
Palliative Care verstehen: Wie liebevolle Begleitung am Lebensende gelingt

Das Wichtigste in Kürze
-
Als Palliative Care wird international das Konzept bezeichnet, das die Einschätzung, Beratung und Versorgung von schwerstkranken und sterbenden Menschen zusammen mit ihren Angehörigen durch ein multiprofessionelles und interdisziplinär (= fächerübergreifend) arbeitendes Team umfasst.
-
Der deutsche Begriff für Palliative Care lautet Palliativversorgung. Demgegenüber steht eine kurative (heilende) Behandlung.
-
Palliative Care kann ambulant, stationär (Hospiz oder Palliativstation) und teilstationär erfolgen.
-
SAPV ist die Abkürzung für Spezielle Ambulante Palliativversorgung, die fachärztlich verschrieben werden kann. Die Kosten trägt die Krankenkasse.
-
Palliative Care wird häufig mit Sterben und Tod in Verbindung gebracht, wobei das erst im letzten Stadium der Versorgung eintritt. Die palliative Versorgung hat immer den Fokus auf Symptombehandlung, Schmerzfreiheit und Verbesserung der Lebensqualität.
So gehen Sie vor
-
Bedarf ermitteln: Klären Sie den Unterstützungsbedarf des Erkrankten – z. B. Schmerztherapie, psychosoziale Betreuung oder Seelsorge.
-
Professionelle Beratung nutzen: Wenden Sie sich an Hausärzte, Palliativdienste oder Hospizvereine, um passende Angebote und finanzielle Unterstützung zu finden.
-
Anträge stellen: Beantragen Sie Palliativpflegeleistungen bei der Krankenkasse und informieren Sie sich über zusätzliche Fördermöglichkeiten.
-
Betreuung organisieren: Entscheiden Sie gemeinsam mit dem Erkrankten und den Fachkräften über die geeignete Versorgungsform (ambulant, stationär, teilstationär).
-
Regelmäßige Abstimmung: Bleiben Sie im Austausch mit den Pflegekräften, um die Betreuung laufend an die Bedürfnisse anzupassen.
Inhalt dieser Seite
-
Das Wichtigste in Kürze
-
So gehen Sie vor
-
Welche Grundsätze gibt es in der Palliative Care?
-
Wann beginnt Palliative Care?
-
Braucht es eine Patientenverfügung für Palliative Care?
-
Welche Therapien und Maßnahmen gibt es in der Palliative Care?
-
Welche ambulanten, teilstationären und stationären Versorgungsformen innerhalb der Palliative Care gibt es?
-
Wie lange wird Palliative Care bewilligt?
-
Wie schnell kann Palliative Care beginnen?
-
Wer gehört zum Palliative Care Team?
-
FAQ Titel
-
Neueste Ratgeber
Welche Grundsätze gibt es in der Palliative Care?
Sterben ist für niemanden einfach, hängen wir doch in der Regel alle viel zu sehr am Leben. Gerade bei der Palliativpflege sieht man, wie sich vieles plötzlich verändert. In der Sterbephase können plötzlich Gefühle auftreten, die jahrelang unterdrückt wurden. Menschen werden einem wieder wichtig, mit denen man vielleicht schon „abgerechnet“ hatte. Ansichten und Meinungen können sich grundlegend ändern.
Unwichtiges wird plötzlich wichtig, Wichtiges ist nicht mehr relevant. Es gab Zeiten, da wurden die Gefühle und Wünsche totgeschwiegen, das Thema Sterben bei einem Todkranken ausgeklammert. Der Sterbende wurde allein gelassen.
Doch wer will das wirklich. Viele Sterbenden trauen sich nicht, ihre Angehörigen mit dem Thema zu belasten. Angehörige muntern den Sterbenden auf und tun so, als wäre alles in Ordnung, der Patient in bester Verfassung. Es findet keine Kommunikation statt, die doch so wichtig wäre. In der Palliativpflege ist dies anders.
Sterben und Tod gehören zum Leben dazu.
Palliative Care dient der Verbesserung der Lebensqualität von Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung, sowie deren Familien.
Körperliche, psychosoziale und spirituelle Leiden sollen durch frühe Einschätzung und Behandlung vorgebeugt und gelindert werden. Die Versorgung ist ein kontinuierlicher Prozess.
Die Würde und Autonomie (Selbstbestimmung) der Patient:innen und ihren Angehörigen wird respektiert. Häufig gehen damit aufklärende und offene Gespräche einher über Möglichkeiten und Wünsche, aber auch über Grenzen, Hoffnungen und unerfüllbare Vorstellungen. Dies erfordert gegenseitigen Respekt und Einfühlungsvermögen von allen Beteiligten.
