
Demenz im Krankenhaus - Das sollten Angehörige wissen

Das Wichtigste in Kürze
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Besondere Bedürfnisse beachten: Demenzpatienten benötigen im Krankenhaus eine angepasste Betreuung, um Stress und Verwirrung zu minimieren.
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Kommunikation ist entscheidend: Klare, einfache Sprache und Geduld helfen, Missverständnisse zu vermeiden und Vertrauen aufzubauen.
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Familie als Unterstützung: Angehörige können eine wichtige Rolle bei der Betreuung übernehmen und dem Pflegepersonal wertvolle Informationen liefern.
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Routine bewahren: Gewohnte Abläufe und vertraute Gegenstände fördern das Wohlbefinden und verringern das Risiko von Unruhe oder Aggression.
So gehen Sie vor
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Vorbereitung ist alles: Informieren Sie das Krankenhauspersonal im Vorfeld über die Erkrankung und besondere Bedürfnisse des Patienten. Bringen Sie wichtige medizinische Unterlagen mit.
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Vertraute Gegenstände mitnehmen: Persönliche Dinge wie Fotos oder Lieblingskleidung helfen, das Krankenhausumfeld vertrauter zu gestalten.
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Klare Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich. Nutzen Sie einfache Sätze und achten Sie auf nonverbale Signale.
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Routine beibehalten: Versuchen Sie, gewohnte Tagesabläufe so gut wie möglich beizubehalten, um Orientierung zu bieten.
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Ansprechpartner sein: Bleiben Sie als Angehöriger möglichst oft präsent und fungieren Sie als Bindeglied zwischen Patient und Pflegepersonal.
Inhalt dieser Seite
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Das Wichtigste in Kürze
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So gehen Sie vor
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Worauf ist bei der Auswahl einer Klinik zu achten?
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Je nach Stadium der Demenz muss mit folgenden Reaktionen gerechnet werden
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Ist Rooming-In für pflegende Angehörige möglich?
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Was erleichtert Menschen mit Demenz den Krankenhausaufenthalt?
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Häufige Fragen zu Demenzpatienten im Krankenhaus
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Neueste Ratgeber
Worauf ist bei der Auswahl einer Klinik zu achten?
Für Menschen mit Demenz ist die gewohnte Umgebung sehr wichtig. Ist ein Krankenhausaufenthalt nötig, sollte dieser gut vorbereitet sein.
Obwohl unsere Gesellschaft immer älter wird und die Anzahl der demenziell veränderten Menschen stetig steigt, gibt es viel zu wenige Demenzstationen in Akutkliniken, die darauf eingestellt sind, Demenzpatienten optimal zu betreuen.
Das bedeutet für die pflegenden Familienmitglieder, dass sie selbst unter Umständen stark gefordert sind, wenn ihr dementer Angehöriger in eine Klinik eingewiesen wird. Aber noch mehr für den Erkrankten ist die Klinikeinweisung ein Desaster.
Der Mensch mit Demenz kennt sich oftmals nicht aus, weiß womöglich nicht, warum er im Krankenhaus ist, hat nicht selten Angst vor allem, was passiert und für absolut gar nichts eine Erklärung. Das Personal hat wenig Zeit für Erläuterungen, die Familie kann auch nicht dauerhaft anwesend sein.
Ideal sind Krankenhäuser mit eigenen Demenzstationen oder Geriatrieabteilungen. Man sollte davon ausgehen können, dass in diesen Kliniken das Personal entsprechend auf Demenzerkrankungen und das Verhalten dementer Patienten geschult ist.
Außerdem kann erwartet werden, daß in Spezialkliniken die Einrichtung und Gestaltung der Demenzstationen auf die speziellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt ist, denn Demenzpatienten verhalten sich meist ganz anders, als wir es von gesunden Menschen gewohnt sind.
