einen Dekubitus zu entwickeln?
Menschen, die im Bett oder im Rollstuhl sitzen und sich nicht eigenständig bewegen können, haben ein höheres Risiko, einen Dekubitus zu entwickeln.
Wie kann man einem Dekubitus vorbeugen?
Eine gute Vorbeugung beinhaltet regelmäßiges Umlagern, das Verwenden von speziellen Lagerungshilfen und das Beobachten der Haut auf Anzeichen von Druckschäden.
Was sind die Anzeichen und Symptome eines Dekubitus?
Ein Dekubitus kann als gerötete, geschwollene oder verhärtete Hautstelle auftreten. In schwereren Fällen kann es zu offenen Wunden, Geschwüren oder Infektionen kommen.
Wie wird ein Dekubitus diagnostiziert?
Ein Dekubitus wird in der Regel anhand einer körperlichen Untersuchung durch einen Arzt diagnostiziert. Dabei werden die Hautveränderungen und das Ausmaß der Schädigung beurteilt.
Können Dekubitusinfektionen gefährlich sein?
Ja, Dekubitusinfektionen können sich ausbreiten und zu ernsthaften Komplikationen führen, wie zum Beispiel zu Infektionen der Knochen oder des Blutes.
Wie lange dauert es, bis ein Dekubitus heilt?
Die Heilungsdauer eines Dekubitus hängt von der Schwere der Schädigung und der allgemeinen Gesundheit der Person ab. Es kann Wochen bis Monate dauern.
Was kann man tun, um einem Dekubitus im Rollstuhl vorzubeugen?
Im Rollstuhl sollte man regelmäßig die Sitzposition wechseln, spezielle Polster verwenden und darauf achten, dass keine Falten in der Kleidung oder im Sitz entstehen.
Welche Maßnahmen helfen, Druckgeschwüren im Bett vorzubeugen?
Im Bett ist es wichtig, die Position häufig zu ändern, weiche Lagerungshilfen zu verwenden und die Haut regelmäßig zu inspizieren.
Ist ein Dekubitus ausschließlich ein Problem älterer Menschen?
Nein, Dekubitus können auch bei jüngeren Menschen auftreten, insbesondere wenn sie immobilisiert sind oder bestimmte Erkrankungen haben.
Was sind die Risikofaktoren für die Entwicklung eines Dekubitus?
Zu den Risikofaktoren zählen
· eingeschränkte Mobilität,
· Bettlägerigkeit,
· fortgeschrittenes Alter,
· schlechter Ernährungszustand,
· Inkontinenz,
· Hautprobleme und
· chronische Erkrankungen.
Welche Art von Bettzeug ist am besten, um Dekubitus vorzubeugen?
Spezielle Matratzen, Kissen und Auflagen aus druckentlastendem Material, wie z.B. Schaumstoff oder Gel, können helfen, den Druck auf die Haut zu verringern und das Risiko eines Dekubitus zu reduzieren.
Was kann man tun, um Rückfälle von Dekubitus zu verhindern?
Um Rückfälle zu vermeiden, ist es wichtig, die vorbeugenden Maßnahmen wie regelmäßige Umlagerung, Hautpflege und Druckentlastung fortzusetzen, auch wenn der Dekubitus bereits geheilt ist.
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Quellen:
Scherkräfte | Gesundheitsportal
pqsg.de – das Altenpflegemagazin im Internet / Online-Magazin für die Altenpflege
https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/3161/21UhfXFULTx2_61.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Dekubitus – USZ
Dekubitus | Gesundheitsportal
Druckgeschwür (Dekubitus) | Gesundheitsinformation.de
Was führt zu Dekubitus? | Dekubitus-Ratgeber
Die vier Dekubitus-Stadien nach ICD-10 | Dekubitus-Ratgeber
179-008l_S1_Querschnittspezifische_Dekubitusbehandlung_Dekubituspraevention_2017-08-abgelaufen.pdf
K. Kröger, U. Gillmann, U. Schmitz, N. van Gerfsheim. Rauchen und chronische Wunden. WUNDmanagement 2022; 16(4): 212– 215
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*Quelle: dnqp/Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege
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- Über den Autor
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Jennifer Ann Steinort ist Diplom-Gesundheitsökonomin und arbeitet als Medizin- und Familienjournalistin. Sie hat Fachkenntnisse in Bereichen wie operative und konservative Medizinlehre, Psychologie und Rehabilitation. Als freie Journalistin schreibt sie regelmäßig Ratgeber zu Pflege und Gesundheit für pflege-durch-angehoerige.de und sorgt so für die fachliche Qualität der Artikel.