Gewalt in der Pflege – das kann ganz unterschiedlich aussehen. Betroffen sind pflegebedürftige Menschen ebenso wie Pflegende. Wie hoch die Zahl derer ist, die Gewalt erfahren, darüber gibt es keine Statistiken.
Doch dass Gewalt ein relevantes Thema in der Pflege ist, darüber sind sich die Experten einig. „Es ist schwierig, die Häufigkeit von Gewalt in der Pflege zu erforschen. Das hat mehrere Gründe: Gewalt kommt in ganz unterschiedlicher Art vor und wird nicht immer als solche erkannt. Außerdem kommt es vor, dass über Vorfälle nicht gesprochen wird“, berichtet Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP). Die gemeinnützige Stiftung beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren in ihren Forschungen intensiv mit dem Thema.
Hinzu kommt, dass die Pflegebedürftigen häufig nicht direkt befragt werden können, wie z.B. Menschen mit demenziellen Erkrankungen.
Definition: Gewalt in der Pflege
Doch nicht nur die Zahl derjenigen, die von Gewalt in der Altenpflege betroffen sind, ist schwer zu fassen. Auch eine feste Definition, wo Gewalt anfängt, gibt es nicht.
Nicht erst dann wenn Pflegebedürftige oder genauso Pflegende körperliche Gewalt erfahren, sprechen die Experten von Gewalt in der Pflege. Vielmehr zählen neben der körperlichen Gewalt auch psychische Gewalt, Vernachlässigung, intime Übergriffe oder die finanzielle Ausnutzung zur Gewalt.
Formen von Gewalt
Gewalt in der Pflege kann manchmal erst bei genauem Hinschauen erkannt werden. Und Gewalt kann viele Gesichter haben. Doch welche Arten von Machtmissbrauch und Gewalt in der Pflege gibt es?
✚ Gewalt in Form von Schmerzen zufügen
Physische Schmerzen zufügen ist wohl die gängigste Vorstellung von Gewaltanwendung. Dazu zählen:
- Schlagen, kratzen, derb oder viel zu fest anfassen
- In eine unbequeme und schmerzhafte Sitz- oder Liegeposition bringen, was zu offenen Druckgeschwüren (Dekubitus) führen kann.
- Grobes, schmerzhaftes und unachtsames Vorgehen bei körperlichen Pflegemaßnahmen. Dazu gehört auch zu heißes oder zu kaltes Duschen, schmerzhaftes Waschen des Körpers, reißen und zupfen beim Haare kämmen usw.
Anzeichen, die auf körperliche Gewalt hindeuten können
Körperliche Misshandlungen können an Hautabschürfungen, Kratzern, Platzwunden erkannt werden. Festhalten und schlagen hinterlässt häufig blaue Flecken oder Griffspuren an den Armen und Handgelenken.
Nicht immer ist physische Gewalt auch eine absichtliche Handlung. Manchmal geschieht diese auch aus Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit. Pflegende sollten deshalb regelmäßig ihre eigenen Handlungen überprüfen und den Hilfebedürftigen beobachten, ob er Schmerzen äußert.
✚ Gewalt in Form von freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM)
Freiheitsentziehende Maßnahmen sind verboten bzw. dürfen nur mit Einwilligung des Pflegebedürftigen oder einem richterlichen Beschluss angewendet werden.
Zu den freiheitsentziehenden Maßnahmen gehören:
- Hochziehen der Bettgitter
- Gewaltsames Festhalten des Pflegebedürftigen
- Anbringen von Stecktischen am Rollstuhl
- Anschnallen und festbinden an den Beinen, Händen oder dem Bauch mit Fixiergurten.
- Den Hilfebedürftigen am Verlassen des Raums oder des Hauses hindern, indem er z.B. eingeschlossen wird.
- Wegnahme von Hilfsmitteln wie Rollator, Stock usw., mit denen der Patient mobil wäre und das Haus verlassen könnte.
- Einsatz von dämpfend wirkenden Medikamenten die keinerlei medizinische Notwendigkeit haben, wie z.B. Schlafmittel oder Psychopharmaka.
Ein ganz persönliches Beispiel: Meine Mutter hatte sich im hohen Alter einen Oberschenkelbruch zugezogen und musste mehrfach operiert werden. Aus Angst, dass sie vielleicht aus dem Bett fallen könnte, wollte sie, dass nachts das Bettgitter hochgezogen wird. Das geschah auf ihren eigenen Wunsch und ist deshalb keine freiheitsentziehende Maßnahme.
