
Schluckstörung - Ursachen, Risiken und wichtige Maßnahmen bei Dysphagie

Das Wichtigste in Kürze
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Schluckstörungen (Dysphagien) können durch Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson oder Demenz entstehen und das Essen, Trinken und Atmen gefährlich beeinträchtigen.
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Lebensbedrohlich wird eine Schluckstörung, wenn Speisereste oder Flüssigkeiten in die Lunge gelangen (Aspiration) und eine Lungenentzündung verursachen.
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Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie, wie Logopädie oder angepasste Ernährung, verbessern die Lebensqualität und reduzieren gesundheitliche Risiken.
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Angehörige und Pflegende spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Betreuung von Betroffenen.
So gehen Sie vor
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Symptome frühzeitig erkennen: Achten Sie auf Anzeichen wie Husten beim Essen, Gewichtsverlust, verschlucken oder Räuspern.
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Fachliche Unterstützung einholen: Wenden Sie sich an einen Hausarzt oder Spezialisten, um die Ursache der Schluckstörung abzuklären.
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Therapie organisieren: Setzen Sie auf Logopädie, Schlucktraining und ggf. unterstützende Hilfsmittel wie Trinkhilfen oder angepasstes Geschirr.
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Ernährung anpassen: Bereiten Sie weiche, leicht schluckbare Speisen zu und nutzen Sie Andickungsmittel für Flüssigkeiten. Lassen Sie sich bei Bedarf von Ernährungsberatern unterstützen.
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Vorsorge für Betroffene und Angehörige: Lassen Sie sich schulen, um Risiken zu minimieren, und schaffen Sie eine sichere Umgebung für Mahlzeiten.
Risiken und Folgen einer Dysphagie
Mehr als 50 Muskelpaare und einige wichtige Hirnnerven sind dafür verantwortlich, dass die von uns aufgenommene Nahrung ungehindert vom Mund in den Magen transportiert wird. Bei Menschen mit Schluckstörungen (Dysphagie) sind diverse Muskeln und/oder Nerven so geschädigt, dass ein störungsfreier Schluckvorgang nicht mehr möglich ist.
Dieser Zustand darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden, da er schwerwiegende Folgen mit sich bringen kann. Erschreckend ist auch die Statistik, dass bei Schlaganfall-Überlebenden circa 6 – 10 % innerhalb des ersten Jahres an einer Lungenentzündung (als Folgeerkrankung einer Dysphagie) sterben. Quellennachweis.
Anmerkung: Das Thema Dysphagie ist mir sehr wichtig, allerdings bin ich nicht auf dieses Thema spezialisiert. Deshalb entstand dieser Beitrag mit hilfreicher Unterstützung der Ernährungswissenschaftlerinnen der Firma apetito. Für deren Geduld und die Beantwortung all meiner Fragen bedanke ich mich hier nochmals recht herzlich.
Im ersten Teil (Richtige Ernährung bei Schluckstörungen) dieser Serie bin ich bereits darauf eingegangen, auf was bei der Ernährung bei Personen mit Schluckstörungen geachtet werden sollte. In diesem Teil möchte ich auf die Risiken einer Dysphagie eingehen.
Pflegenden Angehörigen in der häuslichen Pflege ist die nachfolgende Problematik sicherlich bekannt: Vielen Pflegebedürftigen mit Schluckbeschwerden ist ihre Krankheit und das damit verbundene ständige Verschlucken, Räuspern und Husten während des Essens peinlich. Sie trauen sich nicht mehr in Gesellschaft und mit der Familie zu essen. Soziale Kontakte werden immer weniger, ebenso das Selbstvertrauen.
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Aber nicht nur der soziale Rückzug ist eine große Beeinträchtigung. Vor allem auch die körperlichen Gefahren, die von einer Dysphagie verursacht werden, werden leider viel zu häufig nicht erkannt oder schlicht und ergreifend unterschätzt.
Folgen einer Schluckstörung sind:
- Verminderte Lebensqualität: Viele Dysphagiepatienten grenzen sich oft selbst aus dem sozialen Umfeld aus, da ihnen ihre Erkrankung peinlich ist. Der Freundes- und Bekanntenkreis wird immer kleiner. Es folgt ein Rückzug in die eigenen vier Wände ohne große Ansprache, was nicht selten mit Depressionen gekoppelt ist.