Je nach Stadium der Demenz muss mit folgenden Reaktionen gerechnet werden
Leider werden demente Patienten im Krankenhaus vom Personal und den Mitpatienten meist als Störfaktor betrachtet. Demenzerkrankte brauchen wesentlich mehr Betreuungs- und Behandlungszeit, die das Personal nicht hat. Ihr Verhalten ist oft befremdlich und Mitpatienten als auch Personal verstehen nicht, was in dem dementen Kopf vorgeht.
- Dementen Menschen fehlt die Orientierung. Sie wissen oft nicht mehr wo sie sind und neigen deshalb zur Bettflucht, da sie ihr Zuhause suchen. Extra-TIPP: Gute Hilfsmittel für Nachtwanderer sind Alarmtrittmatten oder ein Bettkantenalarm.
- Es ist damit zu rechnen, dass sie sogar das Krankenhausgelände verlassen.
- Um das ungewollte Verlassen des Betts zu verhindern, dürfen Krankenhäuser den Patienten weder anbinden noch Gitter am Bett anbringen. Beides zählt zu den freiheitsentziehenden Maßnahmen, welche nur erlaubt sind, wenn eine richterliche Genehmigung vorliegt. Eine Vorsorge- oder Generalvollmacht der pflegenden Angehörigen reicht nicht aus, um dem Krankenhauspersonal zu erlauben, Bettgitter anzubringen. Deshalb müssen andere Maßnahmen getroffen werden.
- Das unkontrollierte Verlassen des Betts kann dazu führen, dass der Patient stürzt oder dass z.B. Schläuche, Katheter, Infusionen usw. herausgerissen werden. Dadurch sind Verletzungen und Brüche vorprogrammiert.
- Das Denk- und Urteilungsvermögen ist eingeschränkt, man spricht auch von einer eingeschränkten Alltagskompetenz. Sie sind mit der neuen Situation überfordert und können sie nicht einschätzen.
- Der ungewohnte Tagesablauf, die fremde Umgebung und die unbekannten Menschen können beim Patienten Stress auslösen.
- Mitpatienten werden „belästigt“, da die Demenzerkrankten Hilfe suchen. Oftmals stellen sie ständig ein und dieselbe Frage.
- Menschen mit Demenzerkrankungen vergessen die Anweisungen, die sie vom Krankenhauspersonal erhalten haben oder sie verstehen diese nicht. Das führt dazu, dass z.B. verordnete Medikamente nicht genommen werden.
- Die ungewohnte Umgebung kann Unruhe und Aggressivität auslösen
- Es kann vorkommen, dass Patienten das Essen oder Trinken vergessen oder gar verweigern, was zu einer Mangelernährung führen kann.
All diese Faktoren beeinträchtigen den dementen Menschen und können seinen Gesamtzustand verschlechtern. Deshalb sollte versucht werden, den Klinikaufenthalt für den Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten und ihn aber auch so schnell wie möglich wieder in die häusliche Umgebung und Pflege übernehmen.
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Ist Rooming-In für pflegende Angehörige möglich?
Doch gerade bei Demenz ist eine Betreuung durch einen Angehörigen in der Klinik so wichtig. Wer über eine Krankenhauszusatzversicherung versichert ist, hat nicht nur Anspruch auf eine Chefarztbetreuung und andere Leistungen, sondern auch auf ein Einbettzimmer, was beste Voraussetzungen für ein Rooming-In bietet.
Die Kostenübernahme für das RoomingIn ist hier geregelt § 11 Abs. 3 SGB V.
RoomingIn bedeutet, dass ein Angehöriger rund um die Uhr im Krankenzimmer des Patienten mit untergebracht ist. Normalerweise sind gesetzlich versicherte Patienten in Mehrbettzimmern untergebracht, was für Demenzerkrankte jedoch eher kontraproduktiv ist.
Der demente Mensch mit seinem erhöhten Betreuungsbedarf kann über ein RoomingIn in einem Einzelzimmer durch seinen Angehörigen optimal versorgt, beaufsichtigt und gepflegt werden.