Nützliche Alltagshilfen: Wenn Menschen angegurtet oder angeschnallt sind, dann möchten sie sich natürlich befreien. Sie zerren und reißen an den Bändern. Das hinterlässt Abdrücke und Fesselspuren auf der Haut im Hand- und Fußbereich. Menschen, die durch Medikamente ruhiggestellt wurden, sind benommen, erkennen oftmals die Angehörigen nicht mehr, wissen nicht wie spät es ist usw. → Mein Lese-TiPP: Freiheitsentziehende Maßnahmen in der Pflege Jeder Mensch hat einen respektvollen Umgang verdient. Es trifft jeden hart, wenn er schlecht und würdelos behandelt wird und bringt ganz schnell ein aggressives Verhalten mit sich. Zu einem abschätzigen Verhalten gehören, wenn man den Hilfebedürftigen: Verwahrlosung und Vernachlässigung ist beides sehr schlimm und entwürdigend für einen hilfebedürftigen Menschen. Dazu gehören, dass dem Pflegebedürftigem: Verschlechterung des Allgemeinzustandes aufgrund von falscher Verabreichung der Medikamente. Bei zu geringer Nahrungszufuhr können Mangel- und Unterernährung entstehen, was sehr gefährlich sein kann. Eine Unterernährung kann einfach daran erkannt werden, dass die Kleider zu weit werden. Allerdings können gerade im fortgeschrittenem Alter auch noch andere Ursachen eine Unter- oder Mangelernährung auslösen, die rein gar nichts mit einer schlechten Pflege zu tun haben. Bei einem Flüssigkeitsmangel tritt eine Dehydrierung auf. Das ist schnell an einem dunkleren Urin zu erkennen. Werden die Windeln und die Kleider zu wenig gewechselt, riecht man das. Im schlimmsten Fall riecht man die „übergelaufenen“ Windeln nicht nur, sondern sieht es auch an der nassen Kleidung. Außerdem können dadurch auch weitere Probleme wie wunde Stellen oder Dekubitus entstehen, weil die Haut ständig feucht und nass ist. → Mein Lese-TiPP: Tipps zum Vorbeugen gegen Hautschäden Sexuelle Übergriffe können sowohl vom Pflegenden gegenüber dem Hilfebedürftigen stattfinden, aber auch anders herum. Oftmals meinen Patienten, sie könnten die Pflegeperson sexuell bedrängen oder erniedrigen. Intime Übergriffe sind: Auch hier können Druckstellen oder blaue Flecken am Körper zu finden sein, aber auch Verletzungen im Intimbereich. → Mein Lese-TiPP: Einhaltung der Elternwürde bei der Intimpflege Immer wieder hört man, dass Mitarbeiter eines Pflegeheims die Bewohner zu finanziellen Leistungen zwingen. Aber auch in der häuslichen Pflege wird öfter Vermögen unrechtmäßig unterschlagen und zur Seite gebracht. Zur finanziellen Ausnutzung gehören deshalb: Zu den oben genannten physischen Anzeichen, können auch psychische Veränderungen eines Pflegebedürftigen auf eine Gewalt in der Altenpflege hinweisen. Auf diese Anzeichen sollten Sie achten: Bei den psychischen und emotionalen Veränderungen des Hilfebedürftigen denkt man vermutlich nicht zuerst an Gewalt. Ältere Menschen müssen häufig viele Medikamente (man spricht dann von einer Multimedikation) einnehmen, was auch ein Grund für ein verändertes Verhalten mit sich bringen kann. Auch bei einer Demenz ist nicht selten eine Wesensveränderung zu erkennen. Und oftmals reicht auch ganz schlichter Frust über die eigene Situation und Hilflosigkeit, die einen schlecht gelaunt sein lassen. Die Veränderungen sollten deshalb hinterfragt werden. Gewalttätiges Verhalten kann sowohl in der häuslichen als auch in der stationären Pflege vorkommen. Die Ursachen können ganz unterschiedlicher Natur sein. Meist ist jedoch nicht nur ein Punkt ausschlaggebend, sondern die Summe von mehreren Faktoren. Einen Angehörigen zu pflegen, ist eine Ausnahmesituation. Die wenigsten sind darauf vorbereitet und werden oftmals von einem Tag auf den anderen ungewollt aus ihrem normalen Leben herausgerissen. Nichts ist heute mehr so wie es gestern war. Unsere Favoriten Erschwerend kommt hinzu, dass die wenigsten Angehörigen eine Pflegeausbildung haben. Deshalb arbeiten wir Pflegenden mit Kraft, wo professionelles Pflegepersonal mit Technik arbeitet. → Mein Lese-TiPP: Checkliste – Häusliche Pflege Mein Tipp: Nehmen Sie eine kostenlose Pflegeschulung in Anspruch. Man wird Ihnen zeigen, wie Sie vieles einfacher handhaben können und beantwortet Ihnen auch alle Fragen rund um das Thema Pflege eines Angehörigen. Überlastung der Pflegeperson ist ein häufiges Problem in der Pflege. Warnsignale für eine Überlastung der Pflegeperson können sein: Vermehrte Gereiztheit oder Aggressivität, Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Herzrasen uvm. → Mein Lese-TiPP: Hilfe und Unterstützung für pflegende Angehörige. Um einer Überforderung vorzubeugen, sollten