Wann beginnt Palliative Care?
Meist zu spät. Der Grund hierfür ist wohl eine Mischung aus Unwissenheit über die Möglichkeiten und ein bewusstes oder unbewusstes Verdrängen über den nicht mehr heilbaren Krankheitszustand.
Der Übergang von einer kurativen Behandlung zu einer immer mehr palliativ-geprägten Versorgung ist im besten Fall schleichend. Dabei hilft die Einteilung in unterschiedliche Palliativphasen (nach Dr. Ingeborg Jonen-Thielemann):
Rehabilitationsphase – dauert zwischen Monaten und Jahre und ermöglicht trotz palliativer Therapie und fortgeschrittener Erkrankung ein nur wenig eingeschränktes Leben;
Präterminalphase – dauert zwischen Wochen und Monaten in denen deutlichere Beschwerden meist gelindert werden können;
Terminalphase – dauert zwischen Tage und Wochen in denen zunehmende Einschränkungen meist eine Bettlägerigkeit, Schwäche und deutliche Zeichen des nahen Todes bestehen;
(Prä-)Finalphase – dauert wenige Stunden (meist die letzten 72 Stunden des Lebens) in denen der sterbende Mensch endgültig (final) im Sterben befindet.
Braucht es eine Patientenverfügung für Palliative Care?
Ja, denn diese klärt, was der betroffene Mensch möchte, falls er oder sie nicht mehr in der Lage ist, dies zu äußern. Außerdem nimmt eine Patientenverfügung die Last von den Angehörigen, Entscheidungen zu treffen, bei denen sie unsicher sind, ob sie richtig oder falsch sind.
Während der Erstellung einer Patientenverfügung haben alle Beteiligten die Möglichkeit, sich ausführlich zu besprechen und zu beraten und so Entscheidungen zu treffen mit einem möglichst großen Informationshintergrund. Im Gespräch mit dem Palliativarzt bzw. der Palliativärztin und/oder den Pflegefachkräften, die häufig die Schnittstelle zum Facharzt bilden, können so Fragen und Ungewissheiten geklärt werden.
Beispielsweise ist wichtig, ob eine künstliche Nahrungs- oder Flüssigkeitszufuhr gewünscht wird (siehe auch die Frage zum „Sterbefasten“). Außerdem kann entschieden werden, in welchem Rahmen Bluttransfusionen, Sauerstoffzufuhr und Schmerzmedikamente gewünscht werden. Umso klarer die Wünsche formuliert werden, desto besser kann die Versorgung gelingen.
In die Patientenverfügung kann auch vermerkt werden, ob ein Aufenthalt in einem Hospiz gewünscht wird oder nicht. Das kann z. B. von bestimmten Situationen abhängig gemacht werden, ob nächtliche Versorgung notwendig wird, oder die Ausscheidungen nicht mehr kontrolliert werden können. Im Sinne für die Angehörigen kann sich die betroffene Person fragen, ob dann zusätzliche Hilfen und Entlastung notwendig ist.
Achtung: Die Patientenverfügung klärt die medizinisch-pflegerische Versorgung. Finanzielle oder andere persönliche Entscheidungen und Befugnisse werden in einer Vollmacht geregelt.
Newsletter
Aktuelle Infos, neue Artikel, kostenlose Downloads.
Welche Therapien und Maßnahmen gibt es in der Palliative Care?
Häufig haben Betroffene und Angehörige die Sorge, dass „nichts mehr“ gemacht wird, wenn Palliative Care begonnen wird. Worte wie „austherapiert“ schwirren umher. Das ist nicht der Fall!
Gerade die Konzentration auf die Symptomlinderung, vor allem der Schmerzminimierung bzw. -linderung, eröffnet viele Möglichkeiten. Wer zuvor schmerzbedingt unfähig war, Atem- oder Mobilitätsübungen zu bewältigen, verschlimmert durch Schonhaltungen die Mobilität Beweglichkeit oder es bestand die Gefahr einer Lungenentzündung aufgrund von Atemeinschränkungen. Durch eine ausreichende Schmerzlinderung können Folgeerkrankungen und weitere Einschränkungen vermindert werden.
Häufig werden physiotherapeutische Behandlungen durchgeführt. Das können Massagen und Lymphdrainagen gegen Verspannungen und Schwellungen sein, aber auch Geh- und Stehübungen, Herz-Kreislauf-Übungen oder Atemübungen.