Achtung: Jedes Krankenhaus und jede gesetzliche Krankenversicherung handhabt das RoomingIn anders.
Klären Sie mit Ihrer gesetzlichen Krankenkasse bzw. privaten Krankenhauszusatzversicherung ab:
- Welche Kosten werden übernommen
- Welche Bescheinigungen sind über die Notwendigkeit Ihrer Mitaufnahme im Krankenhaus notwendig
Was erleichtert Menschen mit Demenz den Krankenhausaufenthalt?
Für Menschen mit Demenz ist ein Krankenhausaufenthalt eine besondere (ungewohnte) Situation. Deshalb benötigen sie im Krankenhaus auch eine besondere Versorgung. Die Angst des Betroffenen kann daher unendlich groß sein. Sie können jedoch helfen, indem Sie einige Aspekte beachten:
- Bei der Einweisung sollten Sie unbedingt dabei sein.
- Dem Personal können Sie erklären, dass es sich um ein Familienmitglied mit Demenzerkrankung handelt (Schämen Sie sich bitte dafür nicht, Sie können nichts dafür! Es ist jedoch wichtig, dass das Krankenhauspersonal davon erfährt, denn so mancher Mensch mit Demenz kann seine Erkrankung wunderbar verstecken und seine Defizite mit Floskeln und pfiffigem Auftreten „unsichtbar“ scheinen lassen. Das Personal wäre dann getäuscht und würde dann keine Rücksicht darauf nehmen, was fatale Folgen haben könnte.)
- Bei wichtigen Untersuchungen sollten Sie dabei sein. Dann können Sie auch erklären, was jetzt passieren wird. Zum Beispiel Blutentnahme, Kernspin o.ä.
- Das Personal sollten Sie darauf aufmerksam machen, dass es notwendige Tabletteneingaben unbedingt begleitet und die tägliche Trinkmenge kontrolliert. Es kann sonst vorkommen, dass alle Tabletten im Schubfach landen und die einmal hingestellte Wasserflasche am dritten Tag noch immer unangetastet auf dem Nachttisch steht. Notieren Sie ein Datum auf der Flasche!
- Persönliche Gegenstände, die der Demenz-Kranke kennt, können ein klein wenig Vertrautheit zurückbringen.
- Rooming-In einer Begleitperson ist eine große Hilfe für den Patienten und das Krankenhauspersonal.
- Möglichst viel Unterstützung und Betreuung durch die Angehörigen. Hierunter fällt das Verabreichen von Essen und Getränken, Ablenkung durch Gespräche oder Vorlesen.
- Andere Patienten darüber informieren, dass der Angehörige eine Demenzerkrankung hat. Das fördert zum einen das Verständnis für den Demenzpatienten zum anderen vielleicht auch die Bereitschaft, Hilfe zu leisten wenn der Patient alleine ist.
- Krankenhäuser bieten zum Teil geschulte ehrenamtliche Mitarbeiter zur zusätzlichen Betreuung der Demenzpatienten an.
- Es sollte trotz Krankenhausumgebung versucht werden, dass eine Alltagsstruktur für die Senioren mit Demenz geschaffen wird. Dies kann über Beschäftigungstherapien, Demenzübungen, Gedächtnistraining und andere feste Rituale herbeigeführt werden.
- Kaufen Sie keine neue Wäsche, keinen neuen Schlafanzug oder Morgenmantel. Womöglich erkennt ihr dementes Familienmitglied diese Sachen nämlich nicht als die eigenen und verweigert dann das Anziehen. Gehen Sie diesem nicht seltenen Problem aus dem Weg, indem Sie Lieblingsstücke mit ins Krankenhaus geben.
Häufige Fragen zu Demenzpatienten im Krankenhaus
Demenzpatienten sind auf ihre gewohnte Umgebung angewiesen, und das Krankenhaus kann ihnen fremd und beängstigend erscheinen. Oft sind sie orientierungslos und verstehen den Grund für ihren Aufenthalt nicht, was Unsicherheit und Unruhe auslösen kann.