- Erstickungsanfälle und Atemnot: Jeder hat sich schon einmal verschluckt und musste dabei stark husten. Man kennt das Gefühl, am eigenen Essen fast ersticken zu müssen. Passiert das hin und wieder einmal, ist das keine Krankheit. Bei Dysphagiepatienten mit gestörtem Schluckreflex passiert dies jedoch ständig. Je nach Schwere der Dysphagie kann es zu schweren Erstickungsanfällen mit Atemnot bis hin zu Schwächeanfällen und Apathie kommen. Hier ist schnelle medizinische Hilfe notwendig.
- Angstzustände: Durch das Gefühl, dass das Essen im Hals stecken bleibt und die Angst an den steckengebliebenen Nahrungsteilen zu ersticken, bilden sich bei vielen Dysphagiebetroffenen unterschiedlich stark ausgeprägte Angstzustände. Das kann dazu führen, dass die Aufnahme von fester und flüssiger Nahrung vermieden oder gar ganz verweigert wird.
- Dehydrierung: Auch beim Trinken verschlucken sich Dysphagiepatienten recht schnell. Deshalb wird oft nur noch ganz wenig getrunken. Die Patienten dehydrieren (trocknen aus).
- Mangelernährung: Wie beim Trinken herrscht auch bei der Aufnahme von fester Nahrung das Problem des Verschluckens. Es wird zu wenig und oftmals das Falsche gegessen, mit der Folge einer Mangelernährung. Diese Mangelernährung kann zum einen zu Untergewicht führen zum anderen aber auch zu einem schweren Mangel an lebensnotwendigen Vitalstoffen.
- Antriebsschwäche: Resultierend aus der Mangelernährung und der Dehydrierung sind die Patienten erschöpft und antriebsschwach.
- Sturzgefahr: Zu wenig Bewegung schwächt die Muskeln und den ganzen Bewegungsapparat. Der Gang wird unsicher, was zu einem erhöhten Sturzrisiko führt.
- Bronchitis und Lungenentzündungen: Können Nahrungsteile nicht richtig geschluckt oder abgehustet werden, bleiben diese in den Atemwegen hängen, was das Entstehen einer Bronchitis oder von Lungenentzündungen begünstigt. Sehr kritisch sind auch sogenannte „Stille Aspirationen“, bei denen Nahrungsteile unbemerkt in die Lunge geraten sind. Unbemerkt deshalb, weil der Patient nicht husten muss und somit die Nahrungsteile nicht ordnungsgemäß abtransportiert werden und in der Lunge verbleiben. Wie gefährlich eine Lungenentzündung sein kann, sieht man daran, dass knapp 10 % der Schlaganfallüberlebenden im ersten Jahr an einer durch eine Schluckstörung ausgelösten Lungenentzündung sterben.
- Sondenernährung: Ist die Dysphagie bereits soweit fortgeschritten dass auf normalem Weg keine Nahrung und keine Flüssigkeit mehr aufgenommen werden kann, ist die Ernährung über Sonden notwendig.
Welche Maßnahmen können bei einer Schluckstörung Erleichterung schaffen
Da eine Schluckstörung lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann, ist es wichtig, auch vorbeugend zu handeln. Dazu gehört zum Beispiel, dass
- der Patient an einer Schlucktherapie teilnimmt
- die Kaumuskulatur und die Zungenfunktion trainiert wird
- unterstützende Ess- und Trinkhilfen verwendet werden
- die richtige Sitzposition beim Essen eingenommen wird
- die Ernährung angepasst wird, das bedeutet, dass Getränke, Suppen und Speisen angedickt werden und grobe Nahrung püriert/passiert und auf ungeeignete Speisen komplett verzichtet wird.
Diese Beispiele sind selbstverständlich abhängig vom Schweregrad und der Ursache der Dysphagie. Deshalb ist es wichtig, dass eine Schluckstörung vom Facharzt behandelt und die richtigen Therapien verordnet werden.