Es gibt unzählige Therapien und Maßnahmen von den vielfältigen Experten der unterschiedlichen Fachrichtungen im Palliativ-Team, beispielsweise
- ärztlich-medizinische Maßnahmen
(Legen von Sonden zur Entlastung, Port-Anlage zur Gabe von i.v.-Medikation, Sauerstoffgaben, Schmerzmittel usw.)
- pflegerische Maßnahmen
(Lagerungen, spezielle Mundpflege, Wundbehandlung, Beratung zu Hilfsmitteln, usw.)
- psychologische Maßnahmen
(Einzel- und Gruppengespräche, Erlernen von Entspannungstechniken usw.)
- physiotherapeutische Maßnahmen
(Massagen, Lymphdrainagen, Wärme- oder Kälteanwendungen, Atemübung, usw.)
- Logopädische, musiktherapeutische, ernährungstherapeutische Maßnahmen
Welche ambulanten, teilstationären und stationären Versorgungsformen innerhalb der Palliative Care gibt es?
Das Konzept von Palliativ Care gibt es für alle Wohnformen – sowohl ambulant als auch stationär. Prinzipiell wird in Allgemeine Ambulante Palliativversorgung (AAPV) und Spezielle Ambulante Palliativversorgung (SAPV) unterschieden. Die AAPV wird durch den Hausarzt verschrieben und durchgeführt, die SAPV durch eine Facharzt und einem multiprofessionellem Team, in Zusammenarbeit mit dem bekannten Pflegedienst und den Angehörigen.
Bei der SAPV, der Speziellen Ambulanten Palliativversorgung werden die Patienten von einem speziellen Palliativ-Team unterstützt. Hierfür wird eine Ärztliche Verordnung über die SAPV ausgeschrieben (§4 ASPV-RL), wenn der Patient die Voraussetzungen erfüllt.
Die Voraussetzungen für die Bewilligung von SAPV (§37 b SGB V- Anspruch auf SAPV) sehen zum Beispiel vor, dass eine ausgeprägte Schmerzsymptomatik, ausgeprägte neurologisch oder kardiale Symptome vorliegen oder auch ausgeprägte ulzerierende Wunden und Tumore.
Die teilstationäre Hospiz- bzw. Palliativversorgung ist derzeit in Deutschland im Aufbau. Dort sollen Menschen tagsüber die Möglichkeit haben, palliativmedizinisch betreut und versorgt zu werden und danach wieder nach Hause kommen. Sicherlich ist das auch für Angehörige ein sehr attraktives Angebot.
Achtung: Ambulante (ehrenamtliche) Hospizversorgung durch den lokalen Hospizverein ist nicht das Gleiche wie SAPV oder AAPV! Im Rahmen der ambulanten Hospizversorgung erhalten die Betroffenen und Angehörigen persönliche oder telefonische Gespräche, aber keine umfangreiche medizinisch-pflegerische Versorgung.
Gut zu wissen!
Lokale Hospiz- und Palliativvereine bieten regelmäßig sogenannte „Letzte-Hilfe-Kurse“ an. Darin erhalten Teilnehmer:innen allgemeine und praktische Hinweise zum Umgang mit Menschen in ihrer letzten Lebensphase und zur Sterbebegleitung.
Wie lange wird Palliative Care bewilligt?
SAPV kann intermittierend oder durchgängig erbracht werden, schließlich kann es sein, dass es unter der Versorgung und trotz der unheilbaren Symptomen eine Verbesserung bzw. Remission (vorübergehende oder dauerhafte Schwächung von Symptomen) herbeigeführt werden kann.
Die Erstverordnung wird meist über 10 Tage ausgestellt, die Folgeverordnungen jeweils über 4 Wochen.
Betreute Senioren-WG ✔️ Gemeinsam leben und individuell betreut werden
Verhinderungspflege optimal nutzen ✔️ Antrag, Leistungen, Tipps & Informationen
Wie schnell kann Palliative Care beginnen?
Das kommt häufig auf die Kapazitäten der jeweiligen Versorger an, sowie auf die eigene Flexibilität. Normalerweise dauert es nur wenige Tage zwischen Antragstellung, Bewilligung und Beginn der Leistung.
Es ist zudem gesetzlich geregelt, dass die Bearbeitung von Palliativleistungen schneller stattfinden muss als eine Regelversorgung.