Ideal sind Krankenhäuser mit spezialisierten Demenzstationen oder Geriatrieabteilungen, in denen das Personal auf Demenzpatienten und ihre Bedürfnisse geschult ist und die Stationen entsprechend gestaltet sind.
Nein, freiheitsentziehende Maßnahmen wie Bettgitter oder Fixierung dürfen nur mit einer gerichtlichen Genehmigung erfolgen. Eine Vorsorge- oder Generalvollmacht reicht nicht aus, um solche Maßnahmen zu genehmigen.
Rooming-In bedeutet, dass ein Angehöriger im Krankenhauszimmer des Patienten untergebracht wird. Das kann helfen, den Patienten durch vertraute Personen zu beruhigen und Unterstützung in der Betreuung zu bieten.
Das Personal sollte sicherstellen, dass Demenzpatienten ihre Medikamente einnehmen, ausreichend trinken und gegebenenfalls bei Untersuchungen Unterstützung durch Angehörige erhalten. Eine regelmäßige Kontrolle kann verhindern, dass der Patient wichtige Anweisungen vergisst oder verwirrt wird.
Persönliche Gegenstände wie ein bekanntes Kissen oder Kleidung, ein gut strukturierter Tagesablauf und Besuche von Angehörigen können helfen, den Patienten zu beruhigen. Auch ein Einzelzimmer kann durch weniger Reize und weniger fremde Personen zur Entspannung beitragen.
Eine Kurzbiografie kann dem Personal helfen, den Patienten besser zu verstehen und auf ihn einzugehen. Angaben zu Lebensgewohnheiten, Vorlieben und Besonderheiten erleichtern eine individuelle und einfühlsame Betreuung.
Das hängt von den Richtlinien des Krankenhauses und den Bestimmungen der Krankenkasse ab. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten für das Rooming-In bei medizinischer Notwendigkeit, und eine Klärung im Vorfeld ist empfehlenswert.
Die ungewohnte Umgebung, unbekannte Personen und der veränderte Tagesablauf können bei Demenzpatienten Stress und Angst auslösen, was sich in Unruhe oder aggressivem Verhalten äußern kann.
Informationen und Unterstützung bieten die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Selbsthilfegruppen sowie der Wegweiser Demenz des Bundesministeriums für Gesundheit. Diese bieten auch Rat für Notfallsituationen und spezielle Pflegefragen.
Hat Ihnen etwas gefehlt? Schreiben Sie uns gerne!
Vielen Dank für Ihr Feedback! Gibt es noch weitere Themen, die Sie interessieren? Schreiben Sie uns gerne.
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0 Kommentare zu „Demenz im Krankenhaus ✔️ Das sollten Angehörige wissen“
Hallo Herr Beier,
vielen Dank für Ihre nützlichen Tipps, die ich schon öfters wahrgenommen habe.
Da meine Mutter an Parkinson und Demenz erkrankt ist, haben wir vor die bevorstehende Knie OP abzusagen, da Coronabedingt kein “Rooming in” möglich ist. Haben Sie einen Tipp, wie wir die OP und danach noch 3 Wochen Reha trotz
Corona bewältigen können?
Einen klassischen Tipp kann ich Ihnen hier leider auch nicht geben.
Wenn die OP nicht zwingend notwendig ist, verstehe ich Sie vollkommen, dass Sie die OP verschieben möchten, hier kann bei der Schmerzbehandlung ein Schmerztherapeut sicherlich eine große Hilfe sein.
Wenn Sie Bedenken haben, sprechen Sie gerne mit dem Arzt im Krankenhaus, vielleicht kann dieser Ihre Bedenken ausräumen. Auch der Sozialdienst im Krankenhaus kann Ihnen Wege und Möglichkeiten aufzeigen, wie Ihre Mutter trotz Ihrer Abwesenheit betreut werden kann.