Richtige Ernährung bei Dysphagie
Wer an ausgeprägten Schluckbeschwerden (Dysphagie) leidet, sollte größte Sorgfalt bei der Auswahl seiner Nahrungsmittel walten lassen. So sind zum Beispiel stückige oder krümelige Nahrungsmittel für Menschen mit Schluckstörungen nicht geeignet.
Eine umfangreiche Auflistung, welche Lebensmittel geeignet sind und welche nicht und welche Möglichkeiten zum Andicken der Speisen es gibt, können Sie hier downloaden.
Eine weitere gute Alternative als Dysphagiekost sind auch Püreemenüs, die es auch als Tiefkühlprodukt zu bestellen gibt. Diese Menüs haben den Vorteil, dass sie nicht nur püriert sind, sondern auch dem Original-Lebensmittel in Form und Farbe nachempfunden sind. Die ansprechende Optik trägt dazu bei, den Appetit wieder anzuregen, weil es auch dem Betroffenen Freude macht, Lebensmittel in der ursprünglichen Form und Optik zu genießen, statt eines tristen Breis.
Neuerdings gibt es auch pürierte Salate und Brote. Das ist eine interessante Alternative, da die Salate sehr frisch und angenehm sind und das Brot ja sowieso zu unserer Ernährungskultur gehört. Brot und Salate fehlen den meisten Dysphagiepatienten in der Ernährung. Mehr dazu in meinem Beitrag “Schluckstörungen: Abwechslungsreiche Pürierkost für Frühstück, Mittag- und Abendessen“.
Häufige Fragen zur Schluckstörung (Dysphagie)
Eine Schluckstörung, auch Dysphagie genannt, bezeichnet eine Störung im Ablauf des Schluckvorgangs. Dabei können Nahrung und Flüssigkeiten nicht reibungslos vom Mund in den Magen transportiert werden, was häufig durch beeinträchtigte Muskeln oder Nerven verursacht wird.
Durch eine Dysphagie kann sich der Betroffene leicht verschlucken, was zu Erstickungsanfällen und ernsten Komplikationen wie Bronchitis oder Lungenentzündung führen kann. Eine unbemerkte „stille Aspiration“ von Nahrung in die Atemwege ist besonders gefährlich und kann lebensbedrohlich sein.
Schluckstörungen treten häufig nach neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, bei Demenz, durch altersbedingte Muskel- und Nervenschwäche oder durch bestimmte Krebserkrankungen auf. Auch schlecht sitzende Zahnprothesen oder Mundtrockenheit können eine Dysphagie begünstigen.
Typische Symptome sind Husten oder Räuspern während des Essens, häufiges Verschlucken, ein Gefühl von „Kloß im Hals“, Atemnot während des Schluckens und Schwierigkeiten beim Kauen oder Zerkleinern von Nahrung.
Zu den ernsten Folgen zählen Erstickungsanfälle, Mangelernährung, Dehydrierung, sozialer Rückzug, Angstzustände und ein erhöhtes Risiko für Lungenentzündungen durch Aspiration von Nahrungsteilen.
Um das Risiko des Verschluckens zu reduzieren, sollten Nahrungsmittel angedickt oder püriert werden. Krümelige und stückige Speisen sowie flüssige Getränke sollten vermieden oder angedickt werden, um den Schluckvorgang zu erleichtern.
Je nach Schweregrad können Schlucktherapien, Übungen zur Stärkung der Kaumuskulatur, spezialisierte Ess- und Trinkhilfen sowie das Einnehmen einer aufrechten Sitzposition während des Essens helfen. Eine regelmäßige ärztliche Betreuung ist wichtig, um die passende Therapie zu finden.
Angehörige können helfen, indem sie pürierte oder angedickte Speisen anbieten, Mahlzeiten appetitlich gestalten und darauf achten, dass der Betroffene langsam und in aufrechter Position isst. Zudem sollten sie Anzeichen einer Verschlechterung oder möglichen Aspiration frühzeitig erkennen und ansprechen.
Sobald regelmäßig Schwierigkeiten beim Schlucken auftreten, ist ein Arztbesuch ratsam, um mögliche Ursachen abzuklären und das Risiko schwerwiegender Folgen wie Lungenentzündung zu minimieren. Frühzeitige Diagnosen ermöglichen eine effektivere Behandlung.
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