Ein spezialisiertes Palliative-Care-Team arbeitet mit dem vorhanden Pflegedienst zusammen und unterstützt in den medizinisch-pflegerischen Bereichen. Es ist also ergänzend zu den bereits vorhandenen Versorgungsstrukturen.
Wer gehört zum Palliative Care Team?
Zum Palliative Care Team gehören Fachpflegekräfte für Palliative Care, Palliativärzt:innen, Physiotherapeut:innen, Sozialarbeiter:innen und Koordinator:innen, eine Apotheke mit Bringedienst, Seelsorger, Pschyoonkologe und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen
FAQ Titel
Nein. Palliative Care ist nicht an eine spezielle Krankheit gebunden, sondern an die „begrenzte Lebenserwartung“.
Menschen mit unheilbaren Herz- und Lungenerkrankungen, z. B. fortgeschrittene Herzinsuffizienz, COPD oder Demenz und anderen schweren chronischen, unheilbaren Erkrankungen können Palliative Care in Anspruch nehmen.
Ja, in vielfacher Hinsicht. Ganz praktisch werden durch die Einsätze und dem multiprofessionellen Ansatz dort Hilfe und Unterstützung angeboten und durchgeführt, wo es für die individuelle Situation am effektivsten ist.
Grundsätzlich ist die Gewissheit der Unterstützung durch das Palliativ-Team eine allgemeine Entlastung aller Beteiligten zu spüren. Die Angehörigen können Verantwortung abgeben, bei Unsicherheiten nachfragen und sich Rat zu bestimmten Themen einholen. Die schwerkranke Person sieht die Entlastung der Angehörigen und erlebt die konkrete Hilfe.
Ganz konkret sieht die Unterstützung beispielsweise durch die Medikamentenversorgung wie folgt aus: Die notwendigen Medikamente werden vom Palliativarzt bzw. der Palliativärztin verschrieben und von der im Netzwerk tätigen Apotheke meist am gleichen Tag nach Hause geliefert. Wird beispielsweise über Übelkeit oder Schlafstörungen geklagt, erhält man meist taggleich die notwendigen Medikamente. Ähnlich geht es mit notwendigen Hilfsmitteln. Die gesundheitliche Situation kann sich schnell verändern und deshalb agieren alle Beteiligten häufig ebenso rasch.
Nahrungsaufnahme und der damit verbundene Verdauungsprozess kostet dem sich im Sterben befindlichen Körper viel Kraft und ist meist nicht mehr sinnstiftend. Dazu kommen die Lagerungswechsel bzw. Toilettengänge, häufige Obstipation mit beschwerlicher Stuhlentleerung aufgrund der Schmerzmittel und der fehlenden Bewegung. Dies vorweg.
Hinweis:
Hinter der Abkürzung FVNF verbirgt sich das Thema „freiwilliger Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit“, das kontrovers betrachtet werden kann.
Sterbefasten ist entweder
- ein bewusster Entschluss keine Nahrung (und später auch auf Flüssigkeit) mehr zu sich zu nehmen mit dem Wissen, das Leben so zu verkürzen;
- oder ein allmählicher Prozess, dass keine Nahrung (und Flüssigkeit) mehr zu sich genommen wird.
Stellen Sie sich bildlich diese Szene vor: In einem Wohnzimmer steht ein Pflegebett. Entweder ersetzt es das Sofa oder bei ausreichend Platz ist es lediglich etwas zur Seite geschoben. Die palliative Person in einem fortgeschrittenen Stadium der Palliativversorgung, bei der viel Zeit im Bett verbracht wird, kann durch ein großes Fenster in den Garten sehen. Das Familienleben und der Alltag findet unter Rücksichtnahme auf das Ruhebedürfnis mit dem palliativ erkrankten Familienmitglied statt.
Zwischen den immer länger werdenden Schlafphasen, kommt es immer wieder zu Gesprächsmomenten und wortlosem Austausch in Form von liebevollen Blicken, Berührungen und anderen Gesten. Wünsche können durch die Anwesenheit der Angehörigen einfach geäußert und erfüllt werden, von einem abgeschiedenen Schlafzimmer aus rufen oder „klingeln“ zu müssen. Für Besuch gibt es ausreichend Sitzmöglichkeiten und im Haushalt lebende Personen können sich immer wieder in andere Zimmer zurückziehen.
