
Der Pflegebedarf in Deutschland wächst. Während in 2013 rund 2,6 Millionen Menschen pflegebedürftig waren und laut Ärzte-Zeitung 30.000 Pflegefachkräfte fehlten, wird für 2030 ein Anstieg auf rund 3,3 Millionen Pflegefälle sowie ein Fachkräftemangel von 175.000 Personen prognostiziert.
Natürlich sind solch lineare Hochrechnungen für den Pflegebedarf mit Vorsicht zu genießen, denn wer weiß schon, was in 15 Jahren der Fall sein wird, wie viele neuausgebildete Pflegekräfte tatsächlich hinzukommen und wie sich die Zahl der Pflegebedürftigen letztlich entwickeln wird?
Tatsache ist allerdings, dass wir einen momentanen Fachkräftemangel im Pflegesektor haben und dieser irgendwie kompensiert werden muss.
In diesem Zusammenhang drängt vor allem der Arbeitgeberverband dazu, mehr ausländische Pflegekräfte, deren Anzahl mittlerweile auf zwischen 300.000 bis 400.000 Menschen inklusive Dunkelziffer geschätzt wird, kompensatorisch zu beschäftigen.
Dabei stellt sich jedoch die Frage, inwieweit dies tatsächlich eine Lösung des Problems sein kann.
Pflegebedarf abdecken – Arbeitsmigrantinnen in der 24-Stunden Pflege
Besonders prominent heutzutage ist das sogenannte 24-Stunden-Pflege-Modell. Hierbei geht es darum, ausländische Pflegekräfte für die häusliche Pflege zu engagieren, die eine pflegebedürftige Person dem Anspruch nach rund um die Uhr betreuen sollen. (Hier muss jedoch gesagt werden, dass es unmöglich und illegal ist, die PflegehelferInnen 24 Stunden am Tag in Anspruch zu nehmen.)
Die Idee dahinter ist zunächst eine weitgehend ökonomische, denn die ausländischen ArbeitsmigrantInnen sind zumeist deutlich günstiger als hiesige ambulante Pflegedienste. Manche Vergleiche gehen sogar davon aus, dass der Unterschied bei einer Vollzeitversorgung pro Monat zwischen 2.500 und 5.000 Euro liegt.
Indes gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten, ausländische Haushaltshilfen zu beschäftigen.
Selbstständige Arbeitskräfte
Die womöglich prekärste Option ist die Einstellung selbstständig tätiger Kräfte. Dies einfach deshalb, weil es sich hier oftmals um eine Scheinselbstständigkeit handelt, die letztlich für beide Seiten strafbar ist.
Arbeitgebermodell
Eine andere Option ist es, selbst Arbeitgeber zu werden und eine Pflegekraft aus Polen oder anderen osteuropäischen Ländern in Vollzeit einzustellen – und zwar mit allen dazugehörigen Rechten und Pflichten.
Entsendemodell
Die dritte Möglichkeit besteht schließlich darin, ArbeitsmigrantInnen über eine Vermittlungsagentur auszuwählen, die ihrerseits die Arbeitskräfte von ausländischen Unternehmen rekrutiert, bei denen sie auch offiziell eingestellt sind.
Dies ist eine völlig legale Technik, wobei auf die Seriosität der Vermittlungsagenturen besonders geachtet werden sollte, da manche von ihnen die Pflegehilfen schlicht auszubeuten neigen.
Die sogenannte 24-Stunden Pflege stellt für viele betroffene Haushalte die einzige Alternative zum Pflegeheim dar. Die Bedürftigen können so vergleichsweise kostengünstig in den eigenen vier Wänden versorgt werden, wodurch ihnen vor allem eine hohe Lebensqualität erhalten bleibt.
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Ob der Fachkräftemangel allerdings durch diese Modelle kompensiert werden kann, ist in Fachkreisen zumindest strittig. So prognostiziert das Statistische Bundesamt etwa, dass dem steigenden Pflegebedarf auch in Zukunft nicht genügend Personal zur Verfügung stehen wird und dass auch ausländische Pflegerinnen und Pfleger dies nicht werden ausgleichen können, da deren Anzahl sowohl im Pflegebereich als auch in der Gesamtwirtschaft – weil ja der demografische Wandel auch im Ausland stattfindet – entgegen der Alltagswahrnehmung eigens rückläufig ist. Stattdessen fordern die Experten eher einschlägige politische Maßnahmen.
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Quelle Bildmaterial: Fotolia #27508970 © Gina Sanders
Gemeinsam mit seiner Frau betreut Otto Beier seit 2012 seine pflegebedürftigen Eltern und Schwiegereltern. Er gibt Insider-Tipps für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen und schreibt als Pflegender – direkt von der Front – über seine Erfahrungen mit dem Pflegedschungel.
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