Sie rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen: Gewalt in der Pflege – das ist sowohl in der professionellen Pflege – etwa im Pflegeheim – als auch für pflegende Angehörige eine große Herausforderung. Um Gewalt in der Pflege möglichst zu vermeiden, sollten sich Pflegende und Pflegebedürftige präventiv mit der Thematik auseinandersetzen. Gewaltanwendung im Pflegeheim: So gaben in verschiedenen Studien zwischen 40 und 72 % der Beschäftigten in Pflegeeinrichtungen an, dass sie sich mindestens einmal so verhalten haben, dass es in der Studie als Misshandlung oder Vernachlässigung eingestuft wurde. Doch auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeeinrichtungen selbst erfahren Gewalt. Oftmals sind sie verbalen Angriffen, seltener körperlicher Gewalt ausgesetzt. Gewaltanwendung in der häuslichen Pflege: In der Pflege durch Familienmitglieder gibt es ebenfalls Gewalt von beiden Seiten. In einer ZQP-Studie berichteten 2018 Auf der Website Pflege-Gewalt.de erhalten Sie Tipps zur Prävention von Gewalt in der Pflege. Ebenso finden Sie dort auch Erstanlaufstellen in Notsituationen, wie etwa das PflegeNotTelefon Schleswig Holstein. Die Experten am Telefon helfen Opfern von Gewalt in der Pflegesituation – egal ob Pflegebedürftige oder Pflegende. Außerdem finden Sie dort auch einen sehr guten Ratgeber. Aber auch andere Institutionen bieten telefonische Unterstützung in Krisensituationen. In fast jedem Bundesland gibt es entsprechende Anlaufstellen. Alternativ können Betroffene sich sowohl präventiv als auch in der Notsituation an eine Pflegeberatung wenden, die sowohl telefonisch als auch aufsuchend bei den Familien zu Hause beraten und unterstützen. Das Pflegeberatungsgespräch ist kostenfrei für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Kosten trägt die jeweilige Pflegekasse oder -versicherung. Auch Pflegestützpunkte in den Bundesländern beraten kostenfrei und neutral. Ein entlastendes Gespräch kann manchmal schon helfen, die Situation zu Hause zu entschärfen, Stress wegzunehmen und Kommunikationsstörungen zwischen Pflegebedürftigen und Pflegenden zu beheben. Denn Überforderung und Probleme in der Kommunikation miteinander sind häufig mitverantwortlich für Gewalt in der Pflege. Quelle: Pflege-gewalt.de Tipps zu: Pflegegeld + Pflegeleistungen, Kosten + Zuschüssen Tragen Sie sich jetzt für unseren kostenlosen Newsletter ein, damit Sie sich zukünftig im Pflegedschungel zurecht finden. Unser Newsletter erscheint 1-2 Mal pro Monat. Quelle Bildmaterial:#Canva-Member © von Highwaystarz-Photography von Getty Images Helga Henzler war lange Jahre selbst pflegende Angehörige und hat ihre Eltern gepflegt. Durch die vielen Jahre an Erfahrung “aus erster Hand” verfügt sie über ein umfassendes Wissen im Bereich der Nächstenpflege. Als ausgebildete Autorin schreibt sie Fachbeiträge unter anderem für Pflege-durch-Angehörige.de und bereichert mit Ihrer umfassenden Erfahrung und Expertise unsere Themenwelt.
Kostenlose Pflegehilfsmittel für bis zu 40 Euro pro Monat ! - incl. Reinigungs- und Desinfektionstücher!
Treppenlifte – Mit Pflegegrad bis 4.000 Euro Zuschuss !
Nachträglicher Einbau Badewannentüre – Innerhalb weniger Stunden !
Treppensteighilfe – Sicher die Treppe rauf + runter. Mit 4.000 € Zuschuss
Anzeichen, die auf freiheitsentziehende Maßnahmen hindeuten können.
✚ Gewalt in Form von respektlosem Verhalten
✚ Gewalt in Form von Vernachlässigung
Anzeige | Produktvorstellung
Anzeichen von Vernachlässigung
✚ Gewalt in Form von intimen Übergriffen
Anzeichen von intimen Übergriffen
✚ Gewalt in Form von finanzieller Ausnutzung
Was kosten Pflegekräfte aus Osteuropa?
Die Kosten für 24-Stunden-Pflegekräfte sind abhängig von der Qualifikation und den Deutschkenntnissen.
Hier kostenlos und unverbindlich bis zu 3 Anbieter vergleichen.
Psychische Veränderungen des Pflegenden bei häuslicher Gewalt
Was sind die Ursachen für Gewalttätigkeiten in der Pflege?
Seniorenumzüge. Mit Pflegegrad bis zu 4.000 Euro Zuschuss
Hausnotruf & Mobiler Notruf. Mit Sturzsensor | Personenortung uvm.
Erweiterbarer Aufstehsessel. Anpassbar für jede veränderte Pflegesituation
Wie können sich Pflegende vor Überlastung schützen?
Häufigkeit von Gewalt in der Altenpflege
Hilfe für Betroffene
Anzeige | Produktvorstellung
Weitere Beiträge zum Thema Pflege
Kostenloser Newsletter.
Beste Insider-Tipps!
Kurzzeit- u. Verhinderungspflege, Fehler bei MDK-Begutachtung, Entlastungsbetrag, Gesetzesänderungen uvm.
Quelle Bildmaterial:#Canva-Member © for free, div. Design ohne Titel