Viele Palliativpatienten möchten weiter am Familienleben teilnehmen und die Nähe der Angehörigen erleben. Scheinbar belanglose Alltagserlebnisse bekommen eine andere Gewichtung. Die Hörfähigkeit bleibt bis kurz vor dem Tod erhalten. Auch wenn die Schläfrigkeit zunimmt (oft als Nebenwirkung von starken Schmerzmitteln) und die Kraft zum Sitzen irgendwann fehlt, erleben Familienangehörige und Freunde häufig kleine Glücksmomente durch das „Dabeisein“ im Wohnzimmer.
Ergänzend zu diesem etwas „geschönten Bild“ sei auch erwähnt, dass beispielsweise Essengerüche manchmal für Übelkeit sorgen können, das Zimmer ggf. überheizt werden muss, weil die sterbende Person schnell friert, schwerfällige Atemgeräusche und Geräusche von medizinischem bzw. pflegerischen Geräten in diesen Alltag einfließen können.
Während Palliative Care ein breitgefächertes und multiprofessionelles Konzept ist, befasst sich die Sterbebegleitung mit den praktischen Möglichkeiten und Gedanken rund um die letzte Lebensphase.
Sterbebegleitung kann jeder Mensch leisten, der es sich zutraut. Freunde und Angehörige erledigen meist ganz intuitiv die richtigen Handlungen. Im Wesentlichen sind das Zuwendung, Trost, Beistand und Gesprächsbereitschaft während der verschiedenen Palliativphasen.
Drängen Sie Angehörige, Bekannte und Freunde nicht zu Besuchen oder Tätigkeiten, wenn dies nicht von deren Seite kommt.
Die Mehrheit der Menschen möchte gerne zu Hause sterben und zeitgleich ist dies nicht die Realität! Überwiegend wird im Krankenhaus gestorben. Das kann unter anderem daher kommen, dass bei einer Verschlechterung der Symptome und fehlende häusliche Mittel eine Krankenhauseinlieferung stattfindet.
In Zusammenarbeit mit dem Palliativteam können notwendige Bedarfsmedikamente, aber auch ein Pflegebett, Sauerstoff und andere notwendige Gegenstände rechtzeitig angeschafft werden. Das sorgt dafür, dass zu Hause alles getan werden, um die Versorgung bestmöglich durchzuführen.
Fortlaufende Gespräche über den Gesundheitszustand und dem Sterbeprozess kann zudem helfen, Überforderungstendenzen oder Panikentscheidungen zu vermeiden. Gleichzeitig kann abgewägt werden, wenn aufgrund beispielsweise zunehmender Unruhe, Verwirrtheit oder anderer Vorkommnisse, dem Wunsch doch nicht entsprochen werden kann.
Jede Menge! Viele Angehörige fühlen sich mit der palliativen Situation überfordert und hilflos. Sie wissen nicht, was sie tun können oder sollen. Die Sorge, etwas falsch zu machen oder zu wenig zu tun, ist groß.
Fünf praktische Tipps, die fast immer passen:
- Seien Sie einfach nur da!
Sie müssen nicht viel machen, ihre Anwesenheit genügt häufig schon. Berichten Sie ggf. von ihrem Alltag oder kommen Sie bei ihrem Angehörigen zur Ruhe. Öffnen Sie bewusst das Fenster für frische Luft und die Geräusche der Außenwelt. Verbringen Sie „Quality-Time“ zusammen. Schwelgen Sie in Erinnerungen.
- Achten Sie auf Körperkontakt!
Menschliche Berührung ist kraftvoll. Sich bei den Händen zu halten, über die Wange zu streicheln oder eine Umarmung wirkt vielfach auf den Körper. Körperkontakt kann Angst nehmen und kann ohne Worte mitteilen, dass wir nicht allein sind.
Schmerz- bzw. symptombedingt kann es möglich sein, dass nicht immer bestimmte Berührungen möglich oder erwünscht werden. Häufig tut allerdings Körperkontakt sowohl den Angehörigen als auch der betroffenen Person gut.
- Nutzen Sie die Kraft der Düfte
Verbinden Sie, wenn möglich, eine hautpflegende Einreibung mit einer beruhigenden oder belebenden Sinnesreise. Durch bestimmte ätherische Öle, beispielsweise mit Tannen-, Lavendel- oder Zitrusduft kann die Stimmung beeinflusst werden. Ängste und Unruhe reduzieren sich häufig durch den erdig-waldigen Naturduft. Zitrusdüfte wie Orange und Limette regen an, was manchmal gewünscht wird, gerade wenn Besuch kommt oder vor Aktivitäten.Alternativ können die Düfte auch auf ein Stück Holz oder Ton geträufelt werden und als Raumduft eingesetzt werden. Eine Dauerstimulation mit bestimmten Düften ist allerdings zu vermeiden.
- Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre
„Hygge“, die skandinavische Gemütlichkeit ist zurecht total im Trend. Ein bequemer Sitzplatz für den Besuch, frische Blumen, angenehmes Licht, das ganze medizinisch-pflegerische Material zwar erreichbar, aber nicht gleich sichtbar (z.B. in einen Schuhkarton oder eine Aufbewahrungsbox, ggf. eine Schublade) – das sind nur einige Beispiele, die die Umgebung und damit die allgemeine Atmosphäre verbessern.
Zeitgleich sollten Angehörige nicht ständig alles auf-, weg und umräumen und Unruhe durch hektische Beschäftigung verbreiten. Lassen Sie gerne auch mal etwas liegen, das später eh‘ wieder gebraucht wird. Zeitgleich ersparen Sie sich und anderen viel Sucherei, wenn alles Wichtige greifbar ist.
- Weniger ist manchmal mehr
Häufig besteht eine Palliative Situation über einen längeren Zeitraum und wird von allen Beteiligten als sehr kräftezehrend empfunden. Häufig ist alles zu viel! Deshalb: Weniger ist mehr.
Machen Sie einfach für ein paar Minuten mal nichts! Das fällt Vielen schwer, denn oft gibt es eine imaginäre Liste mit all den tausend Dingen, die noch zu tun sind. Stellen Sie doch mal den Wecker auf 10 Minuten, legen sich aufs Bett oder das Sofa, machen die Augen zu machen und laden die innere Batterie auf!
Noch ein Hinweis, der gerne und von vielen Angehörigen vergessen, verdrängt oder nicht beachtet wird: Passen Sie auf sich selbst auf! Schaffen Sie sich (kurze) Erholungspausen, um die eigene Batterie wieder aufzutanken. Vernachlässigen Sie bitte keine eigenen notwendigen Arzttermine oder wichtige persönliche Termine.
Die ambulante Palliativversorgung wird zu 100 Prozent von der Krankenkasse finanziert, wenn sie entsprechend verschrieben und bewilligt wird. Die Verordnung ist allerdings solange keine Zuzahlungsbefreiung vorliegt kostenpflichtig, ebenso verschriebene Medikamente.
Gleichzeitig arbeiten allerdings viele ambulante Hospizdienste mit ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen und sind für ihre Dienste auf Spenden angewiesen für regelmäßige Mitarbeiterschulungen und Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr.
Wichtig zu wissen: Die Organisationen von Palliativversorgung sind immer auf Spenden und gesellschaftliche Hilfe angewiesen, um eine bleibende hohe Qualität liefern zu können. Deshalb sind Spenden und ehrenamtliche Hilfe notwendig. Sprechen Sie gerne mit einer verantwortlichen Person und fragen, wie Sie konkret helfen können!
https://www.dhpv.de/start.html, Zugriff am 03.04.2025
https://sapv-rhh-pf.de/service-aerzte-innen/wie-lange-kann-sapv-verordnet-werden, Zugriff am 05.04.2025
https://www.apotheken-umschau.de/pflege/pflege-zuhause/letzte-hilfe-kurse-wie-man-sterbende-richtig-begleitet-894891.html, Zugriff am 06.04.2025
https://www.netdoktor.de/palliativmedizin/die-kostenfrage-13165.html, Zugriff am 06.04.2025
https://www.friedrich-verlag.de/friedrich-plus/pflegen-demenz-palliativ/beziehungsgestaltung/beruhrung-bis-zum-letzten-moment-20046, Zugriff am 06.04.2025
https://www.deinadieu.ch/sterbefasten-kann-sehr-beschwerlich-sein/, Zugriff am 07.04.2025
https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Sterbebegleitung-Was-brauchen-Sterbende-und-Angehoerige-,sterbebegleitung124.html, Zugriff am 07.04.2025
Sonja Fröse: Was Sie über Pflegeberatung wissen sollten, 4. aktualisierte Auflage, 2022
Hat Ihnen etwas gefehlt? Schreiben Sie uns gerne!
Vielen Dank für Ihr Feedback! Gibt es noch weitere Themen, die Sie interessieren? Schreiben Sie uns gerne.
Neueste Ratgeber
Verhinderungspflege optimal nutzen ✔️ Antrag, Leistungen, Tipps & Informationen
Betreute Senioren-WG ✔️ Gemeinsam leben und individuell betreut werden
Tagespflege und Nachtpflege – Leistungen, Kosten und